Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
Vom Netzwerk:
innersten Wesen gehört. Meine Tochter würde lieber sterben, als einen Schritt vom einmal gewählten Weg abzuweichen. Wie Ihr wißt, hatten die Waliser noch nie einen Sinn fürs Praktische. Es gehört zu ihrer Tradition, für ihre innerste Überzeugung in den Tod zu gehen.«
    »Wer am Hof aus dem Rahmen fällt, zieht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich«, warf Richard ein. »Das ist nun einmal so, und das kann Schande oder sogar den Tod bringen.«
    »Keely braucht einen Ehemann, der stark genug ist, um für ihre Sicherheit zu sorgen – selbst gegenüber der Königin«, antwortete der Herzog. »Wenn Ihr dazu nicht fähig seid, tretet zur Seite. Ich finde einen anderen, der dazu fähig ist.«
    Bei dieser Beleidigung zuckte Richard zusammen, sagte aber nichts darauf.
    »Ist die Hochzeit noch ein Thema?« fragte Herzog Robert.
    »Ja.« Ohne ein weiteres Wort drehte Richard sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
    Schmunzelnd blickte Herzog Robert ihm nach. »Jungspunde wie du glauben, sie wüßten bereits alles«, murmelte er zufrieden. »Devereux, du bist gerade dabei, eine schwere Lektion zu lernen. Wenn eine Frau das Herz eines Mannes stiehlt, gehören seine Unabhängigkeit und sein Seelenfrieden der Vergangenheit an.«
    Der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite, als Keely zum verabredeten Zeitpunkt um zehn Uhr in den Hof trat. Von der strahlenden Sonne besiegt, hatte sich der Morgennebel aufgelöst, und eine sanfte Brise streichelte ihr Gesicht und spielte mit dem Saum ihres Mantels.
    Keely trug einen violetten Wollrock und eine weiße Leinenbluse unter ihrem schwarzen Wollumhang. Ihr ebenholzschwarzes Haar hatte sie in der Mitte gescheitelt und zu einem dicken Zopf geflochten, den sie in einem Knoten trug.
    »Noch mal einen schönen guten Morgen«, grüßte Richard sie mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht. »Deine Schönheit versüßt mir den Tag.«
    Keely errötete und erwiderte sein Lächeln. Unter ihren dichten, dunklen Wimpern hervor bewunderte sie seine männliche Erscheinung. Der Graf war ganz in Schwarz gekleidet. Er erinnerte sie an einen wunderschönen Raubvogel und erschien ihr viel edler und bewundernswerter als diese Hofschranzen mit oben rot geschminkten Wangen.
    »Du solltest nicht im Männersattel reiten«, wandte Richard ein, als er sie auf Merlin hob. »Englische Damen pflegen im Damensattel zu reiten.«
    »Wir Waliserinnen sind nicht so zimperlich«, antwortete Keely. »Ich liebe es, Merlin zwischen den Beinen zu spüren. Anders könnte ich gar nicht reiten.«
    Richard trieb es die Röte ins Gesicht. So unschuldig sie dies gesagt hatte, es hatte ihn erregt. Er starrte sie an, aber Keely lächelte nur ihr schwer deutbares Lächeln. War ihr klar, wie anzüglich diese Bemerkung war? Keine Frau von achtzehn Jahren konnte so unbedarft sein, oder?
    Keely und Richard wandten ihre Pferde nach Nordosten und ritten gemächlich den Strand hinunter. Die Stadt London lag östlich von Talbot House.
    »Deine Lippe sieht heute viel besser aus«, bemerkte Richard. Und etwas später: »Weißt du eigentlich, daß Merlin eine Stute ist?«
    »Ja. Wie heißt dein Pferd?«
    »Es hat keinen Namen.«
    »Jedes Wesen braucht einen Namen.« Keelys vorwurfsvoller Ton war unmißverständlich.
    Richard musterte sie aus den Augenwinkeln. »Gib du ihm einen Namen, Schatz.«
    Keely betrachtete seinen bildschönen Rappen, überlegte kurz und meinte: »Pfeffer.«
    Richard kicherte. »Pfeffer ist kein passender Name für das Pferd eines Grafen.«
    »Du brauchst einen Namen, der auch für einen Menschen geeignet wäre?«
    Richard nickte.
    »Warte, wie wär‘s mit Blödel?«
    Richard fuhr herum und blickte in ihr schelmisch lächelndes Gesicht. Nun mußte auch er lachen. »Schwarzer Pfeffer soll er heißen.«
    Während sie den Strand entlangritten, zeigte ihr Richard, was es an Sehenswürdigkeiten gab. Links kamen sie an Leicester House vorbei, das durch die Milford-Treppen von Arundel House getrennt war. Rechts befand sich Durham House, wo Edward VI. und Jane Grey gelebt hatten, nicht zur selben Zeit, versteht sich. Weiter oben ragte Westminster Hall und die Westminster Abbey empor. Dort lag der alte König Heinrich neben seiner geliebten Königin, Jane Seymour, begraben.
    Bei Charing Cross schwenkten Richard und Keely nach rechts und ritten nach London hinein. Hier nun wurde das Gedränge in den Straßen zusehends dichter, so daß sie gezwungen waren, sich vorsichtig ihren Weg durch die

Weitere Kostenlose Bücher