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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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Wahrheit. Zieh das an.«
    Henry streifte über seine eigene Kleidung einen abgetragenen violetten Wollrock und eine Leinenbluse. Darüber zog er noch einen schwarzen Umhang mit Kapuze.
    »Zieh dir die Kapuze über den Kopf«, machte Keely ihn aufmerksam, »sonst hält dich kein Mensch für mich.«
    »Ich brauche noch zwei Warzenmelonen.«
    »Warum?« fragte sie verwundert.
    Henry grinste verschmitzt. »Ich bin doch kein Mädchen, wenn ich keinen Busen habe. Und wenn schon, dann möchte ich einen großen.«
    Keely errötete.
    »Andererseits reichen wohl zwei Stachelbeeren, wenn ich du sein soll«, neckte er sie.
    »Sehr lustig«, entgegnete Keely und versetzte ihm einen spielerischen Klaps. Sie trat ein paar Schritte zurück und betrachtete ihn. »Du siehst aus wie ein Mädchen.«
    »Dreh dich um«, befahl Henry. »Es ist unglaublich, du siehst aus wie ein Stallbursche, Schwester.«
    Den Weinkorken in der einen Hand und den Dolch ihres Bruders in der anderen, lief Keely zum Kamin. Sie steckte den Korken auf den Dolch und hielt ihn ins Feuer, bis er verkohlt war. Anschließend blies sie kräftig darauf, damit er abkühlte.
    »Halt dich ruhig«, sagte sie und schwärzte mit dem verkohlten Korken das Gesicht ihres Bruders. »Wenn unsere Gesichter schwarz sind«, erklärte sie ihm dabei, »können uns die bösen Geister nicht erkennen und uns nicht nach Hause folgen.«
    »Ich wünschte, heute wäre Vollmond«, bemerkte Henry.
    »Wir feiern Samhuinn immer in einer Neumondnacht«, klärte Keely ihn auf. »Niemals während des Jägervollmonds im Oktober.«
    »Aber wieso?«
    »Damit wir in die jenseitige Welt sehen können, muß unser Blick in der sterblichen Welt getrübt sein.«
    Henry grinste. »Manchmal sagst du die merkwürdigsten Dinge, Schwester.« Er nahm ihr den verkohlten Korken aus der Hand und schmierte ihr das Gesicht voll Ruß. Sogar auf die Nase setzte er ihr einen schwarzen Punkt.
    Ein rascher Griff nach den Eibenzweigen, und schon eilten Bruder und Schwester zur Tür. Henry öffnete sie einen Spalt und lugte hinaus. Niemand war zu sehen. Er winkte seiner Schwester und führte sie den dunklen Korridor entlang zur Treppe.
    Von unten drangen gedämpft die Stimmen einiger Gefolgsleute herauf, die sich im Foyer aufhielten. Henry und Keely wollten, daß niemand vor Beginn des Festes ihre Verkleidung sah.
    »Sollen wir warten, bis sie gegangen sind?« flüsterte Henry.
    »Versuchen wir lieber, so schnell wie möglich zur Tür zu laufen«, antwortete Keely. »Wenn wir uns beeilen, erkennt uns niemand.«
    Henry nickte. »Eins, zwei, drei ... los!«
    Keely und Henry rannten die Treppe hinunter und an den verdutzten Gefolgsleuten im Foyer vorbei. Ohne innezuhalten, riß Henry die Tür auf, und sie flitzten in den Hof hinaus.
    Henry lief den Weg zum Park hinunter, aber Keely legte eine kleine Pause ein. Mit einem weichen Lächeln auf den Lippen holte sie tief Atem, freute sich an der kühlen Abendluft des ausklingenden Oktobers und gab sich der freudigen Vorahnung hin.
    Diese Nacht war für die Magie geschaffen. Die Atmosphäre lud sich auf mit verheißungsvoller Energie, während das Abendrot verging und das Flammenmeer des Himmels von Ost nach West allmählich der Abenddämmerung wich. Heute nacht würde kein Mond vom Firmament herunter scheinen, und doch war die Welt erfüllt von einem sonderbaren Leuchten.
    »Bald, Megan«, flüsterte Keely, »sind wir wieder zusammen.«
    Keely konnte es kaum erwarten, daß die Halloweenfeier zu Ende war. Sobald die englischen Zweifler ihr Bett aufgesucht hatten, wollte sie mit ihrer Mutter Verbindung aufnehmen.
    Sie folgte ihrem Bruder auf dem Weg zum Garten an der Themse. Odo und Hew erwarteten sie bereits. Neben ihren Cousins standen May und June, die verwundert die zukünftige Gräfin von Basildon angafften, die als Stallbursche verkleidet vor ihnen auftauchte.
    »Bitte zündet das Samhuinnfeuer an«, bat Keely ihre Cousins.
    »Ich mach‘s«, rief Odo.
    »Das ist ungerecht«, protestierte Hew. »Du hast es letztes Jahr angezündet.«
    »Und dieses Jahr mach ich es wieder«, bestand Odo und versetzte seinem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf.
    »Laß in ihn Ruhe«, verteidigte May seinen Bruder.
    »Du wagst es, Odo herumzukommandieren?« rief June entrüstet.
    »Halte du dich da raus«, fuhr May sie schroff an und wollte ihre Schwester kneifen.
    Die Lloyd-Brüder warfen sich zwischen die beiden zankenden Zwillinge. Odo rollte die Augen himmelwärts, und Hew antwortete mit

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