Die Druidengöttin
sehen.«
»Du mußt auch das Vorteilhafte sehen, Schatz. Stell dir vor, an Mutters Stelle wäre Königin Elisabeth gesessen.«
Entsetzt prustete Keely los, obwohl sie sich die Hand vor den Mund gehalten hatte.
»Ich werde ihnen alles erklären«, sagte Richard und nahm sie bei der Hand.
Im Eßzimmer wurde das Paar mit gespanntem Schweigen empfangen. Man hatte durch die Tür zunächst den Wutausbruch des Grafen und anschließend sein Gelächter gehört.
Richard räusperte sich und bemühte sich, ernst dreinzusehen. »Es scheint, als sei Keely das Opfer eines Halloweenstreichs geworden. Henry redete ihr ein, diese Geste bedeute so viel wie ›Ich mag dich.‹«
»Es tut mir aufrichtig leid«, entschuldigte sich Keely bei der Mutter des Grafen. Als sie sich dann auf ihren Stuhl setzte, flüsterte sie ihrem Bruder ins Ohr: »Ich erwürge dich.«
»Gib auf«, meinte Henry mit einem keineswegs reuigen Grinsen. »Es war ein Geniestreich und der beste Jux bisher, obwohl der gebratene Anthony auch Spaß gemacht hat.« Mit einem Seitenblick auf den Grafen fuhr er fort: »Wartet nur, bis Ihr entdeckt, was wir für Euch geplant haben.«
Richard musterte den Jungen nicht im geringsten belustigt. »Henry, es wird mir das größte Vergnügen bereiten, dich festzuhalten, während Keely dir den letzten Atem aus deinem niederträchtigen Leib preßt.«
»Ich helfe dabei«, meldete sich Morgana zu Wort.
»Und ich ebenso«, erklärte die Gräfin von Cheshire.
Keely wandte sich an Richards Mutter. »Möchtet Ihr Euch heute abend unserer Halloweenfeier anschließen?«
Louise Devereux lächelte. Sie war entzückt von dieser schwarzhaarigen Schönheit. »Meine Teuerste, nichts täte ich lieber.«
Onkel Hal neben ihr räusperte sich.
»Nur etwas fällt mir ein, das unvergleichlich mehr Freude bereitet«, nahm seine Gattin ihre Worte zurück und zwinkerte ihrer zukünftigen Schwiegertochter zu.
»Was könnte das wohl sein?« fragte Keely voller Unschuld. »Wir könnten es doch in unsere Feier heute abend einbauen.«
Jeder lachte auf ihre Kosten. Keely wurde rot, obwohl sie nicht verstand, was so lustig war.
»Sie spielte darauf an, was Eheleute tun«, flüsterte Richard ihr ins Ohr. »Was wir in zehn Nächten tun werden ...«
Elftes Kapitel
»Was Eheleute tun ...«
Die Erinnerung an diese Worte, die ihr der Graf ins Ohr geflüstert hatte, ließ Keelys Wangen erröten und verursachte ihr ein flaues Gefühl in der Magengrube.
Ist das Begierde? fragte sich Keely, als sie mit verschleiertem Blick aus ihrem Schlafzimmerfenster hinaussah. Wieder spürte sie, wie sein warmer Atem sie im Ohr kitzelte, spürte seinen sinnlichen Mund auf ihrem, seine kräftigen Hände und seine heißen Blicke, wie sie ihre nackten Brüste liebkosten.
Keely riß sich aus diesen Tagträumen. Der Graf wurde zu wichtig für sie. Niemals würde sie ihr Herz oder ihr Vertrauen einem Mann schenken, und schon gar keinem englischen Edelmann.
Als sie sich besann, wo sie sich befand, nämlich in ihrem Schlafzimmer am Tage des Samhuinnfestes, lächelte sie innerlich. Draußen dämmerte es bereits, Samhuinn verdunkelte die Erde.
Ihr Blick fiel auf den Teil des herzoglichen Gartens, der an die Themse grenzte. Odo und Hew hatten den ganzen Nachmittag schwer gearbeitet, um einen Steinkreis für das Samhuinnfeuer zu bauen und ihn mit Feuerholz zu füllen. Dazu hatte sie Zweige und Äste der Eibe genommen, des heiligen Baums der Ewigkeit. Nun standen sie alle bereit und warteten auf die magische Nacht.
Ganz in Schwarz gekleidet, glich Keely eher einem Stallburschen als einer jungen Frau kurz vor ihrer Hochzeit. Sie trug enge Reithosen, ein weites Hemd, eine Lederweste und abgestoßene Stiefel. Eine schwarze Wollmütze verbarg ihr ebenholzschwarzes Haar.
»Ich habe einen Korken gefunden«, rief Henry, als er in ihr Zimmer platzte. »Ich hoffe, Papa schätzt es, wenn sein Wein atmet.«
Lächelnd wandte sich Keely vom Fenster ab. »Ich habe deine Kleidung für heute abend bereitgelegt.«
»Wie kann ich mir ein hübsches Mädchen angeln, wenn ich selbst wie eins angezogen bin«, brummte er.
»Es ist ein alter Samhuinnbrauch, sich wie das andere Geschlecht zu verkleiden«, erklärte sie. »Außerdem hörst du dann, wie man über dich spricht und wie sie rätseln, wer du sein könntest.«
Er blickte ihr tief in die Augen. »Führst du mich an der Nase herum?«
»Würde ich das tun?«
»Ja.«
Keely lachte über sein Mißtrauen. »Ich schwöre, es ist die
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