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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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am dunkelsten war, saß Keely auf ihrer Bettkante und lauschte in die Stille der Nacht. Es war ruhig im Talbot House. Nach außen hin schien Keely gelassen, doch innerlich hielt sie die Spannung kaum aus. Ihr Herz raste vor Aufregung. Der dünne Schleier zwischen dem Diesseits und dem Jenseits würde sich bald lüften für ihre Mutter und für sie.
    Keely war erzogen worden, an die Kontinuität des Lebens zu glauben. Daher hatte sie keine Angst vor den Toten. Für sie gehörte das Sterben genauso zum Leben wie die Geburt. Daß nun die zwei Welten miteinander in Verbindung traten, war wunderbar, war aufregend und brachte ihn Herz zum Jubilieren.
    Die Zeit schien ihr reif, aus dem Haus zu schleichen. Sie stand auf und zog sich ihren schwarzen Umhang über die Hose und das Hemd, die sie immer noch trug. Sie griff nach dem kleinen Beutel mit den magischen Steinen und der goldenen Sichel und lief auf bloßen Füßen zur Tür. Das Ohr gegen die Tür gedrückt, lauschte sie, bevor sie diese öffnete und auf den dunklen Gang hinaustrat.
    Lautlos glitt Keely an der Wand entlang zur Treppe. Im Foyer angelangt, hielt sie kurz inne, doch sie entdeckte nichts Außergewöhnliches.
    Vorsichtig öffnete Keely die Tür und trat in den Hof hinaus, wo sie tief Luft holte.
    Plötzlich umfing sie von hinten ein Paar kräftiger Arme. Sie versuchte zu schreien, aber eine Hand legte sich über ihren Mund.
    »Wehr dich nicht, Kleines.«
    Es war Odos Stimme. Er ließ sie los, als sie sich entspannte.
    »Wir wollten nicht, daß du das ganze Haus aufweckst«, versuchte Hew ihr die Sache zu erklären.
    Keely fuhr herum und flüsterte: »Bei den heiligen Steinen! Was sucht ihr hier um diese Stunde?«
    »Wir warten auf dich«, antwortete Odo.
    »Wir wollen Wache stehen, wenn du betest«, fügte Hew hinzu.
    Keely war sich nicht sicher, ob der Geist ihrer Mutter erscheinen würde, wenn andere anwesend waren. Keinesfalls wollte sie die Gelegenheit aufs Spiel setzen, mit ihr in Verbindung zu treten. »Es besteht keine Notwendigkeit, mich zu bewachen«, blieb sie fest.
    »Das beurteilen wir«, entgegnete Odo.
    »Diesmal hat er recht«, fügte Hew hinzu.
    Odo versetzte seinem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf. »Es ist deine Entscheidung, Kleines«, sagte er ebenso entschlossen wie sie. »Entweder wir stehen Wache, oder du gehst auf dein Zimmer zurück.«
    Keely gab sich geschlagen. »Also gut. Aber mischt euch nicht ein, was immer auch geschieht.«
    Keely voran gingen die drei den Weg hinunter, der durch den Talbotschen Park in Devereux‘ Garten führte. Als sie den Besitz des Grafen erreichten, blieb Keely stehen.
    »Wartet drüben beim Haus«, befahl sie ihnen. »Ihr mischt euch nicht ein. Habt ihr mich verstanden?«
    Odo und Hew nickten eifrig wie zwei übergroße Kinder.
    Keely beobachtete, wie sie in der Nähe des Devereuxschen Hauses Stellung bezogen, bevor sie sich die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf zog und die kurze Wegstrecke zu dem Ort ging, an dem die Birke, die Eibe und die Eiche zusammenstanden.
    »Hallo, meine Freunde«, flüsterte sie den drei heiligsten unter den Bäumen zu. »Freut ihr euch über Samhuinn?«
    Keely öffnete ihren Beutel und nahm zehn Steine heraus. Sie hatte sich für neun schwarze Obsidiane entschieden, um die positive Macht zu stärken, und für einen weißen Achat, um ihr den spirituellen Weg zu weisen.
    Mit acht schwarzen Obsidianen beschrieb sie einen großen Kreis, wobei sie nur im Westen eine Öffnung ließ. Durch diese Öffnung betrat sie den Kreis und schloß ihn hinter sich mit dem neunten Obsidian. Dabei sprach sie die Worte: »Störende Gedanken bleiben draußen.«
    Dann zog sie die goldene Sichel aus dem Beutel und schloß mit ihr den unsichtbaren Rand des Kreises. Darauf trat sie in die Mitte, die Seele des Kreises. Sie drehte sich dreimal im Uhrzeigersinn und blieb, den Blick nach Nordosten gerichtet, stehen. Das war die heilige Richtung der Vorfahren. Sie legte den weißen Achat neben sich auf den Boden.
    Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich auf ihren Atem und berührte den mit Saphiren, Smaragden, Diamanten und Juwelen besetzten Drachenanhänger auf ihrer Brust. Ein ahnungsvoller Schauder tanzte ihren Rücken hinunter und ließ sie erbeben.
    »Die Alten sind hier, sie warten ab und sehen zu«, klang Keelys sanfte Stimme durch die stille Nacht. »Die Sterne sprechen durch die Steine, und das Licht scheint durch die dickste Eiche.« Ihre Stimme wurde lauter: »Himmel und Erde sind ein

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