Die Druidengöttin
und riet ihr: »Fallt nicht auf seine Lügen herein. Ein Funken Herausforderung wirkt auf Männer ungemein belebend.«
Keely lächelte und sagte: »Bitte erzählt mir von Euren Töchtern.«
»Kathryn lebt mit ihrem Ehemann in Irland und hat mich bereits zur sechsfachen Großmutter gemacht«, antwortete die Gräfin.
»Drei Jungen und drei Mädchen«, sagte Richard.
»Und Brigette, die in Schottland lebt«, fuhr die Gräfin fort. »Iain und sie haben mir vier Enkel geschenkt.«
»Drei Jungen und ein außerordentlich verzogenes Mädchen«, fügte Onkel Hal hinzu.
»Wie heißt es doch: ›Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm‹«, warf Richard ein. »Ich habe mir stets gewünscht, Brigette möge mit einer Tochter gesegnet werden, die ihr Temperament geerbt hat.«
»Heather heiratete Prinz Khalid und lebt in Istanbul«, schloß die Gräfin. »Ihnen verdanke ich einen Enkelsohn und drei Enkeltöchter, und ein Kleines ist unterwegs.«
»Als Heather vor neun Jahren nach Frankreich segelte, wurde ihr Schiff von Piraten angegriffen«, erklärte Richard. »Prinz Khalid rettete sie. Sie verliebten sich prompt und heirateten.« Er blickte zu seinem Stiefvater auf der anderen Tischseite. »Apropos Prinz Khalid, seid Ihr daran interessiert, ein paar Anteile an meiner Levantinischen Handelsgesellschaft zu erwerben?«
Onkel Hal nickte und wollte gerade etwas sagen, aber Louise Devereux fiel ihm ins Wort. »Bei Tisch über Geschäfte zu reden schickt sich nicht, Richard. Dieses langweilige Thema gehört ins Arbeitszimmer.«
»Wie kannst du das sagen?« fragte er, überrascht über diese merkwürdige Ansicht.
»Ich finde das langweilig«, bestand die Gräfin. »Und ich denke, deine zukünftige Braut würde viel lieber über etwas anderes reden. Ist es nicht so, meine Liebe?«
»Warum erzählst du uns nicht von deiner Kindheit?« sagte Morgana zu Keely. Und an die Gräfin von Basildon gewandt, fuhr sie fort: »Eure zukünftige Schwiegertochter wurde auf der falschen Seite des Linnens geboren. Dem Grafen zuliebe kann man nur wünschen, daß sie keine schlechten Angewohnheiten geerbt hat.«
Keely schoß das Blut ins Gesicht. Aber was konnte sie dagegen sagen? Morgana hatte mit brutaler Offenheit gesprochen.
»Benimm dich!« warnte Herzog Robert sie.
»Es ist die Wahrheit«, verteidigte sich die blonde Schönheit.
»Morgana, Liebling«, flötete die Gräfin von Cheshire, »verschluck deine Zunge.«
»Ganz meine Meinung«, stimmte Richard zu und warf der Frau, die er kurz als Braut in Betracht gezogen hatte, einen bitterbösen Blick zu.
»Wie es im Herzen einer Frau aussieht, ist viel wichtiger als die Familie, in die sie geboren wurde«, erklärte Louise Devereux der blonden Schönheit. »Unsere Freunde und unsere Gatten können wir uns aussuchen, bei unserer Familie ist uns das nicht möglich. Wir müssen nehmen, was das Schicksal für uns bereithält.«
»Schön gesprochen, Teuerste«, bemerkte Herzog Robert.
Keely spürte, wie ihr Bruder sie ans Schienbein stieß. Sie blickte nach unten und sah, wie er ihr mit dem Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger »die Zwetschge« zeigte. Wie konnte sie diesen merkwürdigen englischen Samhuinnbrauch vergessen!
»Mylady, Ihr verteidigt mich so wunderbar«, erklärte Keely, an die Mutter des Grafen gewandt, »da möchte ich Euch sagen ...« Sie hob die rechte Hand in die Luft und steckte den Daumen durch den Zeige- und den Mittelfinger.
Die Tischrunde erstarrte vor Entsetzen. Nur Richard sprang hoch, packte sie am Handgelenk und zerrte sie aus dem Zimmer.
»Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?« fuhr er sie an, als die Tür hinter ihnen ins Schloß gefallen war. »Stellst du dir so zivilisiertes Benehmen vor?«
»Ist es denn verboten, deiner Mutter zu sagen, daß ich sie gern habe?« fragte Keely, verwirrt durch sein zorniges Gehabe.
»Meiner Mutter zu sagen …?« Richards Smaragdaugen wurden ganz groß und er brach in lautes Gelächter aus. »Schatz, das ...«, er zeigte ihr die Zwetschge »... bedeutet ›Verpiß dich‹.«
»Bei den heiligen Steinen! Henry hat mir einen Streich gespielt.« Keely faßte sich ans Herz, als sie begriff, was sie da angestellt hatte. »O Richard«, stöhnte sie. »Ich habe deiner Mutter gesagt, sie solle sich ... Was soll ich jetzt nur tun?«
Richard zog sie in seine Arme und raunte ihr ins Ohr: »Ich liebe es, wie du meinen Namen aussprichst.«
»Laß das«, begehrte Keely auf. »Ich kann deiner Mutter nie wieder in die Augen
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