Die Druidengöttin
kein Bauernpöbel«, ließ Richard sie wissen. »Eben weil ich sie fair behandle, prügeln sie sich darum, Geschäfte mit mir zu machen. Dadurch kommt noch mehr Geld in meine Tasche als sonst.«
»Das ist gewinnträchtig und ehrenhaft«, lobte Keely den Grafen und sah ihn bewundernd an.
»Warum tust du dir das alles an?« wollte der Baron wissen. »Arbeit ist so plebejisch, und du hast ohnehin mehr als genug Geld.«
»Mylord empfindet einen Tag ehrliche Arbeit als eine Freude an sich«, schoß Keely verärgert über die Kritik des Barons zurück.
Richard schmunzelte und beugte sich zu ihr. »Liebling, ich kann meinen Lebensstil ganz gut selbst verteidigen.«
»Ich würde dich nie verteidigen«, tat Keely unschuldig. »Ich wollte nur erklären, warum du so hart arbeitest, falls der Baron das auch einmal ausprobieren will.«
Mehrere Dienstboten betraten das Speisezimmer durch die Tür hinter der Gräfin von Cheshire. Einer servierte mehrere Schüsseln Artischocken in Essig und Öl, während ein anderer Rüben und Kraut brachte. Ein dritter trug eine Platte mit den besten Käsesorten herein. Als letzter kam Meade, und was er Servierte, verschlug den Gästen die Sprache.
Statt die Platte vor dem Herzog abzusetzen, wie es der Brauch war, stellte Meade sie vor die Gräfin von Cheshire. Es dauerte keine zwei Sekunden, und Lady Dawn hatte verstanden, was ihr da serviert wurde.
Auf dem Silbertablett vor ihr lag eine gebratene Gans. Ein mit Diamanten und Smaragden verziertes Goldhalsband schmückte, was einst ein langer Hals gewesen war.
»Anthony!« kreischte die Gräfin von Cheshire und wurde ohnmächtig.
Herzog Robert sprang aus seinem Sessel hoch und rannte um den Tisch, während der Graf und der Baron, die näher bei der Bewußtlosen saßen, aufsprangen und sie auffingen. Der Herzog tätschelte seiner Geliebten sanft das Gesicht. Als sie stöhnend die Augen aufschlug, durchbohrte Herzog Robert seinen Majordomus mit mörderischen Blicken.
Richard hörte, wie Henry hinter ihm lachte. Er fuhr herum und ertappte Keely dabei, wie sie hinter vorgehaltener Hand kicherte, während ihre Schultern vor unterdrücktem Gelächter zuckten.
Schnatter! Schnatter! Schnatter!
Der echte Anthony watschelte ins Zimmer. Hinter dem Gänserich kamen Jasper und Bart.
»Mein hübsches kleines Vögelchen«, gurrte die Gräfin. Sie stand auf, brach ein Stück Brot ab und bot es Anthony an. Der Gänserich schluckte es schnell hinunter und quakte, um mehr zu bekommen.
»Bringt Anthony auf sein Zimmer in Sicherheit«, befahl die Gräfin den beiden Jungen.
Herzog Robert kehrte – ebenso wie der Graf und der Baron – an seinen Platz zurück. Fuchsteufelswild sah er hinüber zu seinem grinsenden Sohn und seiner kichernden Erstgeborenen.
Als sie sah, wie zornig der Herzog war, gelang es Keely schließlich, ihr Lachen zu unterdrücken. »Ich möchte mich entschuldigen«, wandte sie sich an die Gräfin. »Euch einen Streich zu spielen, war nicht Henrys Idee.«
Der junge Marquis schenkte dem Zorn seines Vaters keine Beachtung und übernahm die volle Verantwortung für den Streich. »Wir haben Euch ganz schön reingelegt«, erklärte er der Gräfin. »Es war schon fast zu einfach.«
»So viel Aufregung habe ich nicht mehr erlebt, seit meine eigenen Kinder klein waren«, meinte die Mutter des Grafen. »Ich kann es kaum erwarten, bis das Haus Devereux von dem Lärm und dem Gelächter meiner Enkelkinder erfüllt ist.« Ihre Bemerkung glättete die Wogen, sogar der Herzog beruhigte sich und kräuselte die Lippen.
»Ich kann mir den Grafen nicht als kleinen Jungen vorstellen. Könnt Ihr mir erzählen, wie er damals war?« fragte Keely mit einem Seitenblick auf Richard.
»Richard war als Junge eher noch hochmütiger als jetzt«, erzählte ihr seine Mutter. »Drei ältere Schwestern konnten ihn etwas im Zaum halten.«
»Diese drei Hexen sind die unverbesserlichsten Wildfänge, die ich je getroffen habe«, bemerkte Richard. Er zwinkerte seiner Mutter zu und neckte sie: »Du solltest dich schämen, Mutter, so verrufene Töchter großgezogen zu haben.«
»Ich habe meine Mädchen nicht anders erzogen als meinen Sohn«, schoß sie zurück. »Und du hast dich prächtig entwickelt.«
Richard grinste. »Meine Schwager sagen doch gerne, ihren Ehefrauen mangle es an Gehorsam.«
»Zum Teufel mit dem Gehorsam«, entgegnete Gräfin Basildon. »Man lebt, um zu leben, nicht um zu gehorchen.« Sie blickte ihrer zukünftigen Schwiegertochter in die Augen
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