Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden
ersten Mal verstehe ich, wie Spiele Jugendliche so in ihren Bann ziehen können, dass nichts anderes mehr existiert. Der Held des Buches ist übers Internet mit anderen Spielern verbunden, die mit ihm gemeinsam eine mystische Welt erobern. Wenn er nur kurz auf die Toilette geht, kann er Entscheidendes verpassen und auf das Level eines Sklaven herabgestuft werden.
Nach der Lektüre dieses Buches möchte ich auch mal so ein Computerspiel haben, in dem man sich durch wundersame Landschaften bewegt, Rätsel löst und Drachen besiegt. Mit schönen bunten Bildern. Mein Neffe sieht mitleidig mich, dann meinen Computer an, murmelt was von vorsintflutlicher Grafikkarte und fehlenden Kapazitäten. Er empfiehlt mir was Schlichtes wie Mah-Jongg oder »Drei gewinnt«. Seither baue ich Rom auf. Suchtartig.
Wenn ich nachts wach werde, sitzt neuerdings mein Partner am Computer. Der Lautsprecher ist voll aufgedreht,es donnert und dröhnt. Und eines Morgens ist mein Spielstand verschwunden. 93 Ebenen, stundenlange Arbeit, alles vergeblich. Auf dem Bildschirm ist nur noch grüne Wiese. Sämtliche mühsam aufgebauten Tempel und Foren haben sich in Luft aufgelöst. Mein Partner kommt vorsichtshalber abends nicht nach Hause. Stundenlang tobe ich durch die Wohnung, zerschmettere hier einen Teller, dort ein Glas, bevor ich weinend am Tisch niedersinke.
Mein Schüler Assuan hat endlich einen Termin bekommen. Es gibt leider ganz wenige Beratungsstellen für Computersüchtige, und meist erreicht man nur den Anrufbeantworter. Assuan lässt mir großzügig den Vortritt…
Schwänzer, Schwätzer, Saboteure
Welcher Elterntyp sind Sie?
T ypisierungen erleichtern das soziale Leben! Frauenzeitschriften sortieren deshalb Sex-Partner, Vorgesetzte, Kollegen oder Nachbarn in Kategorien und beschreiben sie ausführlich. Es ist ungemein hilfreich, wenn Sie wissen, dass Ihr Gegenüber Steinbock ist. Sofort können Sie seine Aussagen und Aktionen in passende Schubladen stopfen und adäquat reagieren. Natürlich gibt es auch Lehrer-Kategorisierungen für die Hand des Schülers: der verschlafen-verwirrte Lehrer, der Chaot, der Technokrat, der Vati, das Allround-Talent, der faule Sack, der Karrierist, der Suchtproblematiker, der Pedant – davon manches natürlich auch in weiblicher Form.
Damit Ihr Leben als Lehrkraft einfacher wird, werden hier typische Vertreter von Kindseltern vorgestellt. Vielleicht gehören Sie zu den vielen hoffnungsvollen Junglehrern, die bald die Führung übernehmen? Partizipieren Sie am Erfahrungsschatz der Altgedienten und an den abgesicherten Erkenntnissen der Brösel-Eimer-Studie (Brösel / Eimer u.a.: »Grenzwertigkeit schulischer Elternarbeit«, Ilskirchen 2010).
Die Schwänzer
Sie erscheinen zu keinem Elternabend und zu keiner Schulfeier. Ihr Handy ist stets ausgeschaltet. Möchten Sie diese Eltern kennen lernen, müssen Sie schon zuihnen nach Hause gehen, am besten mit Kuchen und Wein. Es kann allerdings sein, dass Ihnen niemand öffnet. Machen Sie sich nichts draus. Die Schwänzer tauchen oft ganz überraschend auf und wollen Sie anzeigen. Weil Sie das Jugendamt eingeschaltet haben.
Die Spontanen
Sie kommen nicht, wenn sie vorgeladen werden, sondern wenn sie es für richtig halten. Sie stellen sich in den Weg, wenn Sie voll gepackt in den Unterricht wollen. Hier und jetzt muss über den Sprössling geredet werden! Als pflichtbewusste Lehrerpersönlichkeit weisen Sie darauf hin, dass Sie eigentlich Unterricht haben. Dann müssen Sie aber damit rechnen, dass diese Eltern wütend zur Schulrätin rauschen.
Die Stoiker
Sie sitzen auf Elternabenden rum und schweigen eisern. Sie verziehen keine Miene, lächeln zu keinem Scherz, haben keine Fragen und keine Antworten. Sie rauschen grußlos in den Klassenraum und wieder raus, falls Sie sie nicht freundlich abfangen. Nein, Elternvertreter wollen sie auf keinen Fall sein. Wessen Eltern sie sind? Na, die von Pauline. »In meiner Klasse ist gar keine Pauline. – Meinen Sie die in der Nachbarklasse?«
Die Besorgten
Diese Spezies verlängert jeden Elternabend um Stunden: durch akribisches Nachfragen im Plenum und anschließendeEinzelgespräche mit der Lehrkraft. Stets droht der pädagogische SuperGAU: das sensible Kind wird ungerecht benotet und seelisch misshandelt. Es hat den falschen Sitzplatz in der Klasse und eine Frischluft-Allergie. Es muss vom Sportunterricht befreit werden und darf abends nach 18 Uhr nicht mit der Klasse ins Theater. Sie als Lehrkraft achten bitte
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