Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
Vom Netzwerk:
an. »Nehmen wir einmal an, dass es tatsächlich der Alte von Goossen war, dem du einen solchen Schrecken eingejagt hast. Sagt dir der Name vielleicht etwas?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht, Margrite, bitte glaub mir.«
    »Hm«, machte Margrite. »Wir müssen …«
    Lautes Poltern an der Tür unterbrach sie.
    »Im Namen der Stadt Bremen, öffnet die Tür!«
    Anna hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. Tränen stiegen ihr in die Augen. Margrite stand auf und schob entschlossen ihren Stuhl zurück. »Geh nach hinten und versteck dich dort!«
    Sie selbst ging in den Flur und Richtung Tür. »Wer ist da, und was wollt Ihr?«
    Erneut wurde gegen die Tür getrommelt. »Macht sofort auf!«
    »Ich komm ja schon, ich komm ja schon.« Margrite öffnete die Tür einen Spalt weit.
    »Was fällt Euch ein, hier so herumzubrüllen? Und was wollt Ihr überhaupt?«
    Vor sich sah sie zwei Stadtbüttel, die sich breit vor ihr aufbauten.
    »Seid Ihr die Seifensiederin?«, wollte der jüngere von ihnen wissen.
    »Ja, die bin ich!« Margrite wirkte weit ruhiger, als ihr zumute war. Einen Moment lang überlegte sie, ob die Wachen vielleicht ihretwegen hier waren und was sie von ihr wollen könnten.
    »Eine junge Frau soll nach Auskünften der Nachbarschaft bei Euch wohnen. Sehr zierlich, mit ganz hellen Haaren.«
    »Wer sagt, dass sie bei mir wohnt?«
    Nun schob sich der ältere von den beiden vor. »Ihr habt hier keine Gegenfragen zu stellen, Weib. Wohnt sie hier? Dann gebt sie uns heraus.«
    »Und Ihr«, sie trat nah an ihn heran und tippte mit ihrem Finger gegen seine Brust, »legt gefälligst eine höflichere Sprache an den Tag, wenn Ihr etwas mit mir zu bereden habt. Ich besitze das Bürgerrecht der Stadt Bremen, mein Guter. Und wenn Ihr nicht wollt, dass ich zusammen mit anderen Bremer Bürgern beim Rat vorstellig werde und dort über Euch berichte, tretet ganz schnell einen Schritt zurück und mäßigt Eure Stimme.« Sie funkelte ihn wütend an. »Na, wird’s bald?«
    Einen kurzen Moment lang glaubte Margrite, dass der Büttel sie beiseitestoßen und ins Haus eindringen würde. Doch offenbar hatten ihre Worte Wirkung gezeigt, denn der Büttel trat ein Stückchen zurück. »Entschuldigt, wenn ich zu grob Euch gegenüber war.«
    Margrite machte darauf eine wegwerfende Handbewegung.
    »Also, ich weiß, von wem Ihr sprecht«, meinte sie dann, da es ihr unsinnig erschien zu lügen. Annas Erscheinung war einfach zu auffällig, ein jeder hier in der Nachbarschaft hatte sie in der letzten Zeit bei ihr ein und aus gehen sehen. »Was wollt Ihr von der Frau? Hat sie etwas verbrochen?«
    »Das wissen wir nicht«, erklärte ihr der Stadtbüttel. »Wir sollen sie nur so schnell wie möglich zum Ratsherrn von Goossen bringen. Zu ihm selbst.«
    »Dann richtet Eurem Ratsherrn aus, dass die junge Frau freiwillig zu ihm kommen wird, aber nicht in Eurer Begleitung, sondern zusammen mit mir.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, habt Ihr verstanden? Sie wird zu ihm kommen, sobald sie zurück ist und ich sie von Eurem Anliegen unterrichtet habe. Das ist alles.« Mit diesen Worten trat sie wieder ins Haus und knallte den Bütteln die Tür vor der Nase zu.
    Die Büttel sahen einander verblüfft an. Daran gewöhnt Befehle entgegenzunehmen, hatten sie sich vom heftigen Widerstand der Seifensiederin überrumpeln lassen. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als mit der soeben erhaltenen Auskunft zum Ratsherrn von Goossen zurückzukehren.
    Drinnen lehnte sich Margrite gegen die Tür und atmete mehrmals tief durch, während Anna zögerlich auf den Korridor trat.
    »Ich habe alles gehört.«
    Margrite stieß sich von der Tür ab. »Dann weißt du ja Bescheid.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt gehen wir zum Ratsherrn von Goossen, um ihn zu fragen, was er von dir will.«
    Die Jüngere zögerte. »Das heißt also, ich muss nicht aus Bremen und von dir fort?«
    »Erst einmal sollten wir uns anhören, was von Goossen von dir will und ob dir überhaupt etwas vorgeworfen wird.«
    »Und wenn sie mich dabei gefangen nehmen und einsperren?«
    »Ohne jeden Grund?« Sie ging auf Anna zu, streckte die Arme aus und zog sie an sich. »Du bist hier in Bremen, Liebes. Die Willkür, die du vielleicht von woandersher kennst, herrscht hier nicht. Es gibt in dieser Stadt Gesetze, an die sich auch ein Rat halten muss.«
    Anna schien erleichtert, und Margrite hoffte inständig, ihrer Freundin nicht zu viel versprochen zu haben.

[home]
    31 . Kapitel
    A lles war bis ins

Weitere Kostenlose Bücher