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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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nie wiedergutmachen kann, was ich ihr damals antat.«
    Dann berichtete er, und auf einmal ergab all das, was sich über so viele Jahre hinweg in Annas Kopf zu keinem klaren Bild zusammenfügen hatte wollen, endlich einen Sinn.

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    33 . Kapitel
    N ach dem Anschlag auf den Henker war Cornelius vom Ratsgebäude umgehend nach Hause geeilt, um dort nach seinem Diener Baldewin zu sehen. Denn er befürchtete, dass derjenige, der den Henker direkt vor ihren Augen ermordet hatte, sich womöglich nun auch noch Baldewin vornehmen würde, nachdem dieser die falsche Nachricht vom Tod des Schlüsselmeisters in den Rat getragen hatte. Zu seiner Erleichterung öffnete ihm der Diener jedoch die Tür, kaum dass er an sie geklopft hatte. Mit eiligen Worten und bebender Stimme berichtete Cornelius, was sich im Rathaus zugetragen hatte.
    »Und Ihr glaubt, der Kerl könnte es jetzt auf mich abgesehen haben?« Baldewin schien nicht besonders beunruhigt, sondern eher interessiert zu sein.
    »Ich weiß es nicht. Doch ich werde nicht riskieren, dass du sein nächstes Opfer wirst. Wir haben die Sache unterschätzt, weshalb der Henker jetzt auch tot ist.«
    »Die Büttel waren inzwischen da und haben den Leichnam des Schlüsselmeisters abgeholt. Habt Ihr einen Wunsch, Herr, was ich nun als Nächstes tun soll?«
    Der Patrizier versuchte sich zu sammeln, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen. »Das Beste wird sein, wir bringen dich zunächst bei Albrecht unter. Dort bist du vorerst sicher. Pack zusammen, was du für die nächsten Tage brauchen wirst.«
    »Ja, Herr.«
    Baldewin verschwand nur kurz und kehrte sogleich mit einem kleinen Bündel zurück. »Ich wäre dann so weit, Herr.«
    Cornelius war über den Gleichmut, mit dem sich sein Getreuer in sein Los schickte, mehr als erstaunt. Er schien weder ängstlich noch besorgt zu sein und tat ohne Widerspruch, was sein Herr ihm auftrug. Cornelius drängte sich unwillkürlich der Gedanke auf, was für ein befreites Leben es doch sein musste, keine eigenen Entscheidungen treffen zu müssen, sondern stattdessen bedingungslos stets das zu tun, was ein anderer für einen beschloss.
    »Dann komm.«
    Schweigend und nachdenklich gingen sie durch die Gassen Kölns. Albrechts Haus lag ein gutes Stück von dem Cornelius’ entfernt, nichtsdestotrotz wählte Cornelius nicht den kürzesten, sondern den belebtesten Weg dorthin. Im Kopf ging er dabei die Möglichkeiten durch, die ihm und seinen Freunden jetzt noch blieben, um seinen Bruder doch noch zu einem Geständnis zu bewegen und damit des Vergehens der Unruhestiftung und Aufwiegelung zu überführen. Gleichwohl blickte er sich immer wieder nach allen Seiten um und prüfte, ob sie von jemand beobachtet oder gar verfolgt wurden. Wenn sie nur herausbekämen, wer der Armbrustschütze im Rathaus gewesen war, wären sie der Wahrheit schon um ein gutes Stück näher gekommen.
    Der Angreifer im Rathaus war Cornelius bekannt vorgekommen, obwohl er nicht zu sagen vermochte, wo er ihn schon einmal gesehen haben könnte. Egidius selbst war es gewiss nicht gewesen, weder von der Statur noch von der Fähigkeit her, einen Mann mit der Armbrust auf eine solche Entfernung hin direkt in die Stirn zu treffen. Eine Armbrust. Eine ungewöhnliche Waffe, die dem Schützen außerdem eine Menge Übung abverlangte. Ein plötzlicher Aufschrei riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah zu Baldewin, der seinen Blick so ruhig erwiderte, als habe er den Schrei nicht gehört.
    »Woher kam das?«, fragte er seinen Getreuen.
    »Aus dieser Richtung, Herr.« Baldewin deutete mit der Hand.
    »Komm schon. Wir gehen nachsehen.«
    Sie beschleunigten ihren Schritt. Je mehr sie sich der Richtung näherten, aus der der Schrei gekommen war, desto deutlicher vernahmen sie ein Stimmengewirr, das von einer Vielzahl von Menschen stammen musste. Kaum dass sie um die nächste Häuserecke bogen, waren sie auch schon mitten im Geschehen. Vier Männer prügelten dort auf einen einzelnen ein, der in gekrümmter Haltung auf dem Boden lag und seine Arme schützend um den Kopf gelegt hatte. Eine Frau versuchte verzweifelt, die Angreifer von ihrem Opfer fortzustoßen, und ging mit den Fäusten auf die Kerle los, die sie aber nicht weiter beachteten.
    »Lasst ihn! Lasst endlich ab von ihm!«, schrie sie immer wieder.
    Cornelius war mit wenigen Schritten bei ihr, packte gleichzeitig zwei der Kerle am Kragen und riss sie mit einem gewaltigen Ruck von dem am Boden Liegenden fort. Baldewin beobachtete seinen Herrn

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