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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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gibt es?«
    »Wir haben eine Leiche aus dem Rhein gezogen und glauben, dass es sich dabei um einen Eurer Bediensteten handelt.«
    »Aber ich vermisse keinen meiner Diener.« Er dachte einen Augenblick nach. »Einzig der Bote, den ich nach Minden geschickt habe, ist noch nicht zurückgekehrt. Doch der wurde sicher unterwegs aufgehalten. Dass er hier in Köln …« Er stockte. Was, wenn nun tatsächlich …? Ein beklemmendes Gefühl bemächtigte sich seiner.
    »Einer der Hafenarbeiter glaubt, den Mann erkannt zu haben und zu wissen, dass er für Euch gearbeitet hat.«
    Albrecht drehte sich in Richtung Kontor um und sah, dass Cornelius im Türrahmen stand und die Unterredung verfolgt hatte.
    »Ich werde sofort mit Euch kommen und mir den Leichnam ansehen«, sagte er zum Büttel.
    Cornelius gesellte sich nun zu ihnen. »Soll ich hier auf dich warten?«
    Albrecht war verwirrt. War denn überhaupt möglich, was er vermutete? Dass sein Bote in die Stadt zurückgekehrt und von jemandem abgefangen worden war? »Ja, bleib hier«, murmelte er geistesabwesend und folgte den zwei Bütteln dann durch die geöffnete Haustür nach draußen.

    Die Zeit des Wartens verging schneller, als Cornelius geglaubt hatte. Er hatte nur dagesessen und über die Ereignisse der letzten zwei Tage nachgedacht. Den Wein vor sich hatte er nicht einmal angefasst. Als Albrecht zurückkehrte und ins Kontor trat, konnte Cornelius bereits an dessen leichenblassem Gesicht sehen, dass er den Toten gekannt hatte. Ohne ein Wort hielt er ihm den Becher mit Wein hin. Der Hausherr nahm ihn und ließ sich auf den Stuhl fallen, der neben dem Schreibpult stand.
    »War es der Bote?«
    Albrecht nickte langsam. »Ich dachte, er sei noch immer unterwegs. Dabei muss ihn jemand gleich nach seiner Rückkehr abgestochen und in den Rhein geworfen haben. Die Fische haben dann den Rest erledigt.« Der Anblick des Toten hatte sich tief in seine Seele eingebrannt. »Ich musste zweimal hinsehen, um ihn überhaupt zu erkennen. Aber er war es.«
    Cornelius wollte lieber nicht genauer auf seine letzten Worte eingehen. Er war auch so schon bestürzt genug über das hässliche Gesicht, das die Stadt, in der er lebte, ihm in den letzten Tagen zeigte.
    »Und er war vor seinem Tod nicht mehr bei dir, um sich zurückzumelden?«
    »Nein. Ich habe ihn zuletzt gesehen, als er sich auf den Weg nach Minden gemacht hat.«
    Einen kurzen Moment durchfuhr Cornelius der Gedanke, dass der Tod des Boten und der Mord am Henker in einem Zusammenhang stehen mussten. Doch es war ihm nicht möglich, einen solchen zu erkennen.
    »Wie wollen wir weiter vorgehen?«
    Albrecht wollte gerade zur Antwort ansetzen, als zum zweiten Mal an diesem Tag Geräusche aus der Eingangshalle ins Kontor drangen.
    »Was ist denn nun wieder?« Der Hausherr eilte mit klopfendem Herzen zur Tür. Die Erinnerung an vorhin, als die Büttel ihn vom Tod seines Boten unterrichtet hatten, war noch zu frisch, als dass er schon wieder zu seiner üblichen Ruhe zurückgefunden hätte.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Wyland, ich habe schon überall nach dir gesucht.«
    Albrecht war erleichtert, dass es lediglich Wyland war, der ihm nun im Flur entgegenkam. Doch dessen Miene verhieß nichts Gutes.
    »Ist Cornelius auch hier?«
    Albrecht deutete mit dem Kopf ins Kontor.
    »Gut! Ihr müsst sofort mitkommen.«
    Cornelius hörte es, stand auf und trat aus dem Raum.
    »Was ist geschehen?«
    Wyland war außer Atem. »Ich war im Rathaus, um zu erfahren, ob dort mittlerweile jemand gestanden hat, den Prediger zu dem Auftritt vor dem Dom angestachelt zu haben.« Er schüttelte den Kopf. »Niemand hat sich gemeldet. Und was unsere kleine Vorstellung mit dem Henker beim Schreiber angeht, glaubt jeder, dass wir gerade auf dem Weg zum Kerker mit ihm waren, als er ermordet wurde. Kein Gedanke daran, dass wir in Wahrheit die Aussage des Henkers verzögern wollten.«
    »Gut«, bemerkte Albrecht.
    »Die Büttel wurden außerdem ausgeschickt, um in der Stadt nach einem Mann zu suchen, der eine solch kleine Armbrust besitzt, wie wir sie gesehen haben. Findet man die Armbrust, hat man auch den Mörder. Denn eine Waffe in dieser Größe dürfte es kein zweites Mal geben. Doch es ist noch etwas anderes geschehen. Vor dem Dom herrscht Aufruhr. Das ganze Volk scheint dort aufmarschiert zu sein. Es müssen Hunderte sein, wenn nicht gar Tausende. Abschaum, Huren und die Ärmsten der Armen ebenso wie gute Bürger und reiche Edelleute.«
    »Und weshalb haben sie sich

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