Die Duftnäherin
dass die Kölner Bierbraukunst der anderer Städte weit voraus ist.«
»Wie so vieles in Eurer herrlichen Stadt.«
Egidius gab dem Diener, der noch immer an der Tür stand, einen Wink. »Bring meinem Gast etwas zu trinken, das seinem Kopf weniger zusetzt als das Bier vom gestrigen Abend. Und trag dazu auch eine kleine Speise auf.«
Der Diener nickte und verschwand ohne ein Wort.
»Euch scheint es hier bei uns zu gefallen«, stellte der Patrizier zufrieden fest.
»Gibt es denn Leute, denen es nicht so geht?«
Der Diener betrat mit einem Tablett in den Händen wieder den Raum.
»Stell es einfach hier auf dem Tisch ab, Hans. Ich werde unserem Gast selbst vorlegen.«
Sie schwiegen, bis der Diener den Raum wieder verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Ihr wolltet mir erzählen, was Euch so begeistert an unserem Köln«, nahm Egidius das Gespräch wieder auf.
Helme lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück, trank einen Schluck von dem angewärmten Würzwein und biss herzhaft in das bereitgelegte Gebäck.
»Ich sah alles in allem noch nie eine schönere, lebendigere Stadt. So einfach ist das. Allerdings …« Er brach ab und nahm einen weiteren Schluck.
»Allerdings? Ihr macht mich neugierig.«
Helme beugte sich Egidius verschwörerisch entgegen. »Ich dachte, Ihr wärt derjenige, der schon längst erkannt hätte, was an der Wurzel dieser stolzen und herrschaftlichen Blüte nagt und sie mit Fäulnis zu überziehen vermag.«
»Ihr sprecht in Rätseln, mein Freund.« Egidius beugte sich nun ebenfalls vor, und Helme wusste, dass er ihn nunmehr am Haken hatte. Er durfte jetzt nur nicht zu offensichtlich zu Werke gehen. Er stellte seinen leeren Becher auf dem Tisch ab, lehnte sich erneut in seinem Stuhl zurück und hob abwehrend die Hände.
»Vielleicht habe ich mich auch getäuscht. Schließlich ist es Eure Stadt, nicht die meine. Ich möchte mich auf keinen Fall einmischen.«
»Aber, mein Lieber, Ihr seid ein kluger Kaufmann und uns zum Freund geworden. Ob Ihr nun hier lebt oder nicht. Wir sind eine freie Handelsstadt. Sagt mir, was Ihr denkt.«
»Nun, meine Sorge gilt Euch, der Ihr ehrlich und aufrecht Handel treibt, dem Herrn in angemessener Weise huldigt und auf Eure Würde und Euren Stand bedacht seid.«
»Zumindest mehr als die obersten Kirchenherren, die uns das Geld aus der Tasche ziehen und Rechte durchzusetzen versuchen, deren Inhalt sie kaum in der Lage sind zu verstehen.«
»Die Kirche und der wahre Glauben haben nicht immer viel miteinander gemeinsam.«
»Wohl gesprochen, Helme von Minden.«
»Und ebendiesen Umständen gilt meine Sorge, der ich als ein Außenstehender beobachte, wie Eure Großherzigkeit und Euer Fleiß von manchen Menschen zu ihrem eigenen Wohl und Vorteil ausgenutzt werden.«
»Von wem sprecht Ihr?«
Wieder hob Helme abwehrend die Hände. »Ich bin nur ein Beobachter und möchte niemanden gegen seinen Nächsten aufbringen.«
»Herrgott, Mann, nun sprecht doch endlich!«
»Wenn Ihr es wünscht.« Helme machte eine bedächtige Pause, als würde er seine nächsten Worte sehr genau wählen müssen. »Neben den vielen reichen Händlern gebt Ihr auch weniger betuchten, ehrlichen Arbeitern ein gutes Zuhause. Ihr lebt mit ihnen Seite an Seite, wenngleich sie weit unter Eurem Stand sind.«
»Ganz wie es sich für einen guten Katholiken geziemt«, erklärte Egidius.
»Genau«, stimmte Helme ihm zu. »Aber da sind noch andere, die sich neben den Huren, Bettlern und anderem Abschaum unter Euch gemischt haben.«
»Welche anderen?«
»Die Gefährlichen, die falschen Glaubens sind.« Helme vermied es, das Wort Juden in den Mund zu nehmen.
Egidius knallte seinen Becher so heftig auf den Tisch, dass der Rest des Würzweins aus ihm heraus und auf die Holzplatte schwappte.
»Verdammt, Ihr wisst gar nicht, wie recht Ihr damit habt! Diese gottverfluchten Ungläubigen.«
Helme nickte schweigend.
Sein Gastgeber stand auf, schenkte ihnen die Becher noch einmal voll und reichte einen an seinen Besucher.
»Schon lange habe ich den Rat der Stadt und die obersten Kirchenherren vor ihnen gewarnt, glaubt mir.«
»Eines Tages werden Euch noch die Pilger fortbleiben. Kein guter Christ betet gern in einem Gotteshaus, das in einer von Ungläubigen überlaufenen Stadt steht.«
»Genau das habe ich den Ratsleuten auch gesagt. Sie stehlen und verpesten unsere Stadt, diese verdammten Juden.«
Helme lächelte zufrieden. Nun hatte Egidius das Wort endlich ausgesprochen.
»Doch
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