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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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ich’s doch, dass du dein Herz noch immer auf dem richtigen Fleck hast.«
    »Hast du eine Schlafstätte?« Jordan hatte seine grimmige Miene noch immer nicht abgelegt.
    »Ehm, ja. Meine Schwester und ich sind gegen die Zahlung eines Entgelts bei Margrite untergekommen.« Dabei deutete er auf Anderlin.
    Der Zimmermann drehte sich um und schlurfte in Richtung Nebenraum zurück. »Morgen in der Früh fängst du an. Und viel bezahle ich nicht«, hörte Gawin ihn grummeln. Dann war der Alte aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    »Nun hast du also Arbeit«, stellte Anderlin zufrieden fest und schob den etwas verdutzten Gawin aus der Werkstatt hinaus.

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    25 . Kapitel
    E sther spürte, dass sich etwas verändert hatte. Sie hätte nicht konkret benennen können, was es war. Ob es die Angst vor der sich immer weiter ausbreitenden Pest oder gar ein anderer Grund war, weshalb die Kölner nur noch das Wichtigste erledigten und nicht mehr stehen blieben, um einen kleinen Schwatz miteinander zu halten. Etwas Fremdes, Beunruhigendes hatte sich wie eine dicke Staubschicht über die Stadt gelegt und ließ die Menschen nur noch schwer Luft bekommen. Doch da war auch noch etwas anderes, das zwar spürbar war, über das aber nicht gesprochen wurde. Esther schien es, als gingen ihr die Bürger mehr als sonst aus dem Weg. Natürlich hatte sie sich längst daran gewöhnt, als Jüdin nicht mit Christen gleichgestellt zu sein oder gar Freunde in deren Reihen zu haben.
    Ihr Vater hatte es ihr vor langer Zeit erklärt. Gott hatte das Volk der Juden, sein eigenes Volk, zu besonderen Taten ausersehen. Diese erforderten Kraft, festen Willen und einen unerschütterlichen Glauben, den sie trotz aller Widerstände zu leben hatten. Esther hatte dies nie als einen Nachteil empfunden, eher als eine Bürde, die sie mit Stolz trug.
    Leichten Schrittes und ihren Korb schwingend, ging sie Richtung Dom, um von dort auf den Markt einzubiegen und frische Kräuter zu kaufen. Die Haushälterin ihres Vaters, eine Christin, tat sich auch nach all den Jahren noch immer schwer damit, koschere Speisen zuzubereiten. Immer wieder vergaß sie die ein oder andere Zutat, achtete nicht auf ihre spezielle Zubereitung oder überging gar wichtige Rituale, die ihr als unnütz erschienen. So hatte Esther es übernommen, ihr beim Kochen und Herrichten der Mahlzeiten zu helfen, um auf diese Weise sicherzustellen, dass wirklich koschere Speisen auf den Tisch gelangten. Schon gestern hatte Esther die gute Sophia ausgeschickt, um alles Notwendige zu besorgen. Doch zu ihrer Enttäuschung hatte sie feststellen müssen, dass die Haushälterin die benötigten Kräuter, auf die sie sie ausdrücklich hingewiesen hatte, nicht mitgebracht hatte. So war sie in aller Früh mit ihrem Korb aufgebrochen, um sie selbst auf dem Markt zu besorgen. Ob die Vergesslichkeit Sophias nur der Gleichgültigkeit geschuldet war oder ob sie es gar mit Absicht gemacht hatte, Esther ließ sich davon nicht beirren.
    Sie blieb stehen und blickte zu dem riesigen Dom empor. Vor über einhundert Jahren, so hatte der Vater ihr berichtet, war mit seinem Bau begonnen worden. Mit der Hand beschattete sie ihre Augen, um im Sonnenschein das Farbenspiel der bunten Fenster bewundern zu können. Was dieses Bauwerk betraf, so konnte sie die Christen verstehen, die glaubten, ihr Gott fände Gefallen an einer solchen Schönheit. Dass jedoch der einzige und wahre Gott, Adonai, einen solchen Prunk schätzte, konnte sie sich hingegen nicht vorstellen. Aber ein Bauwerk von solcher Größe und solchem Glanz musste die Menschen, die Tag für Tag in die Stadt pilgerten, natürlich anziehen, das begriff Esther nur zu gut. Die Pracht der kunstvoll gefertigten Figuren, die kühne Architektur, mit der die Meister ihres Fachs ihr Können unter Beweis stellten, und nicht zuletzt die von überall herbeigetragenen Schätze ließen oftmals sogar jene in Gottes Schoß zurückkehren, die das Leben zu Zweiflern gemacht hatte. Doch ohne den Glauben, davon war Esther fest überzeugt, war jedwede Kreatur verloren. Selbst wenn es der falsche Glaube war. Mit einem kleinen Seufzer wandte sie sich ab und schlug den Weg zum Markt ein.
    »Und ich sage Euch, Ihr Bürger von Köln, das Ende ist nah!« Die krächzende Stimme drang unangenehm zu Esther herüber. Eine Menschentraube hatte sich um den Brunnen herum gebildet, auf dessen Rand ein Mann stand und seine Worte an die Städter richtete. »Lange hat der Herr uns verschont, weil wir in seinem Sinne

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