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Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Titel: Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Angoulême, an Charles X. und an die Regierung Louis Philipps weiterzugeben, zahlte sie.
    Was hatte die ehemalige Untergouvernante, die zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 72 Jahre alt war, gegen die Herzogin in der Hand? Eine Frage, die Historiker seit Jahrzehnten beschäftigt.
    Am 19. 10. 1851 starb die Herzogin von Angoulême an Rippenfell- und Lungenentzündung. Sie hatte testamentarisch festgelegt, dass man keine Autopsie vornehmen dürfe, wie sie bei den Bourbonen eigentlich üblich war, und dass alle Dokumente, die sie geschrieben habe, vernichtet werden müssten. Sie soll auch ein zweites Testament geschrieben haben, das sie einige Tage vor ihrem Tod dem päpstlichen Nuntius, der extra aus Wien anreiste, anvertraute. Sie bat ihn, das Testament 100 Jahre unter Verschluss zu halten. Nachforschungen im Vatikan und in Frankreich nach diesem Testament blieben erfolglos. Es bleiben viele Fragen unbeantwortet: Hat sie in diesem Testament ihr Geheimnis offenbart? Besteht ein Zusammenhang zu den Erpresserbriefen? 7
    In Frankreich wurden Trauergottesdienste abgehalten, an denen auch der Präsident der 2. Republik, Prinz Louis Napoleon Bonaparte, teilnahm. Der Siecle schrieb, die Herzogin sei ein »bedauernswertes Opfer der Wechselfälle der Geschichte«. 8
    Bis an ihr Lebensende hatte sie wider alle Vernunft gehofft, dass ihr Neffe doch noch den Thron von Frankreich besteigen könnte. 1871 hätte dieser Traum tatsächlich Wirklichkeit werden können, der Comte de Chambord bekam die Krone angeboten, lehnte sie aber ab. Angeblich hatte er zur Bedingung gemacht, dass statt der Trikolore, der Fahne der Revolution, die weiße Fahne der Bourbonen über Frankreich wehen müsse. Das aber wollten die Franzosen unter keinen Umständen. Es gibt aber auch Belege, dass er ablehnte, weil er davon überzeugt war, kein Recht auf den Thron zu haben, da Louis XVII. nicht im Temple gestorben sei. Dies habe die Königsfamilie immer gewusst. In den letzten Tagen der Regentschaft Charles’ X. hatte sich sogar mit Wissen des Königs unter Beteiligung hoher Hofbeamter ein »Comité legitimiste« gebildet mit dem Ziel, Louis XVII. zu suchen. 9
    Umso merkwürdiger wirkt das Verhalten der Herzogin von Angoulême. Als der Uhrmacher Karl Wilhelm Naundorff, der behauptete, Louis XVII. zu sein, sie treffen wollte, lehnte sie ab. 1834 reiste er mit der ehemaligen Kammerfrau des Dauphin, Madame de Rambaud, die von seiner Identität überzeugt war, zur Herzogin nach Prag. Beide wurden von der Polizei ausgewiesen. 1835 flüchtete die Herzogin aus Pillnitz bei Dresden, als er seinen Besuch ankündigte. 10
    Warum wollte sie ihn nicht treffen, sich zumindest überzeugen, ob er es war? Charles X. soll dazu die Anweisung gegeben haben, vermuten manche. Das scheint nicht sinnvoll, da ja mit dem Einverständnis des Königs nach dem Verbleib Louis’ XVII. gesucht wurde.
    Hatte die Herzogin selber etwas zu verbergen? Die Vermutung liegt nahe, wenn man an die Erpressung Madame de Soucys denkt.
    Die Herzogin von Angoulême liegt in der Bourbonengruft des Franziskanerklosters Kostanjevica bei Görz (Nova Gorica) zwischen ihrem Mann und ihrem Schwiegervater begraben. Auf ihrem Grabstein stehen auf Lateinisch die Worte: »Die ihr auf eurem Weg hier vorbeikommt, haltet inne und schaut, ob es einen vergleichbaren Schmerz wie den meinen gibt.«

Zweifel an der offiziellen Version

Kammerdiener Hue zwischen
Ehrlichkeit und Eigennutz

»In diesem Frühjahr werde ich öfter nach Schönbrunn gehen, wenn Madame dort ist, und ich habe keine Angst mehr, mich ihr zu nähern, wie ich das im vergangenen Jahr hatte«,
    schrieb der ehemalige Kammerdiener Hue zufrieden am 11. 3. 1797 1 an seine Frau in Paris. Ein Jahr lang hatte er in Wien unter entwürdigenden Bedingungen ausgeharrt. Seit dem 1. des Monats sei man höflich zu ihm, nicht affektiert, nicht befangen; er bemühe sich dementsprechend, bewahre aber die Erinnerung an seine Pein.
    Die Frage, die sich nun allerdings stellt, lautet: Warum hatte er ein Jahr lang Angst, der Prinzessin zu begegnen, die er nach Wien begleitet hatte? Diese Frage lässt sich nur mithilfe der Korrespondenz zwischen Hue und seiner Frau in Paris beantworten, die in einer Akte der österreichischen Geheimpolizei zu finden ist. Er schickte die Briefe über das Büro des französischen Gesandten Theobald Bacher in Basel, wo die Briefe sicher auch noch mal gelesen wurden.
    Jeden Samstag schrieb er seiner Frau durchnummerierte Briefe, damit sie

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