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Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Titel: Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Kammerdiener Hue interessiert hatte, dass sie ihn unbedingt als Begleitung haben wollte, weil sie mit ihm die Erinnerung an die letzten Monate ihrer Eltern teilte. Schon im März 1796 hatte Hue seine Frau gebeten, ihm das Porträt von Madame zu schicken, das der Marquis de Parrois von ihr gemacht hatte. Es handelt sich hierbei um das berühmte Teleskopbild, das der Marquis im Herbst 1795 aus einem der umliegenden Häuser mit Sicht auf den Garten des Temple mithilfe eines Fernrohrs von Madame Royale gemalt hatte. Es ist das einzige Bild, von dem wir mit hundertprozentiger Sicherheit wissen, dass es die echte Madame Royale vor dem Austausch zeigt.
    Nun stellt sich die Frage, warum Hue sich ausgerechnet dieses Bild schicken lässt. Seitdem die Prinzessin in Wien war, waren viele Bilder entstanden, die sie fleißig herumschickte. Wollte er ihr durch das Teleskopbild aus der Zeit vor der Vertauschung zu verstehen geben, dass er Bescheid wusste? Das Bild wäre in jedem Fall sehr hilfreich gewesen, um seine Position bei Hofe zu verbessern.
    Madame de Hue scheute sich, das Bild einem Brief anzuvertrauen, also gab sie es dem schwedischen Botschafter, Monsieur Engström, mit, der auf dem Weg nach Wien war. Der diplomatische Weg zur Beförderung von politisch heikler Post war ein bewährter Weg, Dinge sicher an ihre Adressaten zu bringen.
    Und damit beginnt der merkwürdige Irrweg des Porträts: Am 20. 5. 1796 erreichte Hue ein Brief der Schwester von Madame de Soucy aus Regensburg. Madame de Bombelles schreibt, dass der schwedische Botschafter sie auf der Reise nach Wien in Regensburg besucht und von dem Bild erzählt habe. Da er glaubte, es sei für die Prinzessin bestimmt, habe er es dem Kanzler Brabant mitgegeben, der schon vor ihm nach Wien abreiste. Der solle es direkt an den österreichischen Außenminister weiterleiten, mit der Bitte, es Madame zu geben. Die Marquise von Bombelles meint, dass Hue nun sicher verärgert sei, weil er ihr doch das Bild wohl selber überreichen wollte: »Wenn sie [Marie Thérèse, Anm. der Autorin] nicht schon im Besitz des Porträts ist, dann nur, weil M. Thugut aufgeschoben hat, es ihr zu geben, und wenn Ihr ihm Eure Rechte sagt, wird er es Euch sicher zurückgeben.« 5
    In den nächsten Wochen machte Hue immer wieder Eingaben beim Außenminister, um sein Bild zurückzuerhalten. Vergeblich. »Es kostet mich Mühe, einen Gegenstand zurückzubekommen, an dem ich legitime Rechte habe; ich kann nicht durchschauen, warum das so schwierig ist«, schrieb er frustriert an seine Frau. 6
    Warum aber hat der Außenminister das Bild zurückgehalten? Es bestand kein Grund, es sei denn, die Unterschiede zwischen dem Bild aus den Tagen in Paris und der realen Prinzessin in Wien waren so groß, dass es den bereits existierenden Verdacht einer Vertauschung erhärtete. Denn die Ankunft des Bildes in Wien fiel zusammen mit der von allen Seiten festgestellten Abkühlung der Beziehung zwischen dem Wiener Hof, Königin Maria Karolina in Neapel und der französischen Prinzessin.
    Hue dagegen überlegte ernsthaft, ob er nicht auch ohne Porträt, also ohne Beweis in der Hand, die Karten auf den Tisch legen sollte. »Manchmal möchte ich eine endgültige Entscheidung treffen«, schrieb Hue Ende Juli 1796 entnervt an seine Frau, »werde aber sofort durch die möglichen Konsequenzen zurückgehalten; ich wäre verloren in einem Land, in dem sich nichts für mich einsetzt, niemand sich im Recht sieht, mich zu verteidigen; voilà die Lage, auf die ich reduziert bin: voilà die Art, auf die ich für meine tausend Opfer belohnt werde, die meist gefährlich waren.«
    Mitte Oktober schrieb Hue einen weiteren sehr aufschlussreichen Brief an seine Frau: Er war mit Cléry in Schönbrunn gewesen, aber sie wurden der Prinzessin nicht vorgestellt, da diese mit der kaiserlichen Familie zusammengewesen sei. Am nächsten Tag wollten sie wieder zum Schloss, und da »wird sie wohl die Güte haben, uns zu empfangen. Diese unsere Ausdrucksweise macht dir Kummer«, schreibt er, »das glaube ich wohl, aber es ist vollkommen ausgeschlossen, dass es anders sein kann; noch arroganter, noch beleidigender als jemals durch ihre Erfolge und ihren Schleier, den niemand hebt, auch ich nicht, außer vis à vis von B. oder H., Personen, die das Geheimnis bewahren; wie kannst du wollen, dass ich alleine, ohne Hilfe eine derartige Aufdeckung des Schildes mache? Kann ich, darf ich diese Rolle spielen? Darüber hinaus ist es unter meiner Würde, ich

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