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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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bemerkte er Flecken auf dem Boden. Ein Moment der Trauer. Hier war er gestorben, aber jetzt würde er weitergehen und seine neue Aufgabe erfüllen.
    Es schien ihm, als flimmerte die Luft vor seinen Augen. Er wedelte mit einer Hand, um das Wabern zu vertreiben, aber es nützte nichts. Andere hatten offenbar ähnliche Probleme. Er kannte sie. Seine Familie. Eine Frau stand nur ein paar Schritte neben ihm, sie hatte einen Pfeil im Bauch, und ein zweiter steckte seitlich im Hals.
    Jetzt waren sie vor allen Pfeilen sicher. Auch vor Schmerzen, vor der Sehnsucht und vor der Furcht.
    Feinde.
    Charikus fuhr auf, und auch die Frau reagierte, als hätte sie wie er das Wort gehört, das von Gefahr kündete. Charikus zog seinen Gladius. Die Waffe fühlte sich vertraut an. Gott brauchte ihn, damit er im Leben wie im Tod für ihn kämpfte, bis sein Zyklus sich wiederholte. Alles war gut, alles war richtig.
    Unter euch sind Feinde. Auch hinter euch.
    Sie gingen zur Treppe, die vom Wehrgang nach unten führte. Andere kamen aus Verstecken und liefen über die Plattform an den Katapulten und Steinen vorbei. Die Geschütze mussten umgedreht werden, wenn sie die Feinde in ihrem Rücken besiegen wollten. Einige hatten schon mit der Arbeit begonnen.
    Charikus führte die anderen zur Treppe. Sie bewegten sich wie ein Wesen, sie kannten ihr Ziel. Mit jedem Schritt klärte sich seine Wahrnehmung ein wenig weiter, und zugleich wuchs das Gefühl der Einheit mit den anderen. Wie mit einem Seil, das ihnen Sicherheit gab, waren sie miteinander verbunden. Er wollte nicht von den anderen getrennt werden. Nie wieder. Gott hatte sie berührt und gesegnet, damit sie auch nach dem Tod noch sein Werk verrichteten.
    Alle, die nicht sind wie ihr, können verwandelt werden. Tut es.
    Klarheit.
    Charikus stieg die Treppe hinunter und betrat einen Raum. Hier brannte Licht. Grelles Licht. Es waren Feuer. Auch Geräusche konnte er hören. Bewegungen. Feinde. Sieben Gefährten waren bei ihm, und die Feinde mussten verwandelt und in ihre Reihen aufgenommen werden.
    Feinde. Eure Klingen werden sie befreien.
    Natürlich.
    Ein Feind wandte sich mit einem Gesichtsausdruck an ihn, als könnte er es nicht glauben. Er hatte die Pfeile bemerkt, die in ihren Körpern steckten. Der Mann sprach, aber die Worte waren nicht zu verstehen. Sie waren unwichtig. Charikus näherte sich ihm. Seine Gefährten schwärmten aus, um andere Feinde in ihre Reihen aufzunehmen. Der Mann rief etwas. Charikus konnte ihn von der Furcht erlösen.
    Er hob den Gladius. Der Feind stolperte über einen Stuhl und blieb am Boden liegen. Jetzt waren die Rufe im Raum sehr laut und drangen sogar gedämpft bis an seine Ohren vor. Wieder hörte er das Wort.
    Charikus!
    Er hielt inne.
    Feind.
    Er schlug zu.
     
    Adranis fuhr erschrocken auf. Ein Ruf hatte seinen Schlaf gestört, aber er war nicht sicher, ob er es nur geträumt hatte. Roberto, der auf der Pritsche neben ihm lag, schlief weiter. Das war die Erfahrung von unzähligen Feldzügen und die Gewöhnung an die Geräusche in einem Heerlager. Adranis war beruhigt. Wäre es ein echter Ruf gewesen, dann wäre Roberto sicherlich erwacht.
    Dann hörte er es noch einmal. Es war fern, möglicherweise sogar jenseits der Brücke. Verstehen konnte er nichts. Vielleicht wieder ein Spielchen der Tsardonier.
    Da er inzwischen völlig wach war, richtete Adranis sich auf und zog die Stiefel, eine dicke wollene Toga und den Mantel an. Es würde ihm gut tun, etwas frische Luft zu schnappen, nachdem er so aufgeschreckt worden war. Leise schloss er hinter sich die Tür und ging zur Treppe, die zum Balkon über dem Tor der Grenzfestung führte. Von dort aus konnte er die Brücke überblicken.
    Laternen und eine Kohlenpfanne tauchten den Balkon in ein warmes Licht. Die Nacht war nicht kalt, der Genastro hatte in Gosland begonnen, und Adranis war nicht der Einzige, der nach dem langen, harten und eiskalten Dusas die Jahreszeit des Wachstums begrüßte. Auf dem Balkon standen vier Wächter, die alle über die Brücke hinweg zum vorderen Torhaus spähten. Das Licht tanzte auf dem Zement und dem Stein. Auf der Brücke bewegten sich Soldaten.
    »Alles in Ordnung, Zenturio?«
    Die vier Legionäre nahmen Haltung an. Adranis winkte ihnen, bequem zu stehen.
    »Ich denke schon, Herr. Drüben am Tor waren ein paar Rufe zu hören, die inzwischen aber aufgehört haben.«
    »Mir war, als hätte ich etwas gehört.«
    »Vielleicht ein Streit beim Kartenspiel oder so etwas«, meinte der

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