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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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war eine andere Armee und ein anderes Land, aber die Soldaten, und an erster Stelle der Prinz, waren ihm unglücklich vorgekommen. Gorian hatte ihm erklärt, es liege nur daran, dass sie ihre Schwerter nicht hatten einsetzen können, was Kessian überhaupt nicht verstand. Sie hätten sich doch freuen sollen, dass sie ihr Leben nicht aufs Spiel setzen mussten.
    Jetzt lag er im großen Zimmer, das er sich mit Gorian teilte. Die meisten tsardonischen Soldaten waren draußen, wo auch die wenigen neuen Toten, die Gorian geholt hatte, bereitstanden. Kessian hatte sie auf den Beinen gehalten. Das war leicht gewesen. Aber niemand hatte sich dafür bei ihm bedankt, und jetzt war er müde. Die Stürme, die Gorian hervorgerufen und ihm zur Probe vorgeführt hatte, hatten ihm Kopfschmerzen bereitet. Ihm war klar, dass er noch viel lernen musste. Gorian hatte versprochen, es ihm zu zeigen.
    Jetzt aber schlief Gorian auf der anderen Seite des Zimmers und ließ sich durch all die Rufe in der Burg nicht stören. Kessian dagegen konnte nicht schlafen. Schließlich setzte er sich neben Gorian und starrte dessen Gesicht an. Nach dem Aufbruch aus Kark hatte er ihn gehasst. Er hatte ihn gehasst, weil er ihn ins Wasser geworfen und gezwungen hatte, mit den Toten zu laufen.
    Doch als die Sonne sie wieder gewärmt hatte, hatte sich auch Gorian verändert. Er war viel freundlicher und hilfsbereiter gewesen.
    Glücklich sogar. Außerdem hatte Kessian eine Menge gelernt, als er mit den Toten marschiert war. Keiner von denen war jetzt hier. Sie waren alle mit drei Herren der Toten und zwei Gor-Karkulas an der atreskanischen Grenze geblieben. Ein paar waren auch in die Erde und die Umarmung Gottes zurückgekehrt. Gorian hatte gesagt, ihre Arbeit sei getan, aber Kessian dachte, der Grund sei wohl eher ihr übler Geruch gewesen. Einige hatten nicht einmal mehr Schwerter festhalten können und waren wegen der verfaulten Haut sehr schwach geworden.
    Kessian fragte sich, was jetzt in Atreska geschähe. Er war nicht sicher, warum Gorian mit ihm so weit nach Norden gegangen war. Das war ein großer Umweg, wenn man nach Estorr wollte. Aber Gorian hatte hierherkommen wollen, und deshalb hatte er es getan. Nicht einmal der König hatte ihn umstimmen können, und soweit Kessian gehört hatte, sollten sie eigentlich gemeinsam mit dem König durch Atreska vorstoßen. Zudem hatte Gorian ständig Streit mit Rhyn-Khur. Kessian hatte so viele Fragen, aber Gorian würde vorläufig nicht aufwachen.
    Sein Vater sah heute komisch aus, die Haut war irgendwie verfärbt. Wie von einer Prellung, nur grün. Es war am Hals und den Schläfen und ein wenig auch auf den Wangen zu erkennen. Kessian berührte die Stelle und zuckte zurück. Es war hart wie gebrannter Ton.
    Gorian schlug die Augen auf. Seine Augen durchliefen alle Regenbogenfarben und zeigten schließlich ein ruhiges Hellgrau. Er lächelte.
    »Du solltest doch schlafen«, sagte er. »Du hast gestern Abend hart gearbeitet.«
    »Ich bin nicht müde«, erwiderte Kessian gähnend.
    »Wirklich nicht? Nun, das spielt auch keine Rolle. Wahrscheinlich bist du zu aufgeregt. Siehst du, wie leicht es ist zu siegen?«
    »Ich glaube schon. Aber die Leute sind nicht glücklich damit.«
    »Da kann man nichts machen.« Gorian setzte sich auf. »Sie werden es schon noch einsehen.«
    Die Zimmertür öffnete sich, und herein kam Rhyn-Khur in Begleitung von vier Leibwächtern. Er wirkte äußerst ungnädig. Kessian sprang auf und nahm Haltung an. Gorian rieb sich nur die Augen.
    »Ein Glück, dass wir sowieso wach sind. Haben wir denn nicht ein wenig Ruhe verdient, nachdem wir heute so viel für dich erreicht haben?«
    Der Prinz blieb mitten im Raum stehen. Seine Männer verteilten sich, die Hände auf die Schwertknaufe gelegt wie immer, wenn er in Gorians Nähe war.
    »Du wirst vor deinem Prinzen stehen, bis du die Erlaubnis hast, dich zu setzen«, sagte er.
    »Ich habe mir meine Ruhe verdient, und ich hätte auch deine Achtung verdient«, erwiderte Gorian. »Sind wir nicht über solche Mätzchen hinaus?«
    »Du wirst vor mir stehen und mir die Achtung erweisen, die ich verlange«, sagte Rhyn-Khur leise. »Du vergisst, dass du der Untertan meines Vaters bist. Du hast unserer Familie die Treue geschworen.«
    Kessian hätte sich am liebsten in ein Loch verkrochen, aber er konnte sich nicht entziehen. Rhyn-Khur und Gorian starrten einander an. Die Wächter fummelten nervös an den Schwertgriffen herum. Es war, als warteten sie nur

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