Die dunkle Armee
Ihr wisst, was wir entdeckt haben. Ihr wisst, dass dieser Zweig unserer Religion früher existierte und von denen für gesetzlos erklärt wurde, die fürchteten, er könne ihre Autorität untergraben. Genau diese Furcht treibt Felice Koroyan heute noch an. So sei es. Ich erkenne die Religion, der die Kanzlerin angeblich anhängt, nicht mehr an. Sie ist nicht die meine. Ich bedaure nur die Weigerung des Senats, mich sie aus dem Amt entfernen zu lassen.«
»Ich verstehe genau, was Ihr zu tun glaubt, Herine. Aber die gewöhnlichen Bürger haben nicht gesehen, was Ihr sehen konntet, und so darf es Euch nicht überraschen, wenn sie weiterhin Angst vor der neuen Macht haben, die Ihr unterstützt. Die Bürger sind verwirrt. Sie wissen nicht mehr, ob der seit Generationen überlieferte Glaube an den Allwissenden, der bisher ihr Herz erfüllte, noch gültig ist. Sie fühlen sich von Euch, der Advokatin, hintergangen, und sie fürchten den gewalttätigen Einfluss der Kanzlerin. Die Bürger können dem, was sie immer für wahr hielten, nicht mehr trauen. Ihr solltet mit Felice reden. Sie wird es Euch erklären. Für jeden Bürger, der an ihre Doktrin glaubt oder sich für die Linien des Aufstiegs entscheidet, gibt es zehn weitere, die zu den alten Religionen zurückkehren, die vor dem Auftreten der Konkordanz bevorzugt wurden. Ihr zerbrecht die Konkordanz viel nachhaltiger, als es jede in Dornos getroffene Entscheidung jemals könnte.«
»Wollt Ihr nun mich für den Verrat von Dornos verantwortlich machen? Das ist lächerlich. Die Weigerung, Abgaben zu entrichten, hat nichts mit Religion zu tun.«
»Nein, nein«, widersprach Tharin. »Eure Weigerung, die Berichte zu lesen, hat dies alles angerichtet. Eure verwirrenden Entscheidungen sind nur der Zement, der die Fugen füllt. Meine Bürger sind arm und hungern. Sie wollen nicht mehr zahlen, damit Ihr Wein kaufen, Estorr aufputzen und Eure Legionen ausstatten könnt, um einen Krieg zu führen. Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt müssen Frieden und Stabilität herrschen. Wir können die Fremdherrschaft nicht länger hinnehmen, sie zerstört uns.«
Herine lachte schallend, sie konnte nicht anders.
»Glaubt Ihr etwa, die Konkordanz schwebte nicht mehr in Gefahr? Gott umfange mich, schaut Ihr denn nie über Eure Grenzen hinaus? Die Omari haben ihre Aggressionen nicht eingestellt, und die Legionen der Konkordanz bewachen die Grenzen und halten sie zurück. Auch die Tsardonier sind nicht einfach verschwunden. Wie wir warten sie ab, bis sie ihre volle Stärke wiedererlangt haben. Mein Sohn ist in Sirrane und versucht, ein Bündnis zu schmieden, das uns vielleicht retten könnte, wenn sie das nächste Mal mit einer Invasion drohen. Glaubt Ihr denn, Ihr seid sicher, wenn meine Flagge nicht mehr über dem Palast von Cabrius weht? Ihr und Euer Marschallverteidiger irrt Euch, wenn Ihr das glaubt. Wenn Ihr Euch aus der Konkordanz zurückzieht, schwächt Ihr Euch selbst.«
»Keineswegs, Herine. Wir sind nur bedroht, weil wir ein Teil der Konkordanz sind. Die Omari stellen keine Bedrohung für jene dar, die nicht umgekehrt sie bedrohen. Unsere Bündnisse reichten Generationen zurück und wurden erst gebrochen, als Eure Flagge über unserem Land wehte. Es gibt für Dornos keinen anderen Weg. Ihr könnt uns nicht länger Euren Willen aufzwingen. Wenn ich nach Cabrius zurückkehre, werden der estoreanische Konsul und alle fremden Legionen des Landes verwiesen. Unsere Vereinbarung mit Omari ist bereits unterzeichnet.«
Herine stand auf. »Dann geht«, sagte sie. »Und wendet Euch nicht an uns, wenn Ihr Hilfe braucht, weil Ihr Eure Dummheit einseht und Euer Volk vor Euren Augen stirbt. Ihr haltet Euch für klug und kommt damit zu mir, während wir in Atreska und Bahkir abgelenkt sind. Das ist zwar in der Tat raffiniert ausgedacht, aber dennoch ein Fehler. Denn wie Atreska genau weiß und wie auch Ihr noch erfahren werdet, holen wir uns stets zurück, was uns gehört. Beim zweiten Mal werden wir allerdings nicht mehr so nachsichtig regieren.
Geht heim und sichert im Norden, Süden und Osten Eure Grenzen. Feinde werden kommen, und am Ende werdet Ihr mich um Verzeihung bitten. Sie wird Euch nicht gewährt werden. Ich kenne Euch nicht mehr, Botschafter Tharin.«
»Wir sollten dennoch als unabhängige Nationen zusammenarbeiten«, sagte Tharin.
»Das werden wir nicht tun. Dornos gehört zur Konkordanz. Jeder, der glaubt, unsere Schwäche sei dauerhaft, begeht einen schweren Fehler. Ich erkenne
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