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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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leitender Schwarzmaler«, sagte er. »Es wundert mich, dass Ihr nicht schon dabei seid, eine Mauer um ganz Sirrane zu ziehen, um diese unglaubliche Bedrohung zu bekämpfen.«
    Der Sirraner runzelte die Stirn und bat mit einer Geste um eine Erklärung. Roberto musste sich innerlich ermahnen, dass er jetzt Diplomat war und keine Legionen mehr befehligte.
    »Einfach ausgedrückt, Hadadz, stellt die Armee, die ich durch mein Spähglas beobachte, keine Bedrohung für die Konkordanz dar.«
    Hadadz runzelte entrüstet die Stirn, und seine bereits dunkle Haut verdunkelte sich noch weiter, als ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg.
    »Ihr begeht einen Fehler, der sich bald nicht mehr rückgängig machen lässt«, sagte er. »Ihr müsst weiter blicken, als Eure Augen sehen.«
    Roberto rieb kräftig über die Bartstoppeln auf seinem Kinn.
    »Da müsst Ihr mir schon etwas mehr bieten«, erwiderte er. »Marcus Gesteris eilt nach Estorr, um das Land vor einer drohenden Invasion zu warnen. Ich soll Gosland auf einen Angriff vorbereiten. Wenn sie diese Truppe an der Grenze über die Hügel kommen sehen, werden sie mich auslachen. Versteht Ihr?«
    Hadadz nickte nach einer kleinen Pause, dann lächelte er, und seine Augen blitzten.
    »Die Klarheit Eures Geistes wird als Trübheit bewertet werden.«
    »Etwas in dieser Art, ja.«
    Das Lächeln verschwand. »Bei diesem Feind ist nicht die Zahl entscheidend. Noch die Lieder, die von Sieg und Herrschaft sprechen.«
    Roberto starrte ihn an. »Hadadz, sie haben keine Aufgestiegenen und keine Geheimwaffen. Es sind höchstens sechstausend, die nicht einmal über die Gorneonbrücke kommen werden. Wenn Ihr etwas anderes wisst, dann sagt es mir bitte. Unser Bündnis wurde gerade erst geschlossen. Es wäre schade, wenn es jetzt schon beschädigt würde.«
    »Was sie treibt, ist die Angst vor einer Macht, die sie nicht verstehen können. Tarenaq sagte es schon. Ihr begeht noch einen zweiten Fehler, Gesandter Del Aglios. Sie haben sehr wohl einen Aufgestiegenen.«
    »Woher …« Roberto unterbrach sich. »Es tut mir leid, aber wollt Ihr mir sagen, dass sie in nur zehn Jahren Aufgestiegene entwickelt haben? Das ist unmöglich.«
    »Nein«, widersprach Hadadz. »Euer eigener, der fortgelaufen ist, hat eine neue Heimat gefunden.«
    Roberto bekam fast einen Schwächeanfall. »Gorian.« Er schüttelte den Kopf. »Der kleine Bastard. Ich hätte ihm die Kehle durchschneiden sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.« Er wandte sich wieder an Hadadz. »Aber selbst wenn es stimmt, selbst wenn Ihr recht habt, er ist nur ein einziger Mann. Ein Pfeil kann ihn erledigen. Wir werden ihn auf dem Schlachtfeld suchen und ihn töten. Ist er jetzt bei ihnen?«
    »Nein. Er ist fern, und doch beherrscht er sie.«
    »Also schön, also schön. Während ich darüber nachdenke, könntet Ihr mir vielleicht erklären, was ich Eurer Ansicht nach übersehe.«
    Hadadz zuckte mit den Achseln. »Es steht ihnen ins Gesicht geschrieben, ihre Seelen schreien es heraus. Sie marschieren scharf und entfernen sich von ihrem Herrn, und doch kann seine Hand sie überall erreichen. Aber sie freuen sich nicht über die Aufgabe, die er ihnen auferlegt hat.«
    Zwar war er nicht so poetisch wie die Diplomatin Tarenaq, aber Hadadz konnte mindestens ebenso weitschweifig sein. Roberto setzte das Spähglas wieder ans Auge und betrachtete einige Gesichter. Zuerst fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Unbehagen und Sorge vielleicht, aber …
    »Nein, nein«, sagte er. »Das kann doch nicht sein.«
    »Mein Herr?«, fragte der Hauptmann der Wache.
    »Sie sind mehr als hundert Meilen von der gosländischen Grenze entfernt«, sagte Roberto, »und doch haben sie Angst. Ich meine, das kann man erwarten, wenn sie vor dem Feind stehen, aber jetzt? Die Hälfte kommt mir vor wie Leute, die zu ihrer Hinrichtung marschieren. Sie sehen sich nervös um und schweigen.«
    Wieder beobachtete Roberto die Truppe. Der Kommandant hatte gerade angehalten, und die Marschierenden folgten seinem Beispiel. Seine Augen zeigten keine Furcht, nur Vorfreude. Er war ein großer, kräftiger Mann. Was Roberto für eine Kappe gehalten hatte, war in Wirklichkeit sein rasierter Kopf, der vollständig mit Tätowierungen bedeckt war. Runde und eckige Muster, geometrische Figuren.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, bemerkte Roberto.
    »Nein«, stimmte Hadadz zu. »Er kommt aus Khuran, aus den Tempeln der Verdammten, wo die Feinde des Königs vernichtet werden.«
    »Er ist ein

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