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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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beleidigend. Das sind wir nicht. Wir sind Menschen wie Ihr.«
    »Falsch«, erwiderte Herine. Sie setzte sich wieder. »Zuerst einmal seid Ihr nicht wie ich oder irgendein anderer Mensch auf dieser Welt. Ihr seid die Ersten einer neuen Art von Menschen und müsst all den Ruhm und Schmerz auf Euch nehmen, der damit verbunden ist. Zweitens sind Eure Fähigkeiten die Waffen, nicht Ihr selbst seid es, Ossacer Westfallen. Auch ein Bauer bereitet sich auf den Krieg vor.
    Er bekommt, je nach seinen Fähigkeiten, eine Sarisse, einen Bogen oder Gladius. Das ist seine Waffe.«
    »Ich bin kein Soldat und werde niemanden töten«, widersprach Ossacer, »und ich werde nicht zulassen, dass meine Gefährten, die anderen Aufgestiegenen, so fahrlässig eingesetzt werden.«
    »Zulassen? Ihr seid weder die Mutter des Aufstiegs noch die Advokatin. Wir werden entscheiden, was zulässig ist und was nicht.«
    »Ich verstehe, dass wir uns gegen Eindringlinge verteidigen müssen. Ich verstehe die Notwendigkeit, einen Krieg zu führen. Doch ich lebe, um zu heilen, und nicht, um zu töten.«
    »Dann werdet Ihr eben als Heiler auf dem Schlachtfeld eingesetzt, verdammt.« Noch ein Ruf, der ein lautes Echo hervorrief. Herine stand auf und ging zur Tür. »Ich werde es noch einmal sagen, und Ihr werdet Euch darauf einstellen. Falls ein Krieg ausbrechen sollte, werdet Ihr und die anderen fünf auf die Heere verteilt, um dort zu tun, was die Befehlshaber verlangen. Wenn Ihr Euch weigert, werdet Ihr wegen Feigheit oder Befehlsverweigerung hingerichtet. Was wird dann aus Eurem kostbaren Aufstieg und den Prinzipien?«
    Sie riss die Tür auf und stolzierte an Vater Kessians Büste vorbei den Flur hinunter.
    »Lebt in der realen Welt und seht, was ich sehe«, rief sie zurück. »Idealisten. Gott, befreie mich von den Idealisten«, fuhr sie erheblich leiser fort.
     
    Roberto Del Aglios musste insgeheim zugeben, dass er eine gewisse selbstsüchtige Freude empfand, obwohl der Anlass seiner Reise alles andere als angenehm war. Er hatte Boten vorausgeschickt, und nun begrüßte ihn eine große Truppe am größten Grenzübergang. Ein Grenzübergang, der vor Waffen starrte.
    »Ich wusste doch, dass ihr mich nicht enttäuscht«, sagte er leise.
    In all den Jahren, die er nach Sirrane und wieder zurück gereist war, hatte er noch nie diesen Weg eingeschlagen, sondern sich stets weiter im Norden zum Fluss gewandt, um dann unter dem großen Brückenbogen entlangzufahren, den er jetzt überschreiten würde. Vom Fluss aus wirkte er nicht sonderlich beeindruckend, aber hier oben war er ein spektakuläres, beeindruckendes Symbol für die Macht der Konkordanz.
    Die zehn Meilen südlich der sirranischen Grenze gelegene Gorneonbrücke, die den breiten, träge fließenden Triesk überspannte, hatte den Legionen, die nach Tsard eingedrungen waren, als Ausfalltor gedient.
    Auf der tsardonischen Seite war das Torhaus mit geschnitzten Heldenfiguren geschmückt und erhob sich vierzig Fuß hoch. Hinter Schießscharten standen Ballisten bereit, und die Wehrgänge waren mit Bogenschützen bemannt. Das mächtige, mit Eisen verstärkte Tor, durch das fünfzehn Kämpfer nebeneinander schreiten konnten, war geschlossen.
    An sechs Stellen wehten Flaggen, und in Nischen standen Statuen, die das Bauwerk schmückten und die Tsardonier vor einem Angriff warnten.
    Rumpelnd öffneten sich die Torflügel, als Roberto sich näherte. Jubelrufe und militärische Grüße empfingen ihn, und er antwortete mit einem demütigen Nicken. Vor ihm erhob sich der Brückenbogen, dahinter konnte er schon die Befestigungen auf der gosländischen Seite erkennen. Türme aus Stein und Zement, dazu eine Festung, die jeden Feind, der den Fluss zu überqueren wagte, mit vernichtenden Salven eindecken konnte. Nur ein Narr käme auf die Idee, eine so mächtige Barriere anzugreifen.
    Jetzt waren auch Robertos letzte Zweifel beseitigt, eine kleine tsardonische Streitmacht wäre imstande, die Grenzen der Konkordanz zu verletzen. Vor der Ehrengarde der Legionäre mit ihren polierten Rüstungen standen drei Menschen, deren Anblick sein Herz wärmte.
    »Die verdammten Förmlichkeiten.« Roberto sprang vom Pferd und schritt rasch den Abhang hinauf. Dabei grinste er wie ein Idiot, empfand zugleich aber Schuldgefühle, weil er sie so lange vernachlässigt hatte.
    »Hallo, Roberto.«
    »Dahnishev, du verschlagener Bastard, was tust du denn hier?«
    Roberto umarmte den alten Freund, der ihm in seiner Eigenschaft als Feldarzt

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