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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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des Genasauf
     
    R oberto knallte die Faust auf den Tisch und brüllte vor Lachen. Dann richtete er sich auf seiner Liege auf und trank etwas gesüßten warmen Wein. Der Tisch, um den sie sich niedergelassen hatten, war reichlich mit Fleisch, Soßen, Obst und Brot gedeckt. Die Dienerwaren längst entlassen, draußen dämmerte ein kühler Abend. Es würde bald regnen, doch im Festsaal herrschte Fröhlichkeit, und das Feuer brannte warm.
    »Gott geleite mich zur Ruhe, das hatte ich ganz vergessen«, sagte Roberto, als er wieder sprechen konnte. »Dieser verdammte rote atreskanische Schild. Nachts hat er sich in der Schlacht abgehoben, als würde ein Feuer brennen. Dabei konnte man Davarov sowieso nicht übersehen. Hätte ich ihm nicht so sehr vertraut, ich hätte Angst vor ihm bekommen können. Das war im Herolodustal, nicht wahr?«
    »Genau«, bestätigte Dahnishev. »An diesem Tag hat Arducius den Schneesturm heraufbeschworen, und Mirron hat die tsardonischen Katapulte zu Asche verbrannt.«
    »Das war ein unvergesslicher Tag.« Roberto wurde ernst, als die Namen der Aufgestiegenen fielen.
    »Warum hat er das getan?« Adranis hatte den ganzen Nachmittag über die Geschichten über den Krieg gegen Tsard förmlich aufgesogen. »Ich meine Davarov. Warum hat er einen Schild in den Farben von Atreska getragen? Und warum hast du das zugelassen, Roberto?«
    »Du bist ihm nie begegnet, nicht wahr?«, fragte Roberto, worauf Adranis den Kopf schüttelte. »Der Mann ist unvergleichlich. Er ist ein einzigartiger Kerl, darin wird mir Dahnishev sicher zustimmen. Ich habe noch nie einen Kämpfer getroffen, dem seine Loyalität gegenüber der Konkordanz wichtiger war, und zugleich noch nie einen Mann, der unerschütterlicher mit seinem Geburtsland verbunden war. Er war der stolzeste Atreskaner, den du dir vorstellen kannst, und es gab durchaus ernsthafte Konkurrenz. In der Anfangszeit war dies eine schwierige Kombination, aber ich musste mir immer nur vor Augen halten, dass seine Treue zur Konkordanz unerschütterlich war und er seine Leute auf dieser Grundlage geführt hat. Deshalb konnte ich ihm den Freiraum geben, seine Marotten auszuleben, denn sie haben ihn nur in seinem Glauben an mich und uns bestärkt. So einem Mann nimmt man nicht den Schild weg, und man behandelt ihn auch nicht wie einen gewöhnlichen Soldaten. Wenn du das tust, nimmst du ihm seine Persönlichkeit, und er ist nicht mehr nützlich für dich.«
    »Aber das ist doch eine Einladung zur Befehlsverweigerung«, widersprach Adranis.
    »Nein, sicher nicht. Jedenfalls nicht, solange er seine Grenzen und Pflichten kennt und weiß, wem er zu dienen hat. Das hat Davarov stets gewusst. Er war nicht nur leidenschaftlich, sondern auch klug und charismatisch, und das sind Qualitäten, die man immer fördern sollte.«
    »Aber singen konnte er nicht, was?«, fragte Dahnishev. »Weißt du noch, der Marsch nach Neratharn?«
    »Ob ich das noch weiß?« Roberto legte sich die Hände an den Kopf. »An einem kalten Morgen tun mir heute noch die Ohren weh.« Dann wandte er sich wieder an Adranis. »Aber er hat gesungen und uns allen Mut gemacht, als wir aufgeben wollten. Wenn du so einen Mann findest, dann darfst du ihn nicht knebeln, du musst ihm eine Bühne geben.«
    So schwelgten sie lange in Erinnerungen. Viel zu lange sogar. Roberto war am Ende ein wenig benommen, schließlich verstummte er ganz und wartete, bis auch die anderen ruhiger wurden. Dann füllte er seinen Becher mit Wasser.
    »Du denkst, wir könnten sie hier brauchen«, sagte Nunan.
    »Nein«, entgegnete Roberto. »Ich sehe, was ihr hier vollbracht habt, und deshalb müssen wir uns vorerst keine Sorgen machen. Außerdem hat er vielleicht selbst Schwierigkeiten. Atreska versinkt im Chaos, und nicht erst seit gestern.«
    »Was steht uns dann bevor?«, fragte Kell. »Der Bote hat sechstausend Kämpfer erwähnt. Das ist keine Streitmacht, die für eine Invasion ausreicht.«
    »Nein, sicher nicht. Aber die Tsardonier tun nichts ohne guten Grund, und die Sirraner glauben, dass sie etwas im Schilde führen. Dieser Vorstoß dürfte bei Weitem nicht das Einzige sein, was sie zurzeit unternehmen. Wir müssen damit rechnen, dass noch weitere Truppen nach Süden vordringen, und sie führen sicherlich auch Reserven nach. Ich habe keine Ahnung, wie sie ihre Streitmacht so schnell wieder aufbauen konnten, aber wir müssen annehmen, dass es ihnen gelungen ist, und nur darauf kommt es an. Aus diesem Grund habe ich auch die

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