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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Amanda«, sagte sie denn auch. »Du kannst doch jederzeit nach Blankensee fahren. Wir benutzen das Gut nicht, wenn du willst, richte es dir wieder her. Wobei ich sagen muss, dass mir die Wohnung in der Brüderstraße für eine junge Frau, die am Leben teilhaben möchte, doch sehr viel angemessener scheint.« Sie rührte nachdenklich in ihrem Tee, sodass der Kandis klingelte. »Weißt du, Amanda, wir sollten froh sein, dass deine Gesundheit wiederhergestellt ist. Blankensee ist vielleicht wirklich nicht der richtige Aufenthaltsort für dich. Da liegen so viele schlechte Erinnerungen, die dich doch wieder nur belasten würden … Ich denke, wir sollten es so lassen, wie es ist. Nutze das Gut gelegentlich zu deiner Erholung, aber bleib in Berlin wohnen.«
    Und damit ich nicht weiter widersprechen konnte, stand sie auf und meinte, indem sie mich förmlich hinauskomplimentierte: »Weißt du schon, dass Brünhilde schwanger ist und bald niederkommen wird?«
    Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass Wilhelm sie geheiratet hatte. Hatte er doch, oder?
    »Aber natürlich«, sagte Tante Gertrud spitz und sah mich dabei auf die unvergleichlich arrogante Art der Hamburger über ihre lange Nase an, »ihr wart ja auf eurer seltsamen Expedition in den Osten, sonst hätten wir euch natürlich auch eingeladen. Es war eine kleine, aber sehr stilvolle Feier.«
    Nun, bei einer hochschwangeren Braut war das wohl auch das Beste. Ansonsten war ich froh, dass ich nicht gezwungen war dabei zu sein, denn so sehr interessierte mich der Hansmann’sche Zweig der Vanderborgs wirklich nicht.
    Ziemlich verärgert über meinen Misserfolg ließ ich mich mit einer Mietdroschke zurück in die Brüderstraße fahren.
    »Wir werden uns einen Anwalt nehmen«, war Friedrich nun gewillt, schwereres Geschütz aufzufahren. »Wenn es nicht friedlich geht, dann eben so.« Und als ich ihn halb entsetzt, halb skeptisch anschaute, meinte er, dass er schon mit Conrad gesprochen habe und sie dabei seien, alle erforderlichen Gutachten zu besorgen.
    »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du wieder alle Rechte hast, und dann kann Hansmann sich in Acht nehmen, denn er sitzt in deiner Villa und deinem Bankhaus …«
    »Aber Gertrud meint, er hätte Vollmachten von Utz«, gab ich zu bedenken. »Wir sollten wirklich zunächst einmal Blankensee für uns sichern. Das hätte auch meine Mutter so gewollt. Die Villa hat sie doch nie richtig bewohnt, der falsche Glanz dort war ihr genau wie mir zuwider!«
    Friedrich nickte. »Du hast recht, so werden wir es machen.«
    Und weil wir beide Sehnsucht nach Blankensee verspürten, beschlossen wir, so bald als möglich mit Conrad zusammen dort ein paar Tage zu verbringen.
     
    Es war während einer weiteren Protestkundgebung gegen den Paragraphen 218, als ich endgültig wusste, dass ich schwanger war. Wie passend, dachte ich noch, als mir ganz gehörig schlecht wurde und ich mich in den Rinnstein übergab. Klara war mir zur Hilfe geeilt und sah mich nicht gerade mitfühlend an.
    »Sehr passend«, meinte sie ironisch, »und sehr überzeugend, mit einem Bankert im Bauch für die Abtreibung zu demonstrieren.«
    »Bankert?«, fauchte ich sie an und putzte mir den Mundmit einem großen karierten Männertaschentuch von Conrad ab, das ich immer als ein Teil von ihm bei mir trug.
    »Es ist ein Stück Liebe von Conrad und mir.«
    »Nenn es, wie du willst, es wird dich auf jeden Fall an einem selbstbestimmten Leben hindern und wohlmöglich in die Ehe treiben.«
    »Was ist daran verkehrt, wenn man sie mit dem Menschen eingeht, den man liebt.«
    Sie schaute mich skeptisch an. »Da bist du dir jetzt plötzlich sicher … dass du den Dr. Lenz liebst? Nur weil du ein Kind von ihm im Bauch hast?«
    »Ja, das bin ich«, gab ich trotzig zurück. »Und mit dem Kind hat das gar nichts zu tun … also jedenfalls nicht nur. Ich … ich habe ihn inzwischen gründlich kennengelernt … von vielen Seiten und … du weißt schon …«
    »Natürlich«, flachste Klara, »von ganz vielen Seiten … oh … er ist ja so männlich und so potent und so zeugungsfähig … Hat er dir das Gehirn weggevögelt?«
    »Klara, du bist böse!« Und weil ich wollte, dass sie mich verstand, lud ich sie auf einen Kaffe zu Kranzler ein und erzählte ihr von der Schwangerschaft meiner Mutter und ihren Zweifeln bezüglich der Vaterschaft.
    »Solche Frauen müssen das Recht haben, ihre Leibesfrucht abzutreiben«, sagte ich. »Auch wenn ich froh bin, dass meine Mutter sich für mich

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