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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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möglich war, mit mir wie in einer Familie zu leben. Als ich Conrad diesen Vorschlag machte, war er sofort einverstanden gewesen, denn er hatte sich inzwischen ebenfalls in das Gut mit seinen weitläufigen Ländereien verliebt, und wenn er auch nicht wusste, dass es das Heim der Vampire der Vanderborgs war, spürte er doch, dass ich eine sehr enge Bindung zu dem Anwesen hatte.
    Die Hochzeitsnacht hier zu verbringen schien ihm daher nahezu eine Selbstverständlichkeit.
    Als wir das Gut erreichten, stieg langsam der Vollmond am Himmel auf. Ganz tief hing er über dem See und den Kiefernwäldern und wirkte riesengroß und mit seinem rötlich gelben Licht, als hätte jemand ein Feuer in seinem Inneren entzündet, das ihn nun wie eine gigantische Laterne leuchten ließ. Es war, als hätte der Himmel uns zu unserer Hochzeit einen riesigen Lampion geschenkt. Ich freute mich darüber und konnte mein Glück kaum fassen, dass ich nun mit meinem Ehemann und dem Kind in mir da war, wo ich immer schon hingehörte. Friedrich hatte recht,ich konnte Blankensee nicht einfach Hansmann überlassen, es war meine Pflicht, um dieses Stück Erde zu kämpfen, denn es war meine Heimat und es sollte auch die Heimat meiner Familie sein.
    Und weil ich mit diesem Entschluss beschäftigt war, bemerkte ich nicht, dass Conrad zunehmend von einer rastlosen Unruhe befallen wurde. Als ich es feststellte, hielt ich es für die sexuelle Begierde des frischgebackenen Ehemannes, die er kaum noch zügeln konnte, und so griff ich nach seiner Hand und rannte lachend mit ihm direkt in das Schlafzimmer von Estelle und Amadeus. Hier, wo meine Eltern ihre schönsten und innigsten Stunden verbracht hatten, wollte ich mit Conrad meine Hochzeitsnacht zelebrieren. Und um der Romantik willen zog ich die Vorhänge auf und öffnete weit das Fenster, um das Mondlicht und den Gesang der Nacht hereinzulassen.
    Gerade rutschten die Träger meines festlichen Kleides von meinen Schultern, als Conrad mit einem merkwürdig kehligen Schrei Frack und Hemd von seinem Körper riss. Erst hielt ich es für einen Spaß, aber dann starrte ich entsetzt auf seine entblößte Brust, auf der plötzlich unglaublich viele schwarze Haare wuchsen, und als mein Blick zu seinem Gesicht hochwanderte, wucherte es auch dort, und zugleich veränderte sich seine ganze Physiognomie. Aus seinem Mund brachen gewaltige Fangzähne und seine Augen bekamen etwas Animalisches und begannen gelb zu leuchten. Aus seinen Fingern wuchsen blutig unterlaufen scharfe Krallen, und Nase und Mund formten sich zu einer tierischen Schnauze.
    Ich stürzte zu ihm, umklammerte ihn mit beiden Armen und schrie in Panik: »Conrad, was geschieht mit dir? Conrad?!«
    Aber er schleuderte mich mit einer einzigen herrischen Geste auf das Bett, riss sich die restliche Kleidung vom Leib und stürzte sich auf mich. Wimmernd und vor Entsetzen zu keiner Abwehr mehr fähig, lag ich unter ihm und spürte das harte Fell, das seinen Körper nun ganz überzog.
    Sein Gesicht hatte die Züge eines großen schwarzen Hundes, nein, eines Wolfes angenommen, und wie er über mir hockte, erwartete ich jeden Moment seinen tödlichen Biss.
    Doch noch einmal versuchte ich, ihn mit Worten abzuwehren. Und unter Tränen flüsterte ich: »Conrad, denk an unsere Liebe und unser Versprechen, das wir uns gegenseitig gegeben haben; was immer du mir heute Nacht antun wirst, egal warum du es tust, ich werde es dir verzeihen, weil Liebe alles verzeiht.«
    Die Bestie, die von Conrad Besitz ergriffen hatte, jaulte klagend auf, wandte sich abrupt ab und hetzte in großen Sprüngen aus dem Fenster hinunter zum See, wo sie in den Wäldern verschwand. Nur ihr Heulen drang noch von Ferne zu mir. Wie in Trance trat ich ans Fenster, um es mit zitternden Händen zu schließen, und sah auf einem fernen Hügel einen Wolf den Mond anheulen. Mit mechanischen Schritten wankte ich zum Bett zurück, auf dem ich tränenüberströmt zusammenbrach.
    Eine alte Sage aus den Karpaten kam mir in den Sinn, die mir Großvater Vanderborg einmal erzählt hatte. Sie handelte von riesigen Wölfen, die Menschen bissen, worauf diese sich in Vollmondnächten in reißende Bestien verwandelten.
    Er nannte sie Werwölfe.
     
    Conrad kehrte am nächsten Abend im Schutz der Dunkelheit zu mir zurück. Er war nackt, verdreckt, vollkommendurchgefroren und fürchterlich beschämt. Offenbar hatte er jede Erinnerung an das Geschehen verloren und glaubte lediglich, er hätte sich nach der Hochzeitsnacht im

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