Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
um Garth kümmerte. Der Mann wusste zu viel. »Okay. Sonst noch etwas?«
    »Bevor sie in den Flieger stieg, hat sie am Gate noch mit einem anderen Mann gesprochen. Wir haben ihn noch nicht identifiziert, arbeiten aber daran. Er hat ihr einen Umschlag gegeben. Wirkte nicht besonders glücklich darüber. Also sind wir ihm gefolgt, als er vom Flughafen abfuhr.«
    »Und?«
    »Wir haben ihn in McLean verloren.«
    »Ihr habt seine Spur verloren?« William hatte keine Geduld mit unfähigen Mitarbeitern.
    »Er ist nach Langley gefahren, General.«
    William atmete tief aus, er hatte nicht gemerkt, dass er mit angehaltenem Atem gelauscht hatte. Erin Baker hatte jemand aus Langley getroffen. »Und das bedeutet …«
    »Ja, Sir, das würde ich auch so sehen.«
    »Erin Baker ist bei der CIA.«
    Der Nonstopflug dauerte fast sechs Stunden. Sie erreichten San Francisco kurz nach sieben Uhr pazifischer Zeit. Nach anderthalb Stunden hatten sie einen Wagen aufgetrieben, um zum Staatsgefängnis San Quentin zu fahren. Es war fast neun, als sie in das kalte Halblicht der Anstalt traten und die schwere Eisentür mit lautem Knall hinter ihnen ins Schloss fiel.
    Alec warf einen Blick auf Erin und bemerkte das kurze Aufflackern der Angst in ihren Augen, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte. »Wollen Sie sich das wirklich antun?«, meinte er. »Er ist der Mann, der Ihre Schwester als Geisel gehalten hat.«
    »Genau deshalb muss ich ihn sprechen.«
    Alec verstand sie nun besser als vor dem Flug. Dennoch hatte er noch während der Fahrt versucht, ihr das Vorhaben auszureden. Allerdings ohne jeden Erfolg. Er hätte ebenso gut gegen eine Wand reden können. »Dann los.«
    Der Gefängnisdirektor war über ihr spätes Auftauchen nicht sonderlich erfreut, doch ein rascher Anruf in Quantico überzeugte ihn von der Notwendigkeit. Sie jagten einen Kindesentführer, und die Ermittlungen konnten nicht auf eine passendere Zeit verschoben werden.
    Alec und Erin folgten einem uniformierten Wärter durch einen langen kahlen Korridor, in dem ihre Schritte von den Betonwänden widerhallten. Es roch nach Männern und Schweiß, nach Wut und Angst – und nach einem Desinfektionsmittel, das über allem hing wie ein Deckmantel. Sie kamen an einem kleinen eichhörnchenhaften Mann mit einem Wischmopp vorüber, der sie beobachtete, ohne den Kopf von seiner Arbeit zu heben. Ansonsten sahen sie keine Menschenseele.
    Am Ende des Korridors wurden sie von dem Wärter in ein kahles Besprechungszimmer geführt, dessen Möblierung aus vier am Betonboden festgeschraubten Stühlen sowie einem Stahltisch bestand. Zwei kleine, hoch angesetzte Fenster wirkten wie schwarze Löcher in dem schäbigen Raum. Von der Decke fiel grünes fluoreszierendes Licht.
    Erin erschauerte und rieb sich die Arme.
    Alec konnte es ihr nachfühlen. Im Vergleich zu diesem Raum war selbst ein Vernehmungszimmer auf der Polizeiwache ein anheimelndes Gemach.
    Sie setzten sich, und Alec ließ seine Aktentasche aufschnappen und holte einen Karton mit Zigaretten und einen gelben Notizblock heraus. Ein paar Minuten später ging die Tür erneut auf, und ein anderer Wärter führte Garth in den Raum. Der Häftling trug Hand- und Fußschellen. Der Wärter schob ihn auf einen leeren Stuhl, der Alec und Erin gegenüberstand, machte eine seiner Hände los und schloss die andere an einen Eisenring auf dem Tisch an.
    Garths Blicke wanderten kurz zu Erin, dann wandte er sich desinteressiert ab.
    Ist wohl zu alt für dich, dachte Alec, und dieser Gedanke weckte in ihm den Wunsch, den Mistkerl windelweich zu schlagen. »Danke«, sagte er zu dem Wärter.
    »Wir sind draußen vor der Tür, falls Sie uns brauchen.«
    Alec nickte und wartete, bis die Wärter hinausgegangen waren, dann wandte er seine Aufmerksamkeit Garth zu.
    »Ich bin Special Agent Alec Donovan«, stellte er sich vor, während seine Hand auf dem Karton mit den Zigaretten ruhte. »Ich habe einige Fragen an Sie.«
    »Ach ja? Was sollten Sie sonst von mir wollen?«
    Alec warf ihm ein Päckchen Zigaretten zu. »Als Geste unseres guten Willens.«
    Garth schnappte das Päckchen, nahm sich allerdings Zeit, es zu öffnen. Als er den ersten langen Zug aus der Zigarette genommen hatte, sagte er: »Also, was will das FBI von mir?«
    Alec zog ein Foto von Claire hervor. Es war zu der Zeit aufgenommen, als die Polizei sie in der Lasterhöhle dieses Hurensohns gefunden hatte. Claire wirkte auf dem Foto viel älter als zwölf. »Erkennen Sie dieses

Weitere Kostenlose Bücher