Die dunkle Göttin
kreischend wie alle Teufel der Hölle heran. Bahzell hob ruhig sein Schwert und hielt es sich quer über den Kopf, eine Hand am Knauf, die andere an der blau glühenden Schneide.
» TOMANÂK!«, brüllte er, und ein bläulich gleißender Blitz zuckte aus ihm und Walsharno heraus. Der sich ausbreitende Ring aus Licht fegte wie eine Sturmwelle über das Steppengras und presste die Stängel zu Boden. Die Nacht wurde von einem gewaltigen Donner erschüttert, als Jerghars Flammenkeil gegen Tomanâks Schild prallte
und erlosch.
Jerghar sackte zitternd in die Knie, als ihn der Rückschlag seines parierten Angriffs durchschüttelte. Seine Kontrolle über die Seelen der Windrenner wankte bei seinen Qualen, aber er war nicht umsonst für diese Aufgabe bestimmt worden. Er war nicht schwach. Er schlug die Windrenner zurück, zwang sie erneut unter seine Kontrolle und hob den Kopf.
Seine Augen loderten von grünem Feuer, das ebenso heiß brannte wie die Verzweiflung tief in seinem Inneren. Die Shardohns und die ihm unterstellten Diener von Krahana hatten fast ein Drittel von Bahzells Gefährten getötet. Doch jetzt waren alle diese Diener vernichtet und die Streitmacht der Shardohns war zerbrochen. Sie flohen in Bahzells Kielwasser.
Zwischen Tomanâks Paladin und Jerghar befand sich nun niemand mehr, nichts, bis auf seine letzte, innerste Verteidigungslinie. Der Wall aus konzentrierter Energie, mächtig genug, jeden Paladin aufzuhalten, der je auserkoren worden war. Dessen war sich Jerghar sicher, doch noch während er sich von dieser umfassenden Gewissheit beruhigen ließ, dachte er an all die anderen Dinge, die er mit derselben Überzeugung irrtümlich geglaubt hatte, bis er Bahzell Bahnaksons Angriff glauben musste.
Bahzell schwankte bei diesem seelenerschütternden Aufprall von Jerghars Lichtblitz im Sattel. Doch im Unterschied zu Jerghar war Bahzell nicht allein. Er wurde von Tomanâk unterstützt, war mit Walsharno verbunden, und dazu noch getragen von seiner eigenen eisernen Entschlossenheit und der Erhabenheit der Blutrunst.
Er richtete sich wieder auf und legte die Ohren an. Dann fletschte er die Zähne, als er diese letzte Barriere wahrnahm, die sich wie eine Wand aus unsichtbarem Stahl in der Finsternis vor ihm erhob.
»Jetzt, Bruder!«, rief er Walsharno zu, und die Stimme, die ihm antwortete, schien tief und fest in seinem eigenen Verstand verwurzelt.
Nimm, was du brauchst, Bruder!
Das tat Bahzell. Er griff zu, tief, tiefer als er sich je hätte träumen lassen. Er ertastete seine eigene Verbindung zu Tomanâk, zu Walsharno, Walsharnos Band zu ihm und Tomanâk, und dann, in einem einzigartigen Zusammenschluss aus Hradani, Windrenner und Gottheit, spürte er unter seinem geistigen Griff die unendliche, kochende See der ungezügelten Kräfte des Universums, ein Meer und das wusste er im selben Augenblick -, dessen Existenz vor langer Zeit Wencit von Rûm, der Letzte der Zügellosen Zauberer, in einer stürmischen Winternacht ihm und Brandark zu beschreiben versucht hatte.
Bahzell hatte keine Ahnung, wie er dieser Energie begegnen sollte. Er war kein Magier, kein Weißer Zauberer und schon gar kein Zügelloser Zauberer, das würde er auch niemals sein. Aber er war ein Paladin, und er griff furchtlos nach dieser knisternden, tödlichen Schönheit. Er legte seine Hand darauf und wurde nicht davon verzehrt. Stattdessen leuchteten Bahzells Augen in demselben unheimlichen, regenbogenfarben schillernden Feuer, das seit so vielen Jahrhunderten in Wencits Augenhöhlen glühte.
Er hob die leere Hand, und um sie knisterten verheißungsvoll
nicht nur das Blau von Tomanâk, sondern alle Farben, die je erschaffen wurden. Sie alle vermischten sich, als er die Faust ballte.
»TOMANÂK!«
Jerghar riss fassungslos die Augen auf, als er die zügellose Magie erkannte, die über der Faust des Hradani loderte, mitten in der alles verzehrenden Wut von Tomanâks Zorn. Das war unmöglich! Vollkommen unmöglich! Es konnte einfach nicht sein! Niemand außer einem Weißen Zauberer einem Zügellosen Zauberer! vermochte zu tun, was Bahzell gerade getan hatte!
Aber seine Feinde waren jetzt nahe genug. Sein Sinn für das Unsichtbare war zwar weniger scharf, als der von Bahzell jetzt geworden war, aber er war noch gut genug, um ihm eine Warnung zuzukreischen, eine allerdings tödlich verspätete Warnung, während Bahzell und Walsharno selbstmörderisch gegen seine undurchdringliche Mauer aus Macht
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