Die dunkle Göttin
herabzusausen.
19
KAERITHA VERLIESS Kalatha etwa sieben Tage nach ihrer Ankunft aus Thalar.
Sie hatte nicht vorgehabt, sich dort so lange aufzuhalten, aber nach ihrem Gespräch mit Leeana vermutete sie, dass sie wohl mehr in Kalatha untersuchen musste, als sie ursprünglich angenommen hatte. Diese unauffälligen Nachforschungen anzustellen kostete sie mehr Zeit, als sie geplant hatte. Doch es hatte sich trotzdem gelohnt. Zudem dauerte es auch erheblich länger, bis sie eine neue Möglichkeit bekam, die Originalfassung der Charta und die Landschenkungsurkunde zu überprüfen, als bei ihrem letzten Besuch.
Sharral war so hilfreich wie immer, doch diesmal machte Lanitha Schwierigkeiten. Kaeritha bekam die Archivarin einfach nicht zu fassen. Aber sie brauchte sie, damit sie das Stadtarchiv noch einmal aufsuchen konnte. Das war
seltsam. Obwohl Lanitha ihren Posten als Bibliothekarin und Archivarin noch nicht lange innehatte und für eine solche verantwortungsvolle Aufgabe etwas jung schien, hielt Kaeritha sie für aufmerksam und entschlossen, diese Verpflichtungen so gut wie möglich zu erfüllen. Und die Art, wie sie Kaeritha bei deren ersten Besuch hier in Kalatha geholfen hatte, machte deutlich, dass sie auch ziemlich geschickt war.
Diesmal jedoch schien Lanitha einfach keinen Zeitpunkt zu finden, zu dem Kaeritha die Dokumente noch einmal überprüfen konnte, obwohl sie deutlich machte, wie sehr sie sich bemühte. Angesichts der Bedeutung dieser Schriftrollen für die Stadt Kalatha im Besonderen und für die Kriegsbräute insgesamt überraschte es Kaeritha nicht, dass die junge Frau bei
ihrer Durchsicht unbedingt dabei sein wollte. Schließlich trug sie die Verantwortung für die Sicherheit und ordnungsgemä ße Behandlung der Dokumente. Kaeritha hätte sich an ihrer Stelle ebenso verhalten. Außerdem war Lanitha eine sehr gro ße Hilfe gewesen, als Kaeritha diese Unterlagen mit Domina Yalith zum ersten Mal überprüft hatte. Trotzdem wünschte sie sich, es hätte keine drei Tage gedauert, bis Lanitha endlich etwas Zeit fand, um Kaeritha persönlich so zur Hand gehen zu können, wie es jedem Paladin eines Gottes, vor allem jedoch einem des Gottes des Krieges und der Gerechtigkeit gebührte. Als Kaeritha schließlich am vierten Tag ihres Aufenthaltes in Kalatha im Archiv eintraf, musste sie überrascht feststellen, dass Lanitha wegen eines unaufschiebbaren Notfalls weggerufen worden war. Allerdings verblüffte dies Kaeritha nun weniger, als man hätte annehmen können. Lanitha ließ ihr natürlich ihre aufrichtigsten Entschuldigen ausrichten und versprach, sie stünde der Amazone am nächsten Tag, spätestens jedoch am übernächsten zur Verfügung, und zwar ohne Wenn und Aber. Leider, ließ Lanitha weiter übermitteln, wäre es ihr jedoch schlicht unmöglich, diese Verabredung jetzt einzuhalten.
Obwohl Kaeritha diese erneute Verzögerung enttäuschte, nutzte sie die freie Zeit sehr wirkungsvoll. Auch wenn das den meisten ahnungslosen Beobachtern nicht aufgefallen wäre, was allerdings verzeihlich war. Kaeritha war bereits seit einigen Jahren ein Paladin des Tomanâk. Und eines hatten Seine Paladine gelernt, jedenfalls die meisten Seiner Paladine, verbesserte sich Kaeritha lächelnd, als sie an einen besonderen, hünenhaften Paladin dachte: nämlich Untersuchungen möglichst unauffällig durchzuführen. Dabei half der irrige Glauben der meisten Menschen, die Methoden und Taten der Paladine würden mit viel Blitz und Donner und Rauch dramatisch untermalt. Kaeritha gab amüsiert zu, dass einige der ihr von Tomanâk verliehenen Werkzeuge auch tatsächlich sehr wirkungsvoll waren. Manchmal war es jedoch besser, unauffällig
vorzugehen, und dies hier schien genau so eine Gelegenheit zu sein. Aus diesem Grund bemerkte keine der Kriegsbräute von Kalatha, dass dieser weibliche Paladin des Tomanâk, der zu Besuch in den Mauern ihrer Stadt weilte, mit ihnen die Mahlzeiten einnahm, im Ausbildungssaal mit ihnen kämpfte oder Waffenübungen absolvierte, gleichzeitig eine Menge Neuigkeiten aufsaugte.
Viele dieser Einzelheiten wurden dabei vollkommen offen und ehrlich geäußert, was sie nicht weniger wertvoll machte.
Kaeritha hatte ihre Zweihand-Schwertkampftechnik selbstständig entwickelt. Dass sie von Geburt mit beiden Händen gleich stark war, hatte sie überhaupt erst auf die Idee gebracht, aber es gab im Reich der Axt einige Waffenmeister und -meisterinnen, die eine ähnliche Kampftechnik lehrten. Viele
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