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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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mich wohl fühle.«
    Sie zuckte fast zusammen, als sie merkte, wie gestelzt sie klang. Trisu schien diese Förmlichkeit in ihr auszulösen. Dennoch hatte sie die Wahrheit gesagt, jedenfalls, was die rein körperlichen Bedürfnisse betraf. Dass sich Trisus Bedienstete und Gefolgsleute an ihrem Lehnsherren ein Beispiel nahmen, war sicher der Grund dafür, dass es ihrer höflichen Aufmerksamkeit an Herzlichkeit mangelte. Aber natürlich verbaten es Kaerithas gute Manieren, darauf anzuspielen.
    »Das freut mich zu hören.« Trisu schaute über die voll besetzten Tische unter ihnen, als Dienstmägde die Speisen auftrugen. Dann konzentrierte er sich wieder auf Kaeritha.
    »Ich habe Baron Tellians Briefe gelesen, Dame Kaeritha«, sagte er. »Selbstverständlich werde ich seinen Wünschen und Anweisungen Folge leisten.« Er lächelte etwas säuerlich, seine grauen Augen funkelten. »Lorham ist bereit, Euch in jeglicher Hinsicht zu unterstützen.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, gab sie zurück, vermied es aber zu erwähnen, wie beeindruckt sie war, dass er es in einmal sieben Stunden nicht geschafft hatte, sich durch die Briefe zu arbeiten, die Tellian ihr mitgegeben hatte. Immerhin waren es zwei, und jeder war fast eine ganze Seite lang!
    »Gut. Aber das kann bis morgen warten. Heute Abend erlaubt Ihr hoffentlich meinen Köchen, Euch ihr Können vorzuführen.« Eine Dienstmagd hielt ihm ein Tablett mit einem gefüllten und gerösteten Huhn vor. Er griff nach dem Tranchiermesser. »Bevorzugt Ihr helles oder dunkles Fleisch, Milady?«

6
    IST DIESE KISTE bald fertig, Leeana?«
    »Fast, Theretha!«, rief Leeana die Treppe hoch. Sie wickelte das letzte Stück Glas in das geflochtene Stroh und steckte es in die Aussparung im obersten Regal der Kiste. Dann raffte sie einen Arm voll Stroh zusammen, verteilte es über das Regal, kontrollierte noch einmal, dass jedes einzelne Glas richtig verpackt war und die Polsterung es gegen heftige Schläge schützte.
    Das Stroh schnitt ihr in die Finger. Leeana verzog spöttisch das Gesicht, als sie ihre Hände betrachtete. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie immer, mit denselben langen, aristokratischen Fingern, doch jetzt waren sie auch noch wund von der Arbeit, rissig und aufgesprungen. Zudem hatte sie blaue Flecken – und zwei Fingernägel abgekaut, die sie sich zuvor abgebrochen hatte. Das war beim Nahkampf mit Garlahna passiert, den sie unter Aufsicht von Ravlahn trainiert hatte. Und seit sie die städtischen Ställe ausmistete, hatte sie zudem nette Schwielen an Handflächen und Fingern entwickelt.
    Sie klopfte das letzte Stroh auf dem obersten Schuber fest, legte den Deckel der Kiste auf den Rahmen und griff nach dem Hammer. Mit kurzen, präzisen Schlägen passte sie jedes Brett fein säuberlich ein, legte den Hammer weg, tunkte den Pinsel in den Farbtopf und malte die Nummer der Kiste, die auf dem Lieferzettel stand, auf beide Seitenbretter.
    »Fertig, Theretha!«, rief sie, trat an den Fuß der Treppe und schaute hoch.
    »Gut!«, antwortete Theretha vom oberen Ende der Treppe und lächelte zu ihrer Gehilfin hinunter. »Ich weiß nicht, wie
ich diese Lieferung ohne deine Hilfe rechtzeitig verpackt hätte«, fuhr sie dankbar fort. Leeana grinste.
    »Vergiss mich einfach nicht, wenn du das nächste Mal eine Gehilfin brauchst«, erwiderte sie fröhlich.
    »Das werde ich nicht, ganz bestimmt nicht!«, versicherte ihr Theretha. Die Glasbläserin kam die Treppe hinunter und klopfte stolz auf die letzte Kiste des Auftrags.
    »Sehr gut! Ich kann das Geld nämlich gut gebrauchen.«
    »Geht uns das nicht allen so?« Theretha grinste amüsiert und Leeana lachte. Sie mochte diese Frau, und sie war ziemlich überrascht gewesen, als sie feststellte, dass die Lieblingsglasbläserin ihrer Mutter hier in Kalatha lebte und arbeitete. Dass sie Therethas Arbeiten sofort erkannte, als sie an dem Schaufenster des Geschäfts vorbeigegangen war, hatte sie ermutigt, auf die Anzeige der Kriegsbraut zu antworten, die diese am Schwarzen Brett des Rathauses ausgehängt hatte.
    Es hat sich ausgezahlt, dachte Leeana zufrieden. Da sie Therethas Arbeiten kannte, fühlte sie sich in ihrem Laden beinahe an zu Hause erinnert, an das Heim, dem sie für immer den Rücken gekehrt hatte. Sie genoss dieses Gefühl. Wichtiger jedoch war gewesen, dass es ihr den Mut gegeben hatte, sich zum ersten Mal in ihrem Leben bei jemandem wegen einer Arbeit vorzustellen.
    Theretha ähnelte so wenig Leeanas Vorstellungen von

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