Die dunkle Göttin
war die brutale Heftigkeit, mit der Bahzell nicht nur einen, sondern gleich zwei größere Dämonen von Sharnâ erledigt hatte, Furcht einflößend. Das wusste Varnaythus ebenso gut wie Dahlaha. Was ihn amüsierte war ihr Erschrecken bei den Worten »Bluthand«. Wie passend dieser Ausdruck auch sein mochte, Varnaythus kannte das Lied, aus dem er stammte
und vor allem kannte er den Autor.
»Natürlich möchte ich es nicht mit zwei Paladinen gleichzeitig aufnehmen müssen, ganz gleich, wer sie sind!«, erwiderte Dahlaha bissig. »Aber wenn Krahanas Diener ihre Aufgabe ordentlich erledigen, wird es auch nicht dazu kommen, richtig?«
»Richtig«, stimmte Varnaythus ihr geduldig zu. »Gleichzeitig jedoch denkt Jerghar dasselbe von Eurer Lady und Euch, das ist Euch doch wohl klar?« Er verzog das Gesicht. »Man kann Euch beiden das wohl nicht gerade verübeln, aber Ihr solltet doch nicht vergessen, dass ich dafür zuständig bin, für Eure Wachsamkeit zu sorgen. Ganz zu schweigen von der nicht gerade leichten Aufgabe, Baron Cassan und seine kleinen Ränke im Auge zu behalten.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ihr habt Recht. Ich darf nicht vergessen, dass dieses Netz mehr als einen Faden hat. Und dass SIE Euch ausersehen haben, sich um alle Fäden zu kümmern. Andererseits weiß ich auch, dass Ihr gern Leuten auf die Nerven geht, Varnaythus. Spart Euch die Mühe, das abzustreiten. Wir wissen beide, dass es stimmt.«
»Natürlich gefällt mir das«, räumte er unbekümmert ein. »Es ist eine der wenigen Freuden, die ich mir gönnen kann, vor allem jetzt. Aber der eigentliche Grund für meinen Besuch ist ein anderer. Ich soll Euch fragen, was Eurer Meinung nach Dame Kaeritha genau tun wird, wenn sie nach Kalatha zurückgekehrt ist.«
»Was sie dort tut?« Dahlaha drehte sich vom Spiegel weg und sah ihn offensichtlich überrascht an. »Sie wird natürlich die Dokumente prüfen, wie sie es Trisu schon gesagt hat.«
»Ich meinte danach«, erklärte Varnaythus. Er klang so, als würde er seine Gottheit um Geduld und Stärke anflehen. Dahlahas Augen funkelten wütend, doch er tat das mit einem Schulterzucken ab. »Wir wissen beide, was sie finden wird, sobald sie die Dokumente vergleicht«, bemerkte er. »Selbst SIE konnten mir nicht voraussagen, ob sie herausfindet, welche gefälscht sind oder nicht, oder zumindest haben SIE es mir nicht verraten. Aber selbst wenn Kaeritha die Fälschung nicht entdeckt, wird sie feststellen, dass sich die Dokumente widersprechen. Also, was wird sie dann tun?«
»Das weiß ich doch nicht!« Dahlaha zuckte gereizt die Achseln. »Wahrscheinlich wird sie nach Sôthôfalas reiten und in den Königlichen Archiven nachsehen, was in den Abschriften der Krone steht.«
»Dahlaha«, Varnaythus klang müde. »Ich halte es nicht für klug, solch ungesicherte Annahmen einfach so von sich zu geben. Oder zu glauben, Kaeritha wäre eine Närrin, die nicht über ihre Schwertspitze hinaussehen könnte, nur weil sie Tomanâk folgt.«
Dahlaha starrte ihn finster an, Varnaythus seufzte.
»Ihr habt mir gerade erklärt, dass es für Eure Lady keine Rolle spielt, welche Seite Kaeritha am Ende der Fälschung bezichtigt. Ist Euch nicht in den Sinn gekommen, dass auch sie zu diesem Schluss gelangen könnte? Oder dass sie sich vielleicht fragt, ob diese Fälschung das Werk einer dritten Partei ist, die sowohl die Kriegsbräute als auch das ganze Königreich vernichten will?«
»Natürlich könnte sie das denken.« Die Wut wich aus Dahlahas Blick, als ihr Verstand einsetzte und sie nachdachte. Varnaythus musste zugeben, dass sie über einen sehr scharfen Verstand verfügte. Wenn sie ihn nur benutzen wollte!
»In diesem Fall«, fuhr er geduldig fort, »besteht doch durchaus die Möglichkeit, dass sie nicht einfach nach Sôthôfalas reitet, um herauszufinden, welches Dokument eine Fälschung ist, sondern sich darauf konzentriert, wer diese Fälschung angefertigt haben könnte. Wenn sie nämlich eine dritte Partei als Schuldigen entlarven kann, würde sie ein Urteil vermeiden, das einen Feuersturm auslösen wird, ganz gleich, ob sie Trisu oder Kalatha beschuldigt. Sollte sie jedoch stattdessen beweisen, dass beide Parteien Opfer einer Täuschung von dritter Seite geworden sind, könnte das die Schärfe aus der Konfrontation zwischen den beiden nehmen, oder nicht?«
»Ja, das könnte sein.« Dahlaha klang merklich nachdenklicher. »Aber in diesem Fall
«
»In diesem Fall wird sie länger und gründlicher in
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