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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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noch lächelnd, den Kopf. »Falls du wirklich glaubst, dass Andira jemanden bevorzugt, hast du viel vergessen, während du weg warst. Sie würde nie…«
    »Was würde ich nicht?«
    Überrascht fuhr Deilava herum. Die ältere Elfe hatte sich, von beiden unbemerkt, genähert.
    »Du würdest niemanden zum Favoriten bei der Jagd machen«, antwortete Qeren.
    Andira hockte sich wortlos neben den Hirsch und strich über dessen Fell. In manchen Dingen erinnerte sie Deilava an Narem, doch war sie weniger geübt im Umgang mit anderen.
    »Ein guter Schuss. Du hast es nicht verlernt.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Deilava. »Jeder Pfeil war im Krieg kostbar, ich durfte keinen verschwenden.«
    Andira richtete sich wieder auf. »Ein Pfeil ist immer kostbar.« Bevor Deilava darauf eine Antwort wusste, packte Andira die Vorderläufe des Hirschs und hob ihn an. »Komm.«
    Deilava tat wie geheißen und hob die Hinterläufe hoch. Gemeinsam trugen sie den Hirsch die Strecke bis zum Dorf zurück. Er war schwer, und während sie zuvor nahezu durch die Wipfel geflogen war, ging sie nun mühevoll Schritt für Schritt weiter. Schon bald spürte sie den Zug in Armen und Schultern, dann auch in den Beinen. Aber Andira sagte nichts, sondern bewegte sich immer weiter, und Deilava beschloss, nicht um eine Rast zu bitten, auch wenn sie ihren Stolz mehr als einmal verfluchte, bis sie endlich die Lichtung erreichten. An deren Rand ließen sie den Hirsch zu Boden gleiten, und Deilava streckte Arme und Beine.
    Durch die Anstrengung abgelenkt, benötigte sie einige Momente, bis sie die vielen Elfen am Boden bemerkte. Zunächst glaubte sie, dass diese nur die Jäger willkommen heißen wollten, aber dann fiel ihr die gedrückte Stimmung auf. Verwundert trat sie mit Qeren und Andira näher.
    Ihre Sippe stand in einem unregelmäßigen Kreis, und als man ihnen Platz machte, sah Deilava Narem in dessen Mitte stehen. Ihr Herz sank, als sie seine ernste Miene erblickte. Sie ahnte, dass es nur einen Grund für seine Anwesenheit geben konnte.
    »Du bist schneller zurück, als ich gedacht hatte«, sagte sie, ohne nachzudenken.
    Auf den Gesichtern um sie herum zeigte sich ob ihrer Unhöflichkeit Besorgnis, aber Narem nickte lediglich. »Und ich bringe keine gute Kunde. Es hat andernorts Angriffe gegeben, während wir im Krieg gekämpft haben.«
    Seine Worte bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen. »Zwerge?«
    »Vermutlich, aber ich weiß es nicht genau. Der Bote, der meine Sippe erreichte, sprach von furchtbaren Massakern.«
    Einige Elfen schüttelten den Kopf, andere wandten sich sogar ab. Sie alle waren bestürzt. Vor wenigen Tagen erst hatten sie die Heimkehr Deilavas gefeiert, nun wurde die Hoffnung auf Frieden gleich wieder zerstört.
    »Es betraf lauter Siedlungen in den Hügeln. Wie er berichtet hat, gab es keine Überlebenden.«
    »Wann ist das geschehen?«
    »Wohl schon vor Wochen. So genau weiß ich das nicht. Ich habe Boten ausgesandt, die andere benachrichtigen sollen.« Er legte eine kurze Pause ein, aber Deilava wusste längst, was er sagen würde. »Wir können das nicht dulden. Ich rufe alle wieder zusammen und ziehe in den Norden, in die Hügel.«
    Ihr Blick wanderte über ihre Sippe, ihre Verwandten und Freunde, die sie gerade erst wiedergefunden hatte. Es schmerzte sie, aber tief in ihrem Innern wusste Deilava, dass sie gehen würde. Nein, gehen musste. Doch da war noch mehr. In einem verborgenen Winkel ihres Wesens, an einem dunklen Ort, keimte eine Freude auf, die sie selbst nicht verstand.

19
    W ährend sich Ruk ein abgeschiedenes Plätzchen im Windschatten einer Hütte gesucht hatte und nun schlief, blieb Karn bei den anderen Trollen. Sie hatten sich auf dem Hof verteilt; die meisten saßen oder lagen herum, einige hatten die Augen geschlossen. Die Entschlossenheit des Kampfes war verflogen, ebenso die Freude des Sieges.
    In der Mitte lag der große Haufen Sachen, die sie aus den Hütten geholt hatten. Karn war immer noch erstaunt, wie viel die Eleitam besessen hatten. Bei vielen Dingen konnte er nicht sagen, welchem Zweck sie dienten. Jedenfalls gab es vieles aus Metall, Werkzeuge vermutlich, auch wenn er nicht einmal raten konnte, was man mit ihnen tun mochte. Die Trolle selbst nutzten keine metallenen Gegenstände und wussten wenig über die Kunst ihrer Herstellung, aber hier und da hatte Karn schon welche gesehen. Zumeist Erbstücke, wohlgehütete Besitztümer, reine Trophäen.
    Irgendwer hatte die Leichen aus der Senke getragen

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