Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
jemand gegen die Wand, sodass ein weiterer Stein aus ihr herausbrach und das Eingangsloch vergrößerte. »Seid ihr da drin?«
»Wo sollen wir sonst sein?«, entgegnete Breg, mal wieder mit dem schnellsten, wenn auch nicht klügsten Mundwerk gesegnet.
»Komm rein«, fügte Akken hinzu.
Ein Kopf erschien in der Tür, dazu ein Trollleib, und nahm ihnen das ohnehin schon spärliche Licht. Trotzdem erkannte Karn Prana, eine Jägerin aus Israks Stamm, mit der sich Ruk schon mehr als einmal gestritten hatte. Dementsprechend stöhnte sein Bruder auch auf, als er sie sah.
»Israk will euch sprechen.« Sie blickte Ruk an. »Ja, das heißt, du musst deinen fetten Arsch bewegen. Da würde ich auch keuchen, wenn ich so aufgequollen wäre wie du.«
Bevor Ruk eine scharfe Erwiderung von sich geben konnte, hob Akken die Hand und schnitt ihm das Wort ab. »Was will Israk?«
»Hat er mir nicht gesagt«, entgegnete Prana. »Aber ich schätze, er sucht Jäger, die sich hier ein wenig umsehen.«
Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, verschwand ihr Schatten aus der Tür.
»Mir schmeckt nicht, dass er uns so rumkommandiert«, sagte Akken leise, aber Breg schlug sich klatschend in die Hände.
»Solange wir mal wieder hier rauskommen, ist das doch egal.«
Karn war geneigt, ihm zuzustimmen. Sie machten sich gemeinsam auf. Obwohl noch einige Wolken am Himmel waren, schien die Sonne recht warm. Es war nicht so trüb wie die letzten Tage über, an denen es immer wieder geregnet hatte.
Israks Stamm lebte geradewegs in der Mitte der Stadt, direkt neben den Trümmern des großen Hauses, in denen jetzt einige Eleitam unter Aufsicht von Trollen damit beschäftigt waren, den Schutt beiseite zu räumen und die Leichen der Verteidiger zu finden, um sie aus der Stadt zu schaffen.
Zu gern hätte Karn gesehen, wie die Stadt ausgesehen hatte, bevor die Trolle sie eingenommen hatten. Nicht nur die Häuser und Straßen, sondern auch, wie die Bewohner in ihnen gelebt hatten. Davon zeugte jetzt kaum noch etwas, was er hätte deuten können.
Auf dem Platz waren einige Jäger dabei, ihre Kräfte unter viel Geschrei und Gejohle miteinander zu messen. Sie standen in einem Kreis um zwei Kämpfer herum, die brüllend aufeinander losgingen. Akken würdigte sie keines Blickes, aber Karn, Ruk und Breg sahen dabei zu, wie der kleinere der beiden seinen Kontrahenten mit einem geschickten Griff an der Schulter packte, den Gegenschlag ins Leere laufen ließ und ihn mit einem Tritt zu Boden sandte.
»Ksisa würde beide gleichzeitig fertigmachen«, stellte Breg mit einem Lachen fest. »Und ich die drei zusammen!«
»Zumindest, wenn es darum ginge, wer am lautesten prahlen kann.«
Breg wollte Ruk widersprechen, da fuhr Akken sie an: »Schnauze, ihr beiden!«
Sie fanden Israk in dem größten verbliebenen Haus am Platz. Es hatte zwei Geschosse gehabt, aber seine Trolle hatten die Zwischendecke zum größten Teil herausgerissen, wodurch der Innenraum jetzt mehr als hoch genug war.
Anders als die Trolle in den meisten anderen Häusern hatte Israk die Fenster offen gelassen. Auf die Weise drang eine Menge Sonnenlicht in den lang gestreckten Raum. Der Stein mit der flachen Oberseite lag jetzt im hinteren Teil desselben, und Israk saß darauf, das Kinn auf eine Hand gestützt, und lauschte dem Bericht eines Jägers, der offenbar im Norden Ausschau gehalten hatte.
»Die Felder enden dann, und da ist sonst nichts. Ich habe ein paar Tiere gesehen, die man jagen könnte, aber keine Anzeichen von Eleitam oder sonst wem.«
»Gut. Hol dir Fleisch, ruh dich aus. Gute Arbeit.«
Der Späher nickte und verließ den Saal.
Akken trat vor. »Was gibt’s?«, fragte er ohne Umschweife in unwirschem Tonfall.
Israk sah auf und begrüßte die Neuankömmlinge. »Wie ist es bei euch? Alles gut? Zufrieden mit den Häusern?«
»Ja, ja, alles gut. Du hast jemanden geschickt, uns zu holen. Weshalb?«
»Ich habe eine Bitte. Und ich dachte, ihr habt vielleicht Langeweile. Trolle sitzen nicht gern herum und drehen Däumchen.«
Das Wort »Bitte« schien Akkens Laune gebessert zu haben. Er nickte, und seine Miene hellte sich ein wenig auf. Karn sah zu Ruk, der mit den Schultern zuckte. Vermutlich dachte auch er, dass es besser war, Bitten Israks zu erfüllen, als weiter dabei zuzusehen, wie Breg gegen jeden einzelnen Dachbalken rannte.
»Wie ihr wisst, haben wir Späher ausgesandt. Die meisten sind zurückgekehrt, aber zwei aus Radas Stamm fehlen noch.«
Karn rieb sich das Kinn.
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