Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
kleinere Wälder, umgeben vom weiten, schier endlosen Gräsermeer.
Es war ein erhebender Anblick, begleitet von diesem Geruch voller Verheißung. Selbst der kühle Wind, der Karn ins Gesicht wehte, konnte diesen Moment nicht schmälern.
Bregs lautes Rülpsen hingegen durchaus. »Das ist der Fluss, was?«
Unsanft aus seinen Betrachtungen gerissen, wandte sich Karn ihm zu. »Du bist so scharfsichtig«, knurrte er. »Und so schlau.«
»He!« Breg hob protestierend die Hand, dann schlug er Karn auf die Schulter.
Sofort hob Karn ob der Provokation die Fäuste. Breg trat einen Schritt zur Seite und begann, Karn leicht geduckt zu umkreisen, der den Jäger immer im Auge behielt. Sie fletschten die Zähne, Breg fauchte wütend.
»Spart euch den Mist«, mischte sich Ruk ein. »Ihr könnt euch die Knochen brechen, wenn wir wieder zurück sind.«
Karn beruhigte sich sofort, und selbst Breg ließ die Fäuste sinken und schüttelte den Kopf. Er warf Karn noch einen finsteren Blick zu, dann drehte er sich um.
»Wir gehen zu dem Bach da«, befand Ruk und deutete auf ein schmales, helles Band, das sich zwischen zwei Hügel schmiegte und auf den Fluss zuführte. »Wenn die beiden Vermissten keine Hohlköpfe sind, war das auch ihr Weg.«
Karn war geneigt, seinem Bruder zuzustimmen. Frisches Wasser und eine klare Wegmarke, der man in fremdem Gebiet folgen konnte, waren einfach zu praktisch. Da sie sonst keine Anhaltspunkte hatten, an denen sie sich orientieren konnten, machten sie sich auf den Weg.
»Vielleicht finden wir unten Spuren.« Karn betrachtete den felsigen Boden. »Wenn es nicht mehr so steinig ist.«
»Der Scheißregen hat alles weggespült«, brummelte Breg. Er senkte das Haupt und schnüffelte lautstark. »Ich rieche nichts mehr.«
Eigentlich wäre es einfach gewesen, den Spuren von Trollen zu folgen, da es hier unten normalerweise keine gab und so jeder Hinweis von den Gesuchten stammen musste. Aber zum einen war der Boden nicht gerade geeignet dafür, zum anderen hatte der Regen in den letzten Tagen das Seine getan, um es ihnen schwer zu machen– egal, wie gut er für die Pflanzen gewesen sein mochte, deren erste bunte Blüten sich bereits zwischen Felsen und Steinen zeigten.
Ruk führte sie an der Flanke eines Hügels entlang. Er wählte den Weg mit Bedacht; offenbar war es ihm wichtiger, möglichst unauffällig zu bleiben, als einen guten Überblick zu haben. Es war mühsam, und sie mussten immer wieder Umwege um größere Felsen oder kleine Spalten machen, aber schließlich erreichten sie das Tal, durch das der Bach floss.
Sie stiegen die letzten paar Schritt zu ihm herab, dann machten sie kurz Rast. Karn trank gierig von dem kalten Wasser, das direkt aus den Bergen kam und nicht weit von dieser Stelle in den Fluss mündete. Das Bett des Bachs war steinig und gewunden. Immer wieder musste er um Felsen herumfließen, und es lag viel Geröll sowohl im Wasser als auch daneben. Karn sah einige silbrige Fische durch das klare Wasser flitzen. Mit ein wenig Zeit hätten sie vielleicht welche fangen können. Aber schon drängte Ruk wieder zum Aufbruch.
Dem Lauf des Baches folgend, gingen sie durch das Tal. Überall gab es Vögel, so viele, dass es Karn schon merkwürdig vorkam. In ihrer Heimat waren Vögel selten. Und immer wieder stießen sie auf Spuren von Tieren, die sich offenbar von dem Bach hatten anlocken lassen.
»Man muss sich hier nur ans Wasser legen, und die Biester stolpern einem direkt in den Mund«, stellte Breg mit einem breiten Grinsen fest. »So viel Viehzeugs. Und wir laufen uns oben in den Bergen die Füße nach jedem Fellhorn wund!«
»Israk hat schon recht«, stimmte Karn ihm zu. »Hier unten ist alles viel einfacher. Kein Wunder, dass die Eleitam und die ganzen anderen Völker hier gut leben.«
Ruk stapfte weiter und brummte dabei etwas vor sich hin.
»Was?«
»Sie sind auch schwach und verweichlicht«, wiederholte sein Bruder lauter. »Was nützt dir all das Fleisch, wenn man es dir einfach wegnehmen kann?«
Da musste Karn ihm recht geben. Beute war nur gut, wenn man sie verteidigen konnte, das wusste jeder Jäger.
Der Weg am Bach entlang war angenehm. Sein Bett war viel breiter als das schmale Band von Wasser. Vermutlich schwoll er im Frühjahr tüchtig an und war so mächtig, dass er die Felsbrocken aus den Bergen mit herabspülte. Aber jetzt gurgelte er friedlich zwischen ihnen hindurch und ließ genug Platz, dass ein paar Trolle neben ihm hergehen konnten.
Als sie den Fluss
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