Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
richtete sich auf, sank sofort wieder zurück und stöhnte. »Verdammte Magie«, presste er hervor.
Breg und Zega kamen zu ihnen, hockten sich neben Karn. Ruk schüttelte den Kopf, dann schlug er sich mit der Faust gegen die Stirn, als wolle er die Magie mit roher Kraft vertreiben.
Wieder erhob er sich, und diesmal blieb er aufrecht sitzen, wenn auch unter offensichtlichen Schmerzen. Er sah sich um. Sein Blick blieb an den beiden toten Elfen hängen. Einige Zeit sagte er nichts.
»Ihr Idioten solltet doch laufen«, raunzte er schließlich. Er funkelte sie an. »Nicht kämpfen.«
Karn stand auf, hielt ihm die Hand hin. Ruk ergriff sie und ließ sich auf die Füße helfen. Er stand unsicher, die Hand auf Karns Schulter, biss die Zähne zusammen und knurrte wütend.
»Es war Zegas Idee«, gestand Breg. »Sie sagte, wir lassen niemanden zurück. Hat mir gefallen. Jedenfalls besser, als wegzulaufen wie ein Karnickel.«
Karn blickte zu der Trollin, die mit den Schultern zuckte. »Sonst wäret ihr jetzt tot oder gefangen, oder?«
Da gab es von Karn keinen Widerspruch. Auch Ruk schwieg, was aber wohl mehr der Tatsache geschuldet war, dass er für den Moment alle Konzentration benötigte, um nicht einfach umzufallen.
»Wir lassen niemanden zurück«, murmelte Karn vor sich hin, während er seinem Bruder unter die Arme griff und langsam mit ihm ging. Zega übernahm die Führung, da sie wusste, wo Ong versteckt war.
Wir lassen niemanden zurück. Der Satz gefiel ihm.
36
E s wurde nicht viel gesprochen auf dem Weg. In den Mienen der anderen zeigte sich eine grimmige Entschlossenheit. Sie nutzten das Tageslicht, so gut es ging, und mehr als einmal suchten sie ihren Schlafplatz erst, als es schon dunkel war. Zu dritt kamen sie schnell voran; Deilava war sich dennoch sicher, dass sie dabei unbemerkt blieben.
Den Wald, ihre Heimat, ließen sie immer weiter hinter sich. Ihr Ziel lag im Westen, wo die große Ebene bis an die Berge reichte.
Es schien, als ob mit jedem Tag mehr Leben in die Welt zurückkehrte. Eigentlich hätte Deilava dieses Aufleben genießen sollen, doch jedes Gefühl der Freude über den Frühling war einer großen Sorge gewichen.
In den letzten Tagen des Krieges gegen die Zwerge, als sich schon abzeichnete, dass der Sieg bald errungen sein würde, hatte Deilava fast vergessen, wie es die ganze Zeit über gewesen war. Die Ungewissheit, die Sorge, ja, auch die Angst. Dazu das Bewusstsein, dass von den eigenen Taten so viel abhing und dass man selbst den Ausgang des Krieges dennoch nur minimal beeinflussen konnte. All das war nun zurückgekehrt.
So genoss sie zwar die wärmende Sonne, konnte sich aber nicht am Anblick der zahllosen Blumen erfreuen, die zwischen grauem Fels erblühten, nicht an dem Grün, das überall spross, nicht an den Tieren, Vögeln, Insekten, die aus der Lethargie der kalten Jahreszeit erwachten und die Luft mit ihren Lebensäußerungen erfüllten.
Es bedurfte keiner Worte, um zu verstehen, dass die beiden anderen ähnlich empfanden. Sie alle waren getrieben von den Berichten, von den Entdeckungen in Ke’leth, von dem, was sie gesehen hatten.
Bis sie Op’ral erreichten, war es so warm geworden, dass Deilava ihren dicken Fellüberwurf nur noch zusammengerollt auf dem Rücken trug. Die Hügel des Vorgebirges hatten sich von einer kargen Landschaft in ein grün-buntes Meer aus Pflanzen verwandelt, aus dem die Felsen und Steine nur noch herausragten, ohne alles zu dominieren.
Selan hatte den Ort ausgekundschaftet und führte sie nun auf verborgenen Pfaden zu einem guten Beobachtungsposten auf einem nahen Hügel. Sie verbargen sich hinter einem flachen Felsen, der Deilava nicht einmal bis zur Brust reichte. Im Gras zu ihren Füßen krabbelten allerlei Käfer und Ameisen, doch die Elfe beachtete sie kaum. Mit einer schnellen Bewegung streifte sie ihr schweres Gepäck ab.
Vorsichtig hob Deilava den Kopf und spähte über den Felsen hinweg. Op’ral war weiter entfernt, als sie gehofft hatte, aber Selan hatte offenbar ihrer Sicherheit den Vorrang gegeben.
Bis auf einige Lücken in der Palisade wirkte die Siedlung fast normal. Rauch stieg aus einigen Gebäuden auf, aber es waren die dünnen Säulen gezähmten Feuers, nicht die dicken Schwaden einer Feuersbrunst. Auf den ersten Blick hätte man annehmen können, dass die Geschichten unwahr seien und hier nichts Schlimmes passiert sei.
Doch dann erkannte Deilava, dass die Bewegungen, die sie zwischen den Häusern ausmachen konnte,
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