Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
mitnichten von Eleitam stammten. Die Wesen waren größer, fast so riesig, dass sie die Hausdächer überragten, und von grauer Farbe wie der Stein der Berge.
Als sie einen Eleitam zwischen diesen massigen Gestalten sah, stockte Deilava der Atem. Erst jetzt konnte sie einschätzen, wie gewaltig sie tatsächlich waren.
»Bei den Geistern«, hauchte Narem neben ihr. »Delek’op hat nicht übertrieben. Das sind wahre Riesen!«
Deilava blieb stumm, behielt ihre Sorgen für sich. Später könnten sie alles besprechen, jetzt galt es, dem Feind seine Geheimnisse zu entreißen.
»Dort hinten«, flüsterte Selan und wies auf die Felder jenseits des Dorfes. Es war unsinnig anzunehmen, dass sie hier gehört werden konnten, aber Deilava konnte seinen Drang, unbemerkt zu bleiben, gut verstehen.
Ihr Blick folgte seinem Fingerzeig, und sie entdeckte einige Eleitam, die unter der Aufsicht gewaltiger Trolle auf den Feldern arbeiteten.
»Das sieht nicht aus wie in Ke’leth«, stellte sie fest. »Weniger Zerstörung, und sie haben die Bewohner am Leben gelassen.«
Da ihnen die nötigen Informationen fehlten, um die Lage wirklich beurteilen zu können, beobachteten sie weiter.
Es geschah nicht viel. Die meisten Trolle befanden sich wohl innerhalb des Ortes. Immer wieder mal sah man einzelne oder kleine Gruppen durch die Straßen gehen, in Häusern verschwinden oder aus ihnen auftauchen. Einige befanden sich auf dem Marktplatz, aber es schien sich nicht um eine wirkliche Versammlung zu handeln. Es war schwer einzuschätzen, wie viele Trolle es sein mochten, auch da sie sich alle sehr ähnlich sahen. Erst nach einiger Zeit begann Deilava, Unterschiede zu erkennen. Hier ein halb fehlendes Horn, dort ein hoher Kopf oder noch längere Arme, als die Wesen ohnehin schon hatten.
»Wir müssen näher heran«, befand sie schließlich, als sie des Starrens müde geworden war.
Narem überlegte kurz, dann nickte er. »Du gehst. Schlag einen Bogen um die Siedlung, und sieh dir an, was dort auf den Feldern geschieht.« Er blickte sie eindringlich an. »Einen weiten Bogen.«
Stumm nickte sie, lief geduckt an dem Felsen entlang. Ihre Ausrüstung ließ sie bei ihren Gefährten, bis auf Bogen und Köcher.
»Viel Glück«, hörte sie Selans Stimme hinter sich, aber dann sprang sie schon einen kleinen Abhang hinunter, rollte sich ab, kam katzengleich auf die Füße und glitt wie ein Schatten durch das Tal zwischen den Hügeln.
Da die Trolle aus den Bergen kamen und sie im Süden keine von ihnen gesehen hatten, entschied sich Deilava dazu, das Dorf in dieser Richtung zu umgehen. Gern wäre sie näher herangeschlichen, doch Narems Rat war weise, und so wählte sie einen längeren Weg, der sie hoffentlich besser vor Entdeckung schützte.
Stets hielt sie sich im Sichtschatten von Hügeln, Felsen, Bäumen. Obwohl alles in ihr zur Eile drängte, machte sie sich bewusst, dass sie durchaus Zeit hatte. Eine Abkürzung würde niemandem helfen und sie im schlimmsten Fall gefährden.
Dennoch wäre sie beinahe in eine Gruppe von Trollen gerannt, als sie sich durch einen kleinen Obsthain bewegte, den die Eleitam offensichtlich hegten. Erschrocken duckte sie sich zurück hinter einen der Bäume, machte sich klein und verbarg sich. Sie rief die Geister an, ihr ihren Schutz zu gewähren, und ein leises Rascheln fuhr durch die ersten Blätter der Bäume, die noch ganz zart und von hellstem Grün waren.
Es waren fünf Trolle, einer größer als der andere. Sie stampften kaum dreißig Schritt von Deilava entfernt vorbei. Der Wind wehte ihren Geruch zu ihr hinüber, der weitaus weniger unangenehm war, als sie befürchtet hatte, sondern einfach nur dumpf und erdig.
Zum ersten Mal konnte sie die Trolle aus der Nähe betrachten. Ihre Größe war so noch eindrucksvoller. Die größten unter ihnen mochten doppelt so groß wie ein kleiner Elf sein, und selbst der kleinste der fünf überragte Deilava um ihre halbe Körperlänge. Ihre Haut war grau, und sogar aus dieser Entfernung konnte Deilava sehen, dass sie grob war, unregelmäßig und rau. Dafür konnte die Elfe keine Körperbehaarung erkennen, wie sie bei manchen anderen Völkern verbreitet war. Die Trolle hatten dicke Gliedmaßen, mächtige Muskeln zeichneten sich unter der Haut ab. Ihre Arme waren lang und kräftig und endeten in gewaltigen Pranken. Deilava fragte sich, wie sie mit diesen Händen überhaupt Dinge anfassen konnten, ohne sie zu zerstören, geschweige denn, feinere Arbeiten verrichten.
Am
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