Die dunkle Macht des Mondes
bestätigen, dass eine Miss Murphy tatsächlich einige Male einen Walter Brenner besucht hatte und dass sie gekommen war, um den alten Kerl abzuholen, als es ihm gut genug ging, um das Krankenhaus zu verlassen. Nach ein wenig wohldosierter Überredungskunst von Mitch gab die Schwester ihm Brenners aktuelle Adresse.
Mitch nahm ein Taxi zu einer Pension am Rande von Greenwich Village. Die Wirtin, eine Frau mittleren Alters, führte ihn nur zu gern zu Brenners Zimmer. Sie klopfte für Mitch, und nach einigen Augenblicken öffnete ein alter Mann die Tür. Er hatte graue Haare und zog beim Gehen ein Bein nach, aber seine Augen waren klar.
“Guten Morgen”, sagte Mitch und berührte die Krempe seines Hutes. “Mein Name ist Mitch Hogan. Ich bin ein Kollege von Gwen Murphy. Darf ich reinkommen?”
Der alte Mann zögerte. “Worum geht es, junger Mann?”
Mitch schlug seine Brieftasche auf und gab dem alten Mann eine Karte. Brenner betrachtete sie mit neugierigem Blick. “Ich habe von Ihnen gehört”, sagte er. “Kommen Sie rein.”
Mitch nahm auf dem einzigen Sessel in einer Ecke des Raumes Platz. “Ich werde nicht viel von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, Mr. Brenner”, sagte er. “Ich hörte, dass Sie ein Freund von Miss Murphy sind, und ich habe angefangen, mir große Sorgen um sie zu machen”,
“Oh?” Brenner setzte sich auf die Bettkante. “Gwennie ist also in Schwierigkeiten, was?”
“Ja.” Mitch sah Brenner so ernst in die Augen, wie er konnte. “Sind Sie sich bewusst, dass Miss Murphy in der Stadt von gewissen Gangstern bedroht worden ist … von Männern, die bereits vorher versucht haben, ihr das Leben zu nehmen?”
Brenner runzelte die Stirn. “Nein, davon habe ich noch nie gehört.”
Der alte Brenner mochte im Grunde harmlos sein, aber Mitch erkannte Unaufrichtigkeit, wenn er sie sah. “Ich habe Hinweise darauf, dass Miss Murphy gezwungen wurde, New York zu verlassen, und zwar von einem Mann, den ich mit ziemlicher Sicherheit für gefährlich, sogar für wahnsinnig halte.”
Brenners freundliches Gesicht wurde augenblicklich verschlossen. “Tut mir leid. Davon weiß ich nichts.”
“Ich glaube, Sie lügen, Mr. Brenner.”
Brenner stand steif auf und ging zur Tür. “Ich glaube, Sie sollten lieber gehen.”
“Sie mögen Miss Murphy, oder nicht? Sie würden ihr doch helfen wollen, wenn sie sich in Schwierigkeiten befände.”
“Gwen kann auf sich selbst achtgeben.”
“Kann sie das?” Mitch öffnete seine Hände. “Der Mann, bei dem Gwen ist, ist ein ehemaliger Gangster. Er hat bereits hinterrücks unschuldige Menschen umgebracht.”
“Ich kenne Dorian. Er würde nie …” Der alte Mann hielt inne, und seine wettergegerbte Haut rötete sich.
“Sie kennen Dorian Black?” Mitch stand auf und stellte sich vor die Tür. “Sie wissen, was er ist?”
Brenner sah einen Augenblick lang verwirrt aus. “Ich versteh’ nicht, wovon Sie reden.”
Vielleicht tat er das wirklich nicht. Vielleicht sagte er dieses Mal die Wahrheit.
“Dorian Black ist ein Monster”, sagte Mitch. “Im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist bereits nahe daran gewesen, Gwen zu vernichten. Wenn Sie sie retten wollen, müssen Sie mir sagen, wo sie sind.”
“Wenn der Kerl so ein Monster ist, warum sollte er einem alten Mann dann irgendetwas sagen?”
Mitch ertränkte seine Skrupel in einem See aus Wut. “Wenn Sie irgendetwas wissen, sagen Sie es lieber sofort.”
Brenner drängte sich an Mitch vorbei und öffnete die Tür. “Raus.”
Mit einer schnellen Bewegung packte Mitch Brenner und verdrehte seinen Arm. Der Alte keuchte auf, und seine Knie gaben nach.
“Ich habe keine Zeit für diesen Mist”, fuhr Mitch ihn an. “Wo sind sie?”
Brenner standen Tränen in den Augen. “Nicht …”
“Ich breche Ihnen den Arm, wenn ich muss. Gwens Leben ist wichtiger als Ihr Wohlergehen, alter Mann.”
Brenner begann zu schnaufen. “Sie … sie haben gesagt …”
“Spucken Sie es aus.”
“Sie sind geflogen. Haben das Land verlassen, Mexiko.”
“Wer hat sie mitgenommen?”
“Weiß nicht.”
Mitch drehte fester zu. “
Wer?”
“Hab’ Nachricht bekommen … ein Kerl namens Ray.”
Mitch erinnerte sich. “Ray Fowler?”
Aber der alte Mann lag auf dem Boden und klammerte sich mit der freien Hand an seine Brust, über seinem Herzen. Mitch ließ ihn los. Brenner zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen und konnte nicht aufstehen.
“Ich werde sie finden”, sagte Mitch, halb zu sich
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