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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
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bereitet. Seine eigene ruhige Art hatte sich gut gegen die Bosheit seines Partners ausgenommen. Drohungen reichten normalerweise aus, um rebellierende Untergebene in der Spur zu halten. Er und Javier hatten Raoul effizient und gut gedient.
    Bis er sie auf Allegra Chase angesetzt hatte. Und Dorian hatte gelernt, dass er immer noch Gefühle hatte, die durch Mut und Ideale, die er vor einem halben Jahrhundert hinter sich gelassen hatte, gerührt werden konnten.
    “Schwach”, sagte Javier, “ich habe es von Anfang an gesehen. Du hast dich immer zurückgenommen.”
    Dorians Lungen weiteten sich. Er saugte alle Luft ein, die er für die Verwandlung brauchte, die ihm jeden Augenblick bevorstand. “Raus”, flüsterte er, “verschwinde, wenn du am Leben bleiben willst.”
    “Du glaubst, du kannst mich umbringen?” Javier sah sich um und verzog verächtlich den Mund. “Dazu bist du nicht fähig. Sieh dir diesen Ort doch an. Du bist zu tief gefallen, Dorian. Du könntest genauso gut wieder ein Mensch sein.” Er begann seinen Mantel auszuziehen. “Weißt du, irgendwie bin ich dir auch etwas schuldig. Als der Clan gefallen ist, hatte ich die Gelegenheit, mir einen neuen Namen bei den Fraktionen zu machen. Ich bin jetzt ein richtiger Vasall, einer von Kyrils engsten Vertrauten. Und wenn Kyril diesen Krieg gewinnt …” Er faltete seinen Mantel zusammen und legte ihn über einen Stapel Kisten. “Kaum auszudenken, wie weit ich es bringen könnte.”
    Das Monster, das in Dorian lauerte, kratzte und schlug mit seinen Krallen und kämpfte darum, herausgelassen zu werden. “Das ist also … alles, um Rache zu nehmen”, sagte er.
    “Du kommst noch gut davon. Wenn irgendwer anders wüsste, dass du Raoul erschossen hast, würden sie dich in Stücke reißen. Ich werde es schnell machen, um der alten Zeiten willen.” Er spreizte seine Finger. “Steh auf.”
    Dorian stand auf. Seine Muskeln schienen zu wachsen, zu enormer Größe anzuschwellen und seine Haut auszudehnen. Javier sah es nicht. Es war alles nur eine Illusion.
    Alles, bis auf seine Lust zu töten.
    Er hob seine Hände und versuchte ein letztes Mal, Javier zu vertreiben. Es war vergebens. Javier sprang und rammte Dorian gegen die Wand.
    Alles, was danach kam, war nur verschwommene Bewegung und Wut. Dorians Fäuste arbeiteten wie Dampfkolben. Knochen brachen. Er hörte das Stöhnen und Grunzen seines Gegners, fühlte, wie Fleisch nachgab und wie Papier zerriss.
    Und dann schmeckte er Blut. Nicht das nahrhafte Blut der Menschen, sondern das bittere Zeug, das in den Adern der
Strigoi
floss. Sein Mund füllte sich mit der Flüssigkeit. Er spuckte sie aus und quetschte den Körper, der in seinen Armen hing, zusammen.
    Alle Bewegungen hörten auf. Das Biest, das Dorian Black gewesen war, stakste aus dem Raum und ließ seinen Feind zurück. Es durchbrach die Tür des Lagerhauses und pirschte in die Nacht hinaus. Es war auf der Suche. Die, die es wollte, war nicht hier, aber ein Fragment der Erinnerung tauchte aus den entfernten, vernünftigen Tiefen seines Geistes auf.
    Er vermied die Lichtkreise der Straßenlaternen, stahl sich von Schatten zu Schatten. Autos glitten vorbei, doch die Geräusche ihrer Motoren waren für seine Ohren gedämpft. Sterbliche gingen auf den Straßen, ahnungslos, einfache Beute für seinen Hunger. Sie zuckten instinktiv zur Seite, als er an ihnen vorbeikam.
    Doch er schritt voran. Der Hunger wuchs in seinem Bauch zu einem zermürbenden Schmerz. Ein einziges Licht der Vernunft flackerte in seinem Verstand, und das führte ihn an den Ort, an dem er
sie
finden würde.
    Das Gebäude, das er suchte, lag in den kalten Stunden nach Mitternacht ruhig da. Ein einziger Rettungswagen stand in der Auffahrt des Krankenhauses geparkt, und ein Arzt in weißem Mantel lehnte gegen eine Wand und blies Zigarettenrauch in die frostige Luft.
    Dorian ging auf den Eingang zu. Ein Paar schnatternder Frauen kam an ihm vorbei, während er eintrat. Er drehte sich zur Seite und verbarg sein Gesicht. Er hätte ihre Hälse mit einem einzigen Schlag brechen können, aber die Gerissenheit des Biestes sagte ihm, dass ihn das zu früh verraten würde.
    Der Raum hinter den Türen war hell erleuchtet und tat seinen Augen weh. Er hielt den Kopf geneigt. Menschen sprachen in leisen Tönen, aber für ihn hörte es sich wie Schreien an. Er eilte an ihnen vorbei zu einem Empfangstisch, wo eine weitere Frau in einer gestärkten Uniform saß und auf einer Schreibmaschine tippte. Ihr
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