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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
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nächsten Seitenstraßen zurückzulassen, mit gerade genug Blut in seinem Körper, um am Leben zu bleiben. Dieses Mal hatte er eine ganz spezielle Beute gesucht.
    Er war viel zu kurz davor gewesen, Gwen Murphy umzubringen.
    Zitternd vor Panik und von seiner Reaktion auf die Erinnerungen trat Dorian an die Tür. Er schob einen Fuß ins Sonnenlicht. Alles, was er tun musste, war, seine Kleidung abzulegen und ein paar Schritte weiterzugehen, und schon würde er anfangen zu brennen. Schon bald würde seine Haut Blasen werfen und aufspringen und ihm quälende Schmerzen verursachen. Aber es wäre in wenigen Minuten vorbei, weil die Reserven seines Körpers aufgebraucht waren. Er hatte jeden Partikel seiner
Strigoi
-Stärke und Lebenskraft für einen hoffnungslosen Kampf aufgegeben.
    Ja, es wäre ein schneller Weg, zu sterben. Gwen wäre vor ihm sicher. Aber sogar wenn jemand anders seine Leiche fand, ehe sie es tat, würde sie früher oder später von seinem Tod erfahren.
    Dorian trat zurück. Sich dem Sonnenlicht auszusetzen war nicht die einzige Art, auf die ein Vampir sein eigenes Leben beenden konnte. Er konnte sich auch in den Kopf schießen oder seine eigene Wirbelsäule durchtrennen.
    Oder er konnte einfach aufhören, sich zu ernähren.
    Dorian blieb nicht viel Zeit. Er zog seinen Mantel und seinen Hut an und verließ das Lagerhaus auf der Suche nach etwas, in das er Javiers Leiche einwickeln konnte. In einem Stapel mit Bootszubehör fand er einen Ballen Segeltuch. In einem anderen Lagerhaus fand er eine Rolle Seil und eine schwere Kette, die er unter seinem Mantel versteckte.
    Javiers Körper war steif und spröde. Dorian wickelte ihn in das Segeltuch ein und schnürte das Bündel mit Seil zusammen, dann wickelte er um alles die Kette. Er konnte die Nacht nicht abwarten, um die Leiche endlich loszuwerden, also zog er sie aus der Tür und sah sich nach beiden Seiten auf den Docks um. Die nächsten Menschen waren ein ganzes Stück entfernt damit beschäftigt, einen großen Frachter zu entladen. Dorian trug Javier bis ans Ende des Piers und ließ seine Leiche ins Wasser fallen.
    Sie sank unter die Oberfläche und zog Luftblasen hinter sich her. Sobald er außer Sichtweite war, rannte Dorian ins Lagerhaus zurück. Er begann an einem Ende und sammelte alle zersplitterten Überbleibsel der Kisten und sonstigen Objekte auf, die über den ganzen Boden verstreut lagen. Er schichtete sie säuberlich an einer Wand auf. Als der Zement frei lag, zog er seinen Hut und seinen Mantel wieder an und verließ die Halle, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Dorian musste dort sein.
    Gwen durchsuchte die Lagerhalle immer panischer. Die Haufen zersplitterter Kisten verwirrten sie ebenso wie die Leere um sie herum. Alles deutete auf eine gewalttätige Auseinandersetzung hin, und doch schienen die sauber aufgeschichteten Trümmer ein Hinweis, dass jemand sich die Zeit genommen hatte, hinterher aufzuräumen. Sie konnte die Kleinigkeiten, um die Walter sie gebeten hatte, nirgends finden, ebenso wenig wie einen Hinweis darauf, wo Dorian hingegangen sein könnte.
    Ihr Herz setzte aus, als sie den Blutfleck fand, dort, wo Dorians Zimmer gewesen war. Sie bückte sich, um die unregelmäßigen Kreise zu berühren, und ihr wurde übel. Es war nicht genug Blut, um davon auszugehen, dass jemand umgebracht worden war, aber Gwen zweifelte nicht daran, dass derjenige, der das Blut verloren hatte, eine schwere Verletzung erlitten haben musste.
    War es Dorian?
    Aber wer hätte ihn angreifen sollen? Seine Vergangenheit barg eine Dunkelheit, die sie noch durchdringen musste. Vielleicht hatte er Feinde. Doch es konnte genauso gut ein zufälliger Übergriff von irgendwelchen üblen Gestalten gewesen sein, wie denen, die sie auf dem Pier in die Enge getrieben hatten.
    Wenn er verletzt ist, warum ist er dann fortgegangen? Warum ist er nicht zu mir gekommen?
    Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, und suchte am Flussufer. Einige diskrete Fragen halfen ihr kaum weiter, auch wenn einer der Hafenarbeiter einen Mann in einem Mantel gesehen haben wollte, der sich am Morgen am Pier herumgedrückt hatte.
    Am späten Nachmittag war sie sich sicher, dass Dorian sich nicht mehr in der Nähe befand. Sie nahm ein Taxi zurück zum Krankenhaus und eilte in Walters Zimmer, wo der alte Mann aus einem Glas trank, dass ihm von der Krankenschwester an seinem Bett gehalten wurde.
    “Gwennie!”, sagte er und versuchte, sich aufzusetzen. Er sah an ihr vorbei zur Tür. “Wo ist
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