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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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während seiner eigenen Lebenszeit gekannt hatte, sterben sehen musste, während man selbst immer weitermachte.
    Eine Welt, in der man schneller und stärker war als jeder andere. In der Wunden heilten, die einen Menschen auf der Stelle umbrachten. In der man die Geschichte fortschreiten sehen konnte wie kein sterblicher Mann und keine Frau vor einem.
    Ü
berleg dir, was du sehen könntest. Und was du lernen könntest, all die Geschichten, die du für die Nachwelt aufschreiben könntest.
    Die Verlockung ließ sie schweigen und betörte sie mit unzählbaren Möglichkeiten. Ihre Vorstellung erschuf eine Zukunft mit Dorian an ihrer Seite, die niemals endete.
    Und dann erinnerte sie sich daran, dass Vampire drei Männern das Leben ausgesaugt und sie auf dem Anleger hatten liegen lassen. Sie erinnerte sich an Legenden und Geschichten, in denen Vampire nie als etwas anderes als böse dargestellt wurden. Raouls Gang war eine der schlimmsten in ganz Manhattan. Vielleicht nahm das, was die Menschen in
Strigoi
verwandelte, ihnen auch das Beste ihrer Menschlichkeit.
    Dorian ist nicht so.
Aber er hatte Mitch angedroht, ihn umzubringen, falls der Reporter irgendwem erzählen sollte, was er gesehen hatte. Er war ein Vollstrecker für einen unbarmherzigen Mafiaboss gewesen. Er pirschte durch die Straßen auf der Suche nach Menschen, die seinen Durst stillten. Sogar jetzt konnte er noch wichtige Geheimnisse vor ihr verbergen, Geheimnisse, die zwischen Mensch und
Strigoi
standen, zwischen Leben und Tod.
    Vielleicht war sie gefährlich töricht, den Mann, der vor ihr stand, nicht zu fürchten.
    “Sie können jemanden beißen”, sagte sie, “ohne ihn zu verwandeln.”
    Er sah aus dem Fenster, und Gwen stellte sich vor, wie er sich nach der Dunkelheit dahinter sehnte. “Ja”, sagte er.
    “Ich will, dass Sie mich beißen.”
    Sein Blick blieb auf die Vorhänge gerichtet. “Sind Sie sicher?”
    “Ich will wissen, wie es sich anfühlt.” Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. “Keine Reporterin, die etwas auf sich hält, würde sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen.”
    Dorian versuchte, den Drang, sich umzudrehen und aus der Tür zu rennen wie der Feigling, als den er sich selbst kannte, zu ignorieren. Aber es gab keine anderen Möglichkeiten, jetzt nicht mehr. Gwen konnte diesen Raum nicht verlassen, es sei denn, er verwandelte sie in einen Vampir. Und sie würde es nicht wissen, bis es so weit war.
    Sie hatte ihn gebeten, sie zu beißen, als sei es das erste Mal. Für sie würde es auch so sein. Auch wenn sie ein gewisses Maß an Bewusstsein behalten hatte, nachdem er sie gebissen hatte, waren ihre Erinnerungen an den Biss trotzdem ausgelöscht. Diese Täuschung war nichts gegen das, was er als Nächstes tun würde.
    “Dorian?”
    Er sah sie an und prägte sich die arglose Offenheit und einfache Anständigkeit ihrer Züge ein. Er würde dieses geliebte Gesicht nie wieder auf die gleiche Art sehen.
    “Wie Sie wünschen”, sagte er.
    Sie scharrte mit ihren bestrumpften Füßen auf dem Boden. “Sollte ich irgendetwas tun?”
    “Entspannen Sie sich einfach.” Er überbrückte die Distanz zwischen ihnen mit zwei Schritten. Sie zuckte zusammen, drückte die Schultern durch und entließ einen langen Atemzug. “Ich bin bereit.”
    Das war er auch. Seine Hosen waren ihm zu eng, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Für ihn würde es eine weitere Kostprobe des Himmels sein. Für Gwen …
    Für Gwen wäre es das Ende von allem, was sie kannte.
    Er legte seine Hände auf ihre Schulter und küsste sie sanft auf die Lippen. Sie begann seinen Kuss zu erwidern, aber er senkte seinen Kopf in die Kurve ihres Halses und ihrer Schulter und öffnete den Kragen ihrer Bluse, um die blasse, von Adern durchzogene Haut freizulegen. Ihr Herz schlug schneller. Er hätte sich nicht zurückziehen können, selbst, wenn er es gewollt hätte.
    “Hab keine Angst”, sagte er. Und er biss sie, schnell. Seine Zunge leckte das Blut auf, das aus der Wunde über ihre Haut lief.
    Ihr Körper lag locker in seiner Umarmung. Er griff sie unter den Armen und sank auf die Knie. Dabei zog er sie hinter sich her. Sie lächelte und murmelte Koseworte, halb bei Bewusstsein, wie sie es auch in der Nacht zuvor gewesen war.
    Es bedurfte nur eines einzigen Gedankens, um die chemischen Bestandteile seines Speichels so zu verändern, dass die Substanz, die er weitergab, Gwens Natur veränderte. Er spürte, wie die Wandlung begann, noch ehe er zu Ende getrunken

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