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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Fraktionen der Vampire zu tun?”
    “Die Opfer waren ebenfalls
Strigoi.”
    Gwen erinnerte sich an den Bericht des Leichenbeschauers, den sie gelesen hatte, als sie ihre Nachforschungen begann. Ungewöhnliche körperliche Merkmale waren nicht erwähnt gewesen. Allerdings war das Fleisch extrem verbrannt gewesen, man nahm an, mit Hilfe eines Brandbeschleunigers. Jetzt wusste sie, dass der Grund für das Ausmaß der Verbrennungen viel verstörender war.
    “Waren sie Mitglieder von Christofs Faktion?”
    “Ich weiß es nicht. Ich habe keinem von beiden Möchtegernnachfolgern zu der Zeit gedient.”
    “Ist das … was Ihnen angetan wurde, eine typische Art, wie Vampire Vergeltung üben?”
    “Es ist eine barbarische Praktik und offensichtlich gefährlich.”
    “Ist es nicht barbarisch, dass Vampire jeden eliminieren, der ihre Existenz aufdecken könnte?”
    Sie konnte in Dorians Gesicht lesen, dass Mitch mit seiner Warnung richtig gelegen hatte. Seine Verdächtigungen stürmten wie ein Pöbel wütender, mit Fackeln und Heugabeln bewaffneter Dorfbewohner auf sie ein.
    “In Dads Notizen stand, dass es vor einigen Jahren schon ähnliche Morde gegeben hat”, sagte sie. “Jemand muss ihnen nachgegangen sein … Cops, Reporter, vielleicht noch andere. Ich frage mich, wer damals sterben musste, um das Geheimnis der Mörder zu bewahren?” Sie befeuchtete sich die Lippen. “Mitch hat gesagt, dass Sie vielleicht geschickt worden sind, um mich zu beobachten. Und den anderen zu berichten, was ich herausfinde.”
    Seine Reaktion war fast zu schnell, um sie wahrzunehmen. Er packte sie an den Schultern, hob sie halb hoch und starrte ihr in die Augen.
    “Niemand hat mich geschickt”, sagte er rau. “Ich habe den Clan verlassen, nachdem Raoul gestorben war. Ich war bereit zu sterben, als Sie mich gefunden haben. Nur Ihretwegen …” Seine Stimme brach. Er ließ sie los und drehte sich um, als habe er wirklich Angst vor dem, was er ihr antun könnte.
    Gwen war sich nicht sicher, dass ihre Beine sie noch tragen konnten. Sie tastete nach dem Stuhl hinter sich und setzte sich wieder. “Ich … habe es nicht so gemeint. Ich habe nie vermutet … Oh, verdammt.”
    Dorian zog sich zurück, bis er so weit von ihr entfernt war, wie er es in dem kleinen Zimmer sein konnte. Gwen schloss die Augen und erinnerte sich an all ihre Gespräche seit dem Tag, an dem er sie aus dem Fluss gezogen hatte. Es war jetzt so offensichtlich. So schmerzlich offensichtlich.
    “Vampire überleben, indem sie das Blut von Menschen trinken”, sagte sie langsam, “aber sie müssen dafür nicht töten.”
    Er schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf.
    “Sie wollten … das tun, als ich zu Ihnen ins Lagerhaus gekommen bin. Das war wohl ein weiterer Grund, warum Sie mich weggeschickt haben? Aber ich wäre dabei nicht zu Schaden gekommen. Oder doch?”
    “Sie hätten es nicht einmal gemerkt.”
    In diesem Augenblick spürte sie eine Liebe, die so überwältigend war, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. “Sie haben es nicht getan. Warum?”
    “Weil …”
    “Weil der Biss mich in einen wie Sie verwandelt hätte”, sagte sie.
    Dorian bewegte sich nicht. Er schien sogar aufgehört zu haben zu atmen. Dann entspannte sich sein Körper, und er trat einen Schritt von der Wand vor.
    “Es ist nicht so, wie die Legenden berichten”, sagte er, “einen
Strigoi
zu schaffen ist ein Akt des Willens.”
    Diese eine Sache wissen zu müssen überstieg alle anderen Fragen, die in Gwens Kopf herumschwirrten. “Wie ist es passiert? Wie sind Sie geworden, was Sie sind?”
    Als er zu sprechen begann, war seine Stimme flach und gezwungen. Er erzählte ihr von seiner Kindheit in den Slums, von der Zeit, die er mit den Gangs verbracht hatte, und wie Raoul ihn vor dem Tod bewahrt hatte.
    “Jetzt weiß ich, warum Sie Raoul treu waren”, sagte sie. “Es muss Ihnen so vorgekommen ein, als würden Sie ihm alles schulden.”
    “Ja.”
    Sie stand auf und ging zu ihm. Ihre Arme sehnten sich schmerzlich danach, ihn zu halten. “War es schrecklich? War es schwer, zu akzeptieren, was Sie geworden waren?”
    “Nein.” Endlich sah er ihr in die Augen. “Es war, als wäre ich eingeschlafen und in einer neuen Welt erwacht.”
    Eine neue Welt. Eine Welt, in der man an die Dunkelheit gebunden war und sich für den Rest seines langen Lebens von einer einzigen bitteren Flüssigkeit ernähren musste. Ein Leben weitab von der Menschheit, bei dem man die Personen, die man

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