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Die dunkle Muse

Die dunkle Muse

Titel: Die dunkle Muse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Oehri
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Besonderheiten auf?«, wollte der Verteidiger
wissen.
    »In einer
ihrer Taschen fand sich der Belegschein einer Wäscherei, ausgestellt auf den Namen
Gregor Haldern.«
    »Einspruch!
Keinerlei Beweis dafür, dass es sich hierbei um diesen Herrn Haldern an meiner Seite
handeln muss. Auch fehlt der Beweis, dass der Belegschein für exakt diese Jacke
ausgestellt wurde. Und Herr Haldern verneint mit aller Entschiedenheit, je irgendeine
seiner Jacken in einer Wäscherei abgegeben zu haben.«
    Heseler
meinte spöttisch: »Ich ziehe alles zurück, was in diese Richtung deuten könnte.
Vielmehr möchte ich meinem geschätzten Herrn Kollegen entgegenkommen, indem protokollarisch
festgehalten wird … Moment,
meine Herren, tja, wie wollen wir es formulieren? Nun also … Erstens: Es ist gewiss dem Zufall
zuzuschreiben, dass in dem Lichtschacht des Tatorts eine blutbesudelte Jacke gefunden
wurde. Zweitens: Es ist gewiss dem Zufall zuzuschreiben, dass eine Wäschereiquittung
diese Jacke einem Herrn Haldern zurechnet. Drittens: Es ist gewiss dem Zufall zuzuschreiben,
dass ein Herr Haldern Mieter einer Dachgeschosswohnung ist, deren Flur von besagtem
Lichtschacht erhellt wird. Viertens: Es ist gewiss dem Zufall zuzuschreiben, dass
das Todesopfer zu Lebzeiten oft von einem gewissen Herrn Haldern traktiert worden
war. Fünftens: Es ist gewiss dem Zufall zuzuschreiben, dass der Verlobte der Ermordeten
den Namen Gregor Haldern trägt. Konnte ich damit Ihrem Herrn Haldern einen Gefallen
tun, Herr Görne? Es wäre ausgesprochen schade, wenn das Augenmerk der Ermittlung
plötzlich auf ihn fallen würde – auf ihn, der ja kein Wässerchen trüben kann. Ich
hoffe, Sie sind zufrieden«, meinte er süffisant. »So viele Zufälle sind schon eine
dumme Sache.«
    Die Zuschauer
schmunzelten.
    Ohne sich
weiter um Görne zu kümmern, wandte sich Heseler wieder an den Zeugen. »Herr Dr.
Krohn, die Staatsanwaltschaft stellt die Vermutung in den Raum, unser Beweisstück,
die Jacke, könne theoretisch von jeder dem Schacht angrenzender Wohnung aus nach
unten befördert worden sein. Gibt es irgendwelche Hinweise, die darauf schließen
lassen, dass die Jacke aus der obersten Etage nach unten geworfen wurde?«
    »Es fanden
sich Blutspuren an der Fensterbank.«
    »Einspruch!
Die Spuren stammen direkt von der Ermordeten. Der ganze Vorraum war vollgespritzt.«
    Fabian Heseler
verzog das Gesicht. »Wie degoutant! Der Vorraum war also in Mitleidenschaft gezogen
– oder vollgespritzt, um die Worte meines Kollegen zu zitieren. Lässt sich die Theorie
widerlegen, das Blut stamme einzig von der Tat her?«
    »An der
Innenseite des Fenstergriffs gab es Fingerspuren. Diese können nur daher rühren,
dass jemand mit blutiger Hand das Fenster geöffnet hat. Ich denke, jeder Kriminologe
kann bestätigen, dass das Auswurfdiagramm von Blutspritzern dergestalt ist, dass
stets nur die der Wunde zugewandte Seite eines Objekts vollgespritzt wird.«
    »Einspruch!
Laut Aussage von Professor Dr. Virchow menstruierte Fräulein Lene Kulm an ihrem
Todestag. Die Blutspuren rühren daher. Zumal an Fräulein Kulms Körper zwar ein Hygienegurt,
aber kein Bindenstoff gefunden wurde.«
    »Ein bisschen
viel Blut für eine Periode«, murmelte Krohn. »Man müsste nicht mehr von einer Monatsblutung,
sondern eher von einer Quartalsblutung sprechen.«
    Für kurze
Zeit herrschte betretenes Schweigen im Saal. Nur ein Arbeiter, ein schlichtes Gemüt,
das sich ins Publikum geschlichen hatte, kicherte.
    »Ich möchte
nun ein anderes Thema anschneiden, Herr Dr. Krohn«, begann Heseler wieder. »Fanden
sich irgendwelche Wertgegenstände in der Wohnung des Angeklagten, Herrn Professor
Botho Goltz?«
    »Die Wohnung
von Herrn Professor Goltz war bereits von den Herren der Berliner Gendarmerie durchsucht
worden. Laut deren Protokoll fand man nichts von Belang. Lediglich ein paar Geldscheine.«
    »Hat die
Gendarmerie auch die Wohnung von Herrn Haldern untersucht?«
    »Nein.«
    »Wie kam
es, dass Sie den Auftrag erhielten, die Wohnung von Herrn Haldern zu untersuchen?«
    »Ich wurde
von Herrn Kommissar Gideon Horlitz empfohlen. Als Sie, Herr Heseler, auf Betreiben
Ihres Mandanten hin eine zweite Tatortbesichtigung wünschten, wurde zwischen Staatsanwaltschaft
und Verteidigung ein außenstehendes Unternehmen damit beauftragt. Anscheinend hatte
unsere Kanzlei einen guten Leumund, weshalb wir die Aufgabe übernahmen.«
    »Fanden
sich hier irgendwelche Wertgegenstände?«
    »Nichts
von Belang. Herr Haldern

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