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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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uns in die Irre zu führen. Lee, bitte setz dich durch
und sage uns, wo du bist. Deine Freunde machen sich Sorgen.«
    Das
Glas setzte sich wieder in Bewegung. Aber was mich mehr stutzig
machte, war das Wasser in der Schüssel. Auch darin bewegte sich
etwas. Ich sah genauer hin. Ein Bild entstand. Ich konnte wieder die
Höhle erkennen, genau wie im Spiegelbecken von Versailles. Ich
blinzelte ein paar Mal, um mich zu überzeugen. Nein. Das Bild
verschwand nicht. Im Gegenteil. Es wurde klarer. So deutlich wie ein
HD-Foto. Nur bewegte sich diesmal etwas. Das Meer schlug gegen die
Wände einer Höhle. Nein, es lief sogar hinein. Eine
seltsame Höhle. Sie sah aus wie von grauen Legoklötzen
erbaut. So geschachtelt. Als wäre eine Kamera herangezoomt,
konnte ich auf einmal das Innere der Höhle erblicken. Auch hier
war überall Wasser am Boden – doch halt, in ein paar
Metern gab es eine Abzweigung nach links. Kaum sichtbar. Zumindest
nicht, wenn man auf dem Wasser blieb. Es war ein gut verborgener Gang
und gleichzeitig überlief mich eine Gänsehaut. Der Boden
war voller weißer Steine. Übersät mit weißen
Steinen in seltsam länglichen und halbrunden Formen. Es war
eindeutig die Höhle aus den Visionen in Versailles.
    »Staffa?«
Phyllis Stimme brachte mich zurück in die Realität. »Was
soll das sein? Staffa? Das klingt italienisch und so viel wir wissen,
hat Lee nur Kontakte nach Kalifornien. Es tut mir leid, Mrs Osbert.
Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass das hier etwas bringt.«
Phyllis stand auf und Jayden folgte ihrem Beispiel ebenso wie Corey.
    Ich
war beinahe versucht, sie wieder zum Sitzen aufzufordern, aber was
sollte ich sagen? Also erhoben wir uns alle. Ich trank schnell noch
einen Schluck Wasser, um meine Verlegenheit zu verbergen. Beinahe
hätte ich es wieder ausgespuckt. Es war eindeutig
Avalon-Quellwasser. Der exakt gleiche Geschmack. Mrs Osberts
wissender Blick hielt mich fest, als sie die hundert Pfund
entgegennahm.
    Wie
ich befürchtet hatte, wollten meine Freunde den angebrochenen
Nachmittag nicht nicht ungenutzt verstreichen lassen und noch
gemeinsam zu einem Schnellimbiss gehen. Beim Essen ließen sie
kein gutes Haar an der Frau. Nur Phyllis blieb Ruby zuliebe ruhig und
auch ich sagte kein Wort. Ich wusste ja, dass Mrs Osbert kein
Scharlatan war. Zumindest das Wasser war echt gewesen.
    Ruby
hüllte sich, seit wir die Wahrsagerin verlassen hatten, in
auffälliges Schweigen. Im Imbiss saß sie mir gegenüber
und schien mich zu beobachten. Als ich ihr irgendwann in die Augen
sah, hörte ich auf einmal ihre Stimme in meinem Kopf. »Feli
weiß, wo Lee ist. Sie hat die Höhle gesehen.« Sofort senkte ich den Blick. In meinem Magen bildete sich ein fester
Knoten. Ich konnte nicht einmal mehr meine Cola austrinken, weil ich
so schockiert war. Ich sprang auf und erklärte den anderen, das
Avalon-Wasser sei mir nicht bekommen, und verließ fluchtartig
den Imbiss.
    Was
war mit Ruby? Sie hatte mich jetzt zum zweiten Mal überrascht.
Wieso konnte meine langjährige Freundin diese Dinge sehen? Wieso
konnte ich ihre Gedanken hören? Und was hatte es mit diesem
Gläserrücken auf sich? Staffa? Moment mal. Das sagte mir
etwas. Miss Ehle hatte den Ort einmal erwähnt. Wahrscheinlich
wussten das die anderen nicht mehr, es hörte kaum jemand zu,
wenn Miss Ehle ausholte. Staffa lag nicht in Italien. Es lag in
Schottland.
    Aber
was glaubte Lee dort zu finden? Und wenn er noch dort war, wieso kam
er nicht nach Hause? Schottland hatte Handyempfang. Die Vision eines
gefolterten und angeketteten Lee rückte mit einem Mal
erschreckend nah an den Bereich des Möglichen.
    Wie
sollte ich jetzt vorgehen? Ich traute mich nicht Ciaran zu
benachrichtigen. Egal, wie nahe wir uns auf diesem Klo gekommen
waren, er würde mich für verrückt erklären, wenn
ich ihm von einem »Medium« erzählte. Eamon schied
auch aus. Er war unerreichbar und Mildred war nur ein Bote. Was, wenn
sie Ciaran was sagte? Oder noch schlimmer: Oberon und dem Kronrat.
Immerhin war sie denen zuerst verpflichtet.
    Aber
davon abgesehen, warum sollte ich es nicht allein versuchen? Was
konnte mir schon Großartiges zustoßen? Ich war doch
wieder die Verheißene.
    Damit
ich nicht als spurlos verschwunden galt und man meinen Aufenthaltsort
im Notfall schnell ausfindig machen konnte, legte ich vorsichtshalber
einen Zettel auf meine Schulsachen mit der Angabe Staffa und
Schottland. Ob das was nützen würde? Nicht darüber
nachdenken, Felicity, sagte ich mir

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