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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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ihre
Quasselei. Die hielt mich vom Denken ab.
    »Wir
haben den Schrei gehört. Wir wussten sofort, dass da was nicht
stimmt. Tommi ist direkt zu Hilfe geeilt. So schreit niemand, nur
weil er eine Ratte sieht«, wiederholte sie zum mindestens
fünften Mal.
    Der
Polizist stellte allerdings auch zum fünften Mal die gleichen
Fragen: »Und Sie wissen wirklich nicht, wer der Mann war?«
    »Nein«,
antwortete ich müde. »Mein Bruder Philip hat Schulden in
Höhe von zweitausend Pfund bei einem Buchmacher. Sie hatten eine
Anzahlung von zehn Prozent verlangt und gedroht, seiner Familie
Schaden zuzufügen. Mir als erste. Vor einigen Wochen habe ich
Drohmails bekommen. Die SMS habe ich Ihnen ja schon gezeigt.«
    Tom
saß neben mir und schwieg. Er war überraschend fürsorglich
gewesen, sobald wir den Angreifer in sicherer Verwahrung wussten. Er
hatte erklärt, er habe meinen Schrei gehört, als er die
Haustür aufschloss. Was mich noch mehr verwunderte war die
Tatsache, dass Philip diesem Buchmacher doch angeblich die geforderte
Anzahlung geleistet hatte. Von dem Geld, das er für die Fibel
bekommen hatte. Doch davon sagte ich dem Polizisten lieber nichts.
    Er
wiederholte alle Fragen noch dreimal, ehe er sich zufrieden gab und
ging. Ich erhob mich ebenfalls. Ich hatte schließlich etwas zu
erledigen. Als Tom mich nach oben begleiten wollte, lächelte ich
ihn aufrichtig an. »Danke, Tom. Ich darf gar nicht daran
denken, was passiert wäre, wenn du nicht aufgetaucht wärst.«
    »Schon
gut, City. Dafür sind wir doch Nachbarn. Magst du nicht doch
heute Abend mit ins Irishs kommen? Die machen auch gute Cocktails.«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Ich denke, heute nicht. Ein anderes
Mal.«
    Tom
nickte verständnisvoll. Wann hatte er sich so verwandelt? »Okay.
Ruh dich aus. Aber hey, viel musste ich wirklich nicht machen. Du
hast es dem Blödmann ganz schön gegeben.« Er grinste
und ging zurück zu seiner Mutter.
    Ich
brauchte noch eine halbe Stunde, bis ich mich einigermaßen im
Griff hatte. Und dann hieß es, sich beeilen. Westminster Abbey
wäre sonst geschlossen.
    Ich
war eine der Letzten an diesem Tag. Ein Wärter wies mich darauf
hin, dass die Besucherzeit in einer Stunde vorbei wäre. Kaum in
der Kirche, hörte ich, wie sie hinter mir die Eingangstür
verriegelten, um niemanden mehr einzulassen. Bei meiner Rückkehr
würde ich mir etwas einfallen lassen müssen – oder
über den Tower Hill springen.
    Der
Zeitpunkt war perfekt. Es waren kaum noch Menschen im Kreuzgang
unterwegs und überhaupt keine in dem kleinen Garten. Ich war
also ungestört. Jetzt musste ich mich nur konzentrieren. Wie
hatten Lee und Ciaran es ausgedrückt? Auf ein bestimmtes
Merkmal, etwas Markantes, einen Duft.
    Die
Sonne blendete. Ich schloss die Augen und versinnbildlichte mir das
Meer und diese blockartigen Felsen. Einen Moment lang verdüsterte
sich meine Umgebung und ich öffnete die Augen wieder. Nein, kein
Vogel war in Sicht. Auch kein Tourist. Aber neben mir an der Wand
lehnte jemand. Der Schatten. Sein Umhang wehte im Wind und dieses Mal
konnte man deutlich die Krone auf seinen Haaren erkennen. Er sah aus,
als hätte er die Arme überkreuzt und wartete.
    »Hallo«,
sagte ich zur Begrüßung.
    Er
winkte.
    Meine
Konzentration war nun völlig hinüber. Nicht nur, weil sich
vor das Meer ständig der Angreifer aus meiner Wohnung geschoben
hatte, sondern auch weil das Rauschen des Meeres eher zu dem Keuchen
übergegangen war, als wir miteinander gerungen hatten.
    Der
Schatten machte eine Geste, ich solle mich nicht stören lassen
und fortfahren.
    Ich
sank ins Gras. »Ich kann nicht«, stöhnte ich.
    Der
Schatten nickte aufmunternd.
    »Du
verstehst nicht. Vorhin ist was geschehen und mir zittern noch immer
die Knie. Endlich weiß ich, wo ich Lee finden kann und dann
kann ich mich nicht konzentrieren, um dahinzukommen.« Ich war
kurz vorm Heulen. Gepaart mit dem Schock vorhin war das alles zu
viel.
    Ich
sah, wie sich der Schatten auf meiner Höhe hinhockte. Ich war
mir sicher, wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte er mir
jetzt über den Kopf gestreichelt. Zumindest machte seine Hand
eine Bewegung in diese Richtung. Dann fasste er sich unter das Kinn
und schob es hoch.
    »Ja.
Ich sollte mich zusammenreißen«, murmelte ich, fühlte
mich aber noch immer völlig erschöpft.
    Der
Schatten stand auf und streckte mir eine Hand hin, als wolle er mich
hochziehen.
    Ich
rappelte mich auf. »Okay. Ich versuch’s noch einmal.«
    Er
nickte

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