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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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mit der Knutscherei
angefangen hatte. Ich war hundemüde und mir war bitterkalt, als
die beiden endlich verschwanden und ich mich auf den langen Rückweg
machen konnte.
    Ich
hatte das Schloss schon fast erreicht, als unversehens jemand hinter
einer Hecke hervortrat.
    »Wo
zum Henker warst du?«
    »Aua!«
Ich versuchte mein Handgelenk aus Ciarans festem Griff zu entwinden.
Unmöglich.
    »Du
hast mich wieder einmal lächerlich aussehen lassen.«
    Ich
funkelte Ciaran an. »Ach ja, und du? ›Sie
hat es nicht mit Zahlen oder Farben‹ !«
    »Was
sollte ich denn deiner Meinung nach sonst tun? Du beherrschst dieses
Kartenspiel doch nicht.«
    »Nein,
aber ich habe improvisiert«, fauchte ich ihn an. »Auf
deinen Kommentar hin.«
    Ciaran
sah mich an. Mein Handgelenk hielt er noch immer fest. Ich zitterte
mittlerweile stark. Bestimmt nicht nur vor Kälte.
    Plötzlich
tat Ciaran etwas Unvorhergesehenes. Er ließ meine Hand los und
streichelte stattdessen meine Oberarme. »Entschuldige,
Felicity. Du warst wirklich sehr tapfer bis jetzt.«
    Mir
wurde mulmig.
    »Du
findest dich überraschend gut zurecht in sämtlichen
Jahrhunderten. Als hättest du eine Ausbildung auf Avalon
erhalten.«
    Schon
wieder trug er diesen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Als wolle er
mich küssen.
    »Und?
Wäre das so schlimm?«, murmelte er und senkte ein wenig
den Kopf.
    »Du
bist mein Lehrer.« Meine Stimme hörte sich quietschig und
heiser an.
    »Aber
wir sind nicht in London. Niemand von denen, die uns hier kennen,
kann uns in London verraten.« Er zog mich zu sich heran.
    Er
war stämmiger als Lee. Nichtsdestotrotz gehörte er zu den
schönsten Männern, die ich je gesehen hatte, einschließlich
denen aus der Parfümwerbung. Warum interessierten sich solche
Männer plötzlich für mich? Erst Lee, dann Richard und
jetzt Ciaran. Zugegeben, ich hatte die Kleidergröße 42 in
eine 38 verwandelt, aber ich war noch immer keine Jennifer Lawrence.
    Ciaran
blinzelte. »Das stimmt.« Er rückte ein wenig von mir
ab.
    Ich
wusste nicht, was ich davon halten sollte. Auch wenn er meinen
Gedanken gefolgt war, musste er es nicht so offensichtlich zeigen.
    »Nein,
nein, du hast Recht. Du bist keine besondere Schönheit.«
Ciaran brachte ungefähr fünf Meter Entfernung zwischen uns
und musterte mich eingehend von oben bis unten. »Aber in deiner
Nähe setzt mein Gehirn aus. Ich wollte dich gar nicht küssen.
Ich wollte dir den Hals umdrehen.«
    »Na,
vielen Dank auch«, antwortete ich trocken.
    Er
sah mich noch immer an. »Nein, du verstehst nicht! Kaum, dass
ich dich gerochen habe, waren diese Gedanken hinfällig. Was bist
du?« Wieder musterte er mich durch zusammengekniffene Augen.
    »Ciaran,
ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst. Ich bin müde,
mir ist bitterkalt. Wenn du willst, geh Billard spielen. Das macht
mir nichts aus. Wir sind ja nicht wirklich verlobt.«
    Zu
meiner Erleichterung sagte er nichts mehr. Er begleitete mich zurück
zum Appartement, wünschte mir eine gute Nacht und verabschiedete
sich wieder. Bestimmt ging er das unverpackte Weihnachtsgeschenk
suchen.

SCHATTEN

    Zu
einer Aussprache kam es nicht mehr. Als ich mich am nächsten
Morgen zur Hofgesellschaft begeben wollte, begegneten mir zwei Männer
auf der Treppe der Königin. Es stellte sich heraus, dass es sich
um die besagten Juweliere handelte. Glücklicherweise kam auch
Madame de la Motte gerade des Weges. Ich stellte beide einander vor
und sah die drei gemeinsam verschwinden.
    Eine
Stunde später waren Ciaran und ich in London. Die Geschichte war
wieder im Lot und ich saß in einer überfüllten U-Bahn
der Circle Line. Überall lagen Zeitungen herum und ich erkannte,
dass ich zehn Tage weg gewesen war. Wie sollte ich das am College
erklären? Oder Mum? Wobei sie das kleinste Problem war. Mum
stellte nie viele Fragen.
    Allerdings
erinnerte mich das Datum an etwas: Ich musste heute Abend im Museum
meinen Dienst antreten. Siedendheiß fiel mir ein, dass ich
einen Arbeitstermin verpasst hatte. Hoffentlich wurde ich nicht
gefeuert. Jetzt hätte ich mich wirklich gerne in die Badewanne
gelegt und versucht sämtlichen Dreck aus verschiedenen Ländern
– und Jahrhunderten - abzuwaschen.
    Nach
einer ausgiebigen heißen Dusche durchsuchte ich meinen Schrank
nach der Uniform für die National Gallery. Dabei fiel mir auf,
dass meine T-Shirts seltsam zerwühlt in ihrem Fach lagen. Die
weiße Bluse sah auch getragen aus. Ich war mir sicher gewesen,
sie nach meinem letzten Einsatz gewaschen

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