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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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er wäre ein gutes Ziel. Genauso sinnlos der Versuch, sich
am Frischwasserrohr emporzuklimmen. Er konnte auch versuchen, an den drei
Kriegern vorbei in die Pferdekoppel zu gelangen, auf ein Pferd zu springen,
Chaos zu stiften, aber er konnte nirgendwohin reiten. Was nicht in Frage kam,
war, Richtung Hellas und Migal zu rennen, damit die ihm ein Seil zuwarfen und
ihn hochzogen. Im Wald lauerten immer noch zehn Kruhnskrieger – wenn Hellas und
Migal erst entdeckt waren, hatten sie kaum eine Chance.
    Blieb nur noch die
Flucht nach vorn. In die Höhle. Die lag am nächsten.
    Hinter seinem Rücken
entstand Bewegung. Ein Kruhnskrieger kletterte mit blutender Nase durch das
Fenster ihm nach. Wieso durch das Fenster? Weshalb benutzte er nicht einfach
die Tür?
    Die Antwort auf diese
Frage erhielt Rodraeg einen Augenblick später. Die Tür flog nach außen aus den
Angeln, mit ihr ein zerschmetterter Arbeiter und ein wütender, brüllender Stier
namens Bestar Meckin. Bestar schlug beinahe lang hin, fing sich aber und behielt
das Schwert in der Hand. Er blinzelte schnaufend und mit roten, tränenden
Augen, immer noch benommen vom Gift und Deterios Tritt.
    Â»Ihr verdammten
Dreckschweine. Kommt doch her«, knurrte er.
    Zu Rodraegs Entsetzen
schleuderte eine Söldnerin ihren Speer auf Bestar. Ein lebender Gefangener
genügte scheinbar zum Verhören. Alles war längst abgesprochen und nach draußen
getragen. Das Getuschel und Geraune mit den Vorarbeitern. Ihr Schicksal war
längst besiegelt.
    Bestar schlug den Speer
mit dem Schwert zur Seite. Die beiden anderen Krieger setzten gleichzeitig
nach. Die zweite Frau fing Bestar mit vollem Körpereinsatz ab, indem er gegen
ihren Schild sprang und sie zurückwarf. Der dritte Kruhnskrieger jedoch rammte
Bestar seinen Speer schräg in die Seite. Schreiend zog Bestar sein Schwert mit
voller Wucht waagerecht durch, so daß es in den hastig hochgerissenen Schild
des Söldners fuhr und dort steckenblieb. Jetzt benutzte Bestar sein Schwert als
Hebelwerkzeug, der Söldner konnte weder seinen Unterarm rechtzeitig aus den
Schildschlaufen lösen, noch Bestars Bewegung mitmachen. Bestar brach ihm den
Schildarm am Ellenbogen, trat ihm dann ins Gesicht, so daß der Söldner wimmernd
zu Boden ging. Jetzt wollte Bestar sein Schwert aus dem Holz und Metall des
Schildes reißen, doch zu spät. Deckungslos stand er der wild vorgetragenen
Schwertattacke der Söldnerin, die als erste ihren Speer geworfen hatte,
gegenüber. Er zog den Kopf ein, aber sie schlug daneben. Ein Pfeil steckte
zwischen ihren Schulterblättern und zwang sie wie ein unerbittliches Gewicht zu
Boden.
    Hellas! dachte Rodraeg. Nein!
Nicht! Schräg hinter ihm in der jetzt ausgefransten Türöffnung erschien
Wellingor Deterio. Schmal, beherrscht, elegant. Er blickte nach rechts zum
Talkesselrand hinauf und sah Hellas und Migal dort stehen.
    Â»Schnappt euch die
beiden da oben«, wies er die zehn Kruhnskrieger an, die jetzt aus dem
Menschenstall stürmten. »Um die hier unten kümmere ich mich.«
    Noch immer hämmerte ein
Söldner auf dem Eisenstück Alarm. Das zermürbende Geräusch war gewiß bis weit
in die Wälder zu hören. Rodraeg wollte denken, hatte aber keine Zeit. Der
Söldner, der hinter ihm durchs Fenster geklettert war, hatte ihn schon fast
erreicht.
    Bestar hielt sich seine
blutquellende Seite, legte den Kopf in den Nacken und schrie.
    Â»Miiiiiiiigaaaaaaaallll!
Miiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiigaaaaaaaaaaaalllllllll!«
    Lange brauchte er nicht
zu rufen. Migal kam. Der zweite Klippenwälder sprang einfach die Klippe hinab,
an einer Stelle, die nicht ganz senkrecht war. Zehn Schritte Höhenunterschied
abwärts auf Fußballen, Hosenboden und Rücken, in einer Kaskade aus Staub,
Steinsplittern und Lehmbrocken, die wie ein unwahrscheinlicher Umhang hinter
ihm herwallte. Rodraeg wollte denken, aber nicht einmal seinen Augen konnte er
mehr trauen. Auf allen Vieren kam Migal unten an, und statt mit gebrochenen
Knochen liegenzubleiben, richtete er sich auf und präsentierte höhnisch seine
Waffen. Er hatte jetzt zwei: Sein eigenes Schwert in der linken und Rodraegs
Anderthalbhänder in der rechten Hand. Auch Migal legte den Kopf in den Nacken
und schrie etwas.
    Â»Senchak! Afr!
Taggaraaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnn!«
    Der Gott des Krieges,
der Gott der Stärke, und der Name des Dorfes, aus dem er und Bestar stammten.
Etwa

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