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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hatte sich
Rodraeg mühsam wieder auf die Beine zurückgekämpft, als hinter ihm Hellas den
Abhang hinunterstürzte. Hellas. Der einzige, von dem Rodraeg noch gehofft
hatte, daß er entkommen und den Kreis benachrichtigen könnte. Mit wutverzerrtem
Gesicht stürmte ein Söldner auf den halb verschütteten Bogenschützen zu und
begann, wie rasend auf ihn einzudreschen.
    Rodraeg fühlte sich alt
und schwach und langsam. Flehentlich hob er beide Hände in Deterios Richtung.
    Â»Gibt es nicht
irgendeinen Weg … das zu unterbinden?«
    Â»Was zu unterbinden?«
fragte Deterio interessiert. »Die wohlverdiente Strafe für den Bogenschützen,
oder das alles hier?«
    Â»Alles. Dieses ganze
sinnlose Gemetzel.«
    Â»Dafür dürfte es wohl
zu spät sein, nachdem Euer Heckenschütze mindestens vier unserer Leute erschossen
hat, Frauen genauso wie Männer.«
    Â»Was ist, wenn wir uns
ergeben?«
    Deterio verzog die
Lippen zu einem spöttischen, vielleicht sogar mitleidigen Lächeln. »Ich kann
mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Ihr Euch nicht genau darüber im Klaren
seid, mit wem Ihr Euch da eigentlich verbündet habt. Ich sehe zwei
Klippenwälder im Blutrausch. Ihr könnt gerne versuchen, sie zum Aufgeben zu
bewegen. Versucht es. Ich werde Euch auch diese Zeit gewähren.«
    Rodraeg wandte sich um.
Er dachte nicht lange darüber nach, ob er Deterio trauen konnte, dafür war
ohnehin keine Zeit mehr. Er sah Migal, der mit wuchtigen und schnellen
Kreuzhieben beider Arme drei Söldner auseinandertrieb, einer der drei stürzte
sogar rückwärts über seinen eigenen Speer. Dadurch tat sich eine Lücke in
Richtung Bestar und Rodraeg auf. Migal sprang, hielt nachsetzende Söldner mit
seinen wirbelnden Klingen auf Abstand und lief hinüber zu ihnen, zu Bestar, der
immer noch abwartete und vor sich hinknurrte wie ein argwöhnischer Hund.
    Â»Ihr könnt aufhören!«
rief Rodraeg Migal zu. »Es ist vorüber! Wir legen die Waffen nieder.«
    Â»Du spinnst wohl«,
keuchte Migal ohne jeden Respekt. »Wir sind hier noch lange nicht fertig.«
    Â»Das hat doch keinen
Sinn«, versuchte Rodraeg zu argumentieren. »Es sind noch mindestens zwanzig von
denen übrig. Zwanzig gegen drei. Hellas ist tot.« Rodraeg wußte nicht genau, ob
Hellas tot war oder noch lebte, aber es konnte nicht schaden zu übertreiben, um
die beiden Klippenwälder zu stoppen.
    Migal war nicht im
mindesten beeindruckt. »Wie ungeschickt von ihm. Dabei hatte er doch die
bequemste Ausgangslage von uns allen. Ganz im Gegensatz zu Bestar, den du
mitten in die Scheiße geritten hast.«
    Rodraeg spürte, wie er
immer verwirrter wurde. Sein Kopf drohte zu platzen. Alle Befürchtungen, die er
Naenn gegenüber ins Feld geführt hatte, damit sie zu Hause blieb,
bewahrheiteten sich nun und kehrten sich gegen ihn. Niemand hörte mehr auf
seine Anweisungen. Kaum ging es um Leben und Tod, hatte sein Wort kein Gewicht
mehr. Andererseits: Warum auch? Was hatte er schon geleistet, außer sie alle
ins Unglück zu führen? Hellas hatte ihn gewarnt. Migal. Naenn. Riban. Nur er
hatte tatsächlich geglaubt, dieses Tal hier allein mit Worten bezwingen zu
können. »Migal«, sagte er, und es war ihm ganz egal, daß ihre Gegner nun schon
beinahe alle ihre Namen kannten, »eines der Schwerter, die du da trägst, gehört
mir. Ich möchte es gerne wiederhaben. Jetzt sofort.«
    Â»Du kannst es doch gar
nicht führen. Was willst du damit?«
    Â»Ich will es
niederlegen. Damit wir hier lebend rauskommen.«
    Migal lachte auf. »Wir
kommen hier nicht lebend raus. Aber wir werden auch nicht umsonst verrecken.
Bestar und ich brechen durch in die Höhle und führen unseren Auftrag zu Ende.«
    Â»Nein! Migal, Bestar,
laßt das sein! Wir wissen noch immer nichts über diese Höhle! Wenn ihr da
reingeht und alles kurz und klein schlagt, löst ihr womöglich eine furchtbare
Katastrophe aus!«
    Â»Gut«, meinte Migal
gedehnt. »Dann wird eine furchtbare Katastrophe unser Grabmal sein!« Damit
wandte er sich um und stürmte auf die fünf Söldner zu, die noch zwischen ihm
und dem Höhleneingang standen. Bestar folgte ihm zögernd, nach einem langen
schmerzerfüllten Blick auf Rodraeg, der einfach nur den Kopf schüttelte. Dann
brüllten beide Klippenwälder um die Wette, und da die

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