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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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kenne, antwortete er: »Wir sind uns in Terrek begegnet,
vor einigen Tagen. Das Gasthaus hieß, glaube ich, Seesonne .«
    Auf die Frage, weshalb
sie hierhergekommen seien, antwortete er: »Ich weiß nicht, was die anderen hier
suchen. Ich jedenfalls kam her, um Kruhnskrieger zu töten. Das ist so viel
einfacher als Hasen jagen.«
    Nach diesen Worten
begann Kruhn Sessiu, ihn zu prügeln und herumzuschreien, und Deterio mußte das
Verhör abbrechen, ohne etwas Verwertbares erfahren zu haben.
    Am folgenden Tag
versuchten sie, Rodraeg in die Mangel zu nehmen.
    Rodraeg nannte ihrer
aller Vornamen, weil er wußte, daß Deterio die während des Kampfes ohnehin
schon mitbekommen hatte. Ansonsten verweigerte er jegliche Aussage bis zu
seiner bedingungslosen Freilassung, da er nachweislich niemandem etwas angetan
hätte außer vielleicht einer blutigen Nase. Dann beteuerte er noch, daß das
meiste von dem, was er Deterio und Tugri erzählt habe, die reine Wahrheit
gewesen sei, und daß niemand hätte zu Schaden kommen müssen, wenn Deterio nicht
den vollkommen überflüssigen Befehl zur Eröffnung der Gewalttätigkeiten gegeben
hätte.
    Fast zwei Stunden lang
redeten überwiegend Tugri und der Anführer der Kruhnskrieger auf ihn ein, doch
Rodraeg blieb stur und pochte auf sein Recht auf eine ordentliche Verhandlung
vor einem Aldavaer Schiedsgericht. Im Stillen spielte er mit dem Gedanken,
Baladesars Namen zu nennen. Ein hervorragender Advokat, der sie vielleicht alle
hier herauspauken konnte. Doch Rodraeg entschied sich dagegen. Es hatte neun
Tote gegeben, und Baladesar würde lügen und tricksen müssen, um sie von dieser
Schuld reinzuwaschen. Das war nicht gut für ihn, seinen Ruf, seine Frau und die
Kinder. Baladesar hatte zwar seine Hilfe angeboten, aber Rodraeg wollte ihn auf
keinen Fall in eine solch häßliche Sache hineinziehen.
    Gleich nach Rodraeg
wurde noch Migal zum Verhör gezerrt, aber das blieb vollkommen ergebnislos,
denn Migal sang die ganze Zeit über ein derbes Klippenwälder Spottlied.
Ansonsten sprach er kein Wort.
    Er und Rodraeg wurden
auf halbe Ration gesetzt. Bestar und Hellas lebten ohnehin nur von dem, was
Migal und Rodraeg ihnen abgaben.
    Aus diesem Grund begann
Hellas am fünften Tag mitzuarbeiten, zumindest, so gut er das konnte mit nur
einem funktionierenden Arm und steifem Oberkörper.
    Dieser fünfte Tag, der
28. Regenmond des Jahres 682 nach der Königskrone, war Rodraegs 37. Geburtstag,
aber er erzählte es niemandem. Es gab keine Möglichkeit zu feiern, und selbst
wenn, warum ausgerechnet ihn, der ihnen dieses Schicksal eingebrockt hatte?
    Der achte Tag ihrer
Fron war der erste Tag des Blütenmondes. Draußen begann die farbenprächtigste
und dufterfüllteste Zeit des Jahres, doch hier in der Höhle gab es kaum Licht,
keine Farben, und jeder Atemzug schmeckte nach Qualm.
    Rodraeg entwickelte
einen hartnäckigen Reizhusten und bestand darauf, daß sie alle stets
Atemschutztücher vor den Gesichtern trugen wie die Arbeiter, die oben am
Talkesselrand das Schmutzwasser in den Ableitungstrog schütten mußten.
    Obwohl Hunger und Durst
und körperliche Erschöpfung sie peinigten und reizten, obwohl der Mangel an
Licht und schmerzloser Luft ihnen allen zu schaffen machte, ging es Bestar
langsam besser. Das war in erster Linie Migals Verdienst, der die Wunden seines
Freundes morgens und abends mit dem Frischwasser, zu dem die Abkühler leichten
Zugang hatten, wusch, und damit verhinderte, daß sich Entzündungen bildeten.
Bestar ließ die Ebene des todnahen Schlafens hinter sich und kam zu Bewußtsein.
Kaum hatte er begriffen, daß die anderen für ihn mitarbeiteten und ihm von
ihren kümmerlichen Zuteilungen abgaben, wollte er aufstehen und selbst
zupacken, aber Rodraeg konnte ihn überzeugen, daß es vernünftiger war, sich
noch mindestens zwei weitere Tage auszuruhen. Danach konnte Bestar mitmachen,
und wenn er erst wieder richtig bei Kräften wäre, würde seine Arbeitsleistung
es den anderen ermöglichen, sich wechselweise für je einen Tag auszuruhen.
    So setzten sie es in
die Tat um. Ab dem zehnten Tag arbeitete Bestar unter den Abkühlern mit. Am
dreizehnten Tag machte Hellas einen Tag Pause, am vierzehnten Rodraeg. Migal
verzichtete. Die beiden Klippenwälder arbeiteten Seite an Seite, schütteten
Wasser um, senkten umhüllte Gefäße

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