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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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doch Naenn bremste ihn. Jetzt war nicht die richtige Zeit für einen
Hausrundgang. Riban Leribin saß im Gemeinschaftszimmer am großen Tisch und wartete.
Das über siebzigjährige Kind sah blaß aus und erkältet, der Kopf zu groß für
die schmalen Schultern, die schmerzgewohnten Augen zu groß für den Kopf.
Zwischen seinen Händen stand ein Becher Wein. Das Kind trank Alkohol,
unvernünftig angesichts des vorbestimmten Todes.
    Â»Freut mich, daß es
funktioniert hat«, sagte Riban knapp zur Begrüßung.
    Rodraeg stellte erst
einmal diejenigen vor, die sich noch nicht kannten – »Bestar Meckin vom Mammut,
Hellas Borgondi vom Mammut, Riban Leribin vom Kreis« – und nahm mit den anderen
rings um den Tisch Platz. Es gab nur sechs Stühle, aber durch Migals Weggang
stimmte die Zahl mit der Anzahl der Anwesenden überein. Bestar und Hellas
machten große Augen und wechselten vielsagende Blicke. Sie hatten sich die
Vertreter des Kreises ganz anders vorgestellt, Bestar größer und Hellas älter.
    Â»Ihr … wußtet, daß
wir heute ankommen?« fragte Rodraeg stockend. Ein neuer Hustenreiz schnürte ihm
die Kehle zu, aber er wollte jetzt keine Schwäche zeigen, nicht vor demjenigen,
der ihm von Anfang an nichts zugetraut hatte.
    Â»Naenn hat es ein wenig
zu wundertätig formuliert: Es war keine Weissagung, eher eine Berechnung«,
sagte Riban ernst. »Wir haben euren Brief aus Terrek, in dem ihr uns über
›Batis‹ informiertet, am letzten Tag des Regenmonds erhalten. Drei Tage später
ist es Ilde Hagelfels gelungen, einen an ›Batis‹ gerichteten Brief abzufangen,
in dem die Gefangennahme von vier Männern berichtet wurde, deren Beschreibung
ungefähr mit dem übereinstimmte, was uns Naenn kurz nach eurem Aufbruch
geschrieben hat. Von da ab brauchte Estéron zwei Wochen, um Ijugis und sein
Erdbeben aufzuspüren. Eine Woche brauchte das Erdbeben dann nach Terrek. Davon
ausgehend, daß die Befreiung erfolgreich war und ihr danach unverzüglich Richtung
Warchaim aufbrechen würdet, mußtet ihr heute oder morgen oder spätestens
übermorgen hier eintreffen. Ich danke euch, daß ihr mich nicht zum Verkünder
falscher Hoffnungen habt werden lassen.«
    Cajin brachte Becher,
Wein und frisches Brot für alle. Bestars Gesicht hellte sich auf.
    Nun begann Rodraeg mit
seiner Erzählung. Er erläuterte alles, so genau wie möglich. Wie er die Männer
für die Gruppe zusammengesucht hatte. Timbare und Gorik. Der Erhalt des
Auftragsbriefes und ihr Aufbruch. Der Angriff der Fledersalamander. Luriz’
Heiltrank. Das Arispfest in Kirna. Der Geleitschutz für die Reisegruppe. Der
Bartendrache namens Iddni, den Hellas erspäht hatte. Terrek. Magister Abachran
und Schulze Haaf. Die Suche nach der Waldmine. Die Kruhnskrieger. Das geheime
Tal. Der fiebernde Fluß. Die Aufteilung des Mammuts in zwei Zweiergruppen.
Kisem Tugri und Wellingor Deterio. Die Kämpfe im Talkessel. Die Gefangennahme.
Die einundvierzigtägige Fronarbeit. Die Schwarzwachsquelle. Migals Fluchtpläne
und Bestars Gegenmaßnahme. Erdbebens Gemetzel, und wie Rodraeg außerhalb der
Höhle mit ihnen Kontakt aufnahm. Die Befreiung des Mammuts. Die Rüstkammer der
Königin. Strömendes Wasser und Kalk. Bestars schwere Verwundung. Deterios
letzte Worte. Die zitternde Erde, der Nebeldampf und die brennende Hütte. Wie
mehrere Wege sich wieder trennten. Achildea. Geskara. Niers. Die Theorien der
vier Elemente. Neuigkeiten vom Affenmenschenfeldzug. Die Rückreise und der
hölzerne Kopf, den Rodraeg aus seinem Rucksack holte und für alle sichtbar auf
den Tisch stellte. Das Marionettengras und der Husten, denn es hatte keinen
Sinn mehr, das zu verheimlichen. Während der Erzählung hatte Rodraeg mindestens
ein Dutzend Anfälle gehabt, und Naenn und Cajin sahen ihn besorgt an. Riban
Leribin blickte nirgendwohin außer in seinen Weinbecher.
    Draußen vor dem Fenster
dämmerte der Abend.
    Riban schien in
Gedanken versunken. Dann fing er mit heiserer Knabenstimme zu sprechen an. »Die
Lage in Terrek hat sich nicht verbessert. Zwar werden der zuleitende Bach und
der Lairon-See nicht weiter durch Kühlwasserrückstände verunreinigt, aber durch
das Einfließen des Wassers in die Schwarzwachsquelle scheint mir eine
erhebliche Störung der erdgegebenen Energieschwingungshöhe verursacht

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