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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Klippenwälder sagte gar nichts, fragte
nicht nach, tobte nicht, trauerte nicht, haderte nicht. Er sah eher erleichtert
aus.
    Â»Ich würde mich nie
vermummen im Kampf«, sagte er leise. »Komische Träume habe ich gehabt im
Schlaf. Ich war wieder klein und schwach. Mein Vater war wieder hinter mir her,
das brutale, versoffene Schwein, mit seiner verfluchten Lanze. Migal hat zu mir
gehalten. Zu zweit hatten wir eine Chance. Ich hasse diese Träume. Da ist man
nun groß und stark geworden, aber da drinnen« – er hämmerte sich mit dem Finger
gegen die Schläfe – »da drinnen ist man immer noch nicht weiter.«
    Rodraeg legte Bestar
beide Hände auf die Schultern. Es staubte. Zwar war Bestars Kluft von Sefahe
Achildea notdürftig ausgeklopft und abgebürstet worden, aber sie war alles
andere als sauber. »Bestar, es tut mir wirklich sehr leid. Ihr wart
unzertrennlich, ihr beiden. Wie Brüder. Dann zwei Monde beim Mammut, und ihr
trennt euch. Ich fürchte, das ist alles meine Schuld.«
    Â»Nein, nein, laß mal.
So ähnlich waren wir uns gar nicht. Migal hatte immer diese Frauengeschichten,
du hast es ja selbst erlebt, auf dem Arispfest. Er sagte immer, wo wir als
nächstes hingehen, und ich bin mitgetrottet. Aber ein wirkliches Ziel hatten wir
beide nicht. Wir ließen uns treiben mit unseren Schwertern, und Migal bestimmte
den Kurs. Aber jetzt, mit dem Mammut, ist das irgendwie – anders. Ich gehöre
plötzlich zu etwas. Ich kann dieses Häuschen in Warchaim sehr gut leiden. Das
ist das erste Mal, daß ich ein eigenes Zimmer habe. Cajin mag ich auch.« Bestar
stockte. Er genierte sich, auch Naenn oder Rodraeg zu loben. Der große,
häßliche Kerl genierte sich, und Rodraeg schluckte vor Rührung. »Was ich sagen
will, ist: Ich würde euch nie verlassen. Wenn ihr mich ohne Migal überhaupt
noch brauchen könnt, würde ich gern bei euch bleiben.«
    Â»Bestar – du machst
wohl Witze?! Ob wir dich noch brauchen können? Ohne dich würde ich das Mammut
auflösen! Wenn du eines Tages weggehst, oder wenn du im Kampf fällst, dann kann
ich einpacken und nach Kuellen zurückgehen.«
    Â»Ach, das stimmt doch
gar nicht …«
    Â»Ich meine das völlig
ernst. Wer war mein Leibwächter unten im Tal? Wer hat Migal davon abgehalten,
uns alle durch einen Fluchtversuch in zusätzliche Schwierigkeiten zu bringen?
Wer hat mir Zembe vom Hals geschafft? Ohne dich wäre ich dreimal tot oder schlimmeres.
Also hör mir gut zu: Du trägst eine große Verantwortung. Kein Bestar Meckin,
kein Mammut. Vor allem mußt du in Zukunft besser auf dich achtgeben, denn wir
haben noch viel gemeinsam vor.«
    Â»Ja, das hört sich gut
an«, seufzte Bestar und legte sich wieder entspannt zurück. »Kein Bestar
Meckin, kein Mammut«, murmelte er leise. Dann, lauter: »Was ist eigentlich aus
den Pferden geworden?«
    Â»Die Leute aus Terrek
haben sie aus dem Tal gehievt.«
    Â»Dann ist es gut. Man
soll Pferde nicht essen. Diese schäbigen Söldner … sollten wissen …
daß man …« Weiter kam er nicht, er war wieder eingeschlafen. Was für einen
Dampf Geskara ihm auch in die Nase gepustet hatte, er wirkte nach über zwei
Tagen noch stark genug, um einen Hünen auf die Bretter zu schicken.
    Die nächsten beiden
Tage, der achte und neunte Wiesenmond, verliefen ruhig und entspannt. Wenn sie
lagerten, machte Bestar erste Gehversuche, aber da sie keine Eile hatten und
noch nicht die Hälfte der Strecke bis Warchaim zurückgelegt war, überredete
Rodraeg ihn, einfach noch weiter auf dem Wagen zu bleiben.
    Benter Smoi erzählte
Anekdoten von Meister Heisel und anderen Holzschnitzern. Er behauptete steif
und fest, daß die fliegenden Vögel Heisels tatsächlich fliegen konnten.
»Holzvögel können nicht fliegen!« sagte Bestar mehrmals. Smoi entgegnete nur,
mit rätselhaftem Lächeln: »Das kommt darauf an, was man oben und was unten
nennt.«
    Hellas fühlte sich
nackt ohne Bogen. Gerne hätte er ein Wild geschossen, um den trockenen und
krümeligen Speiseplan zu bereichern. Rodraeg versprach, ihm vom nächsten Geld
des Kreises einen schönen neuen Langbogen zu kaufen, gefertigt von der Frau des
Schmiedes Teff Baitz.
    Am Morgen des Zehnten
war Rodraegs Marionettenkraut aufgebraucht, und er machte sich große Sorgen
deswegen. Der Husten war

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