Die dunkle Quelle
erpressen konnte.
»Noch ist kein Blut
vergossen worden«, sagte Naenn beschwichtigend. »Belassen wir es dabei. Wir
können uns einigen.«
»Das wäre schon
möglich«, meinte Ryot. »Was führt euch eigentlich in die Hauptstadt?«
Das
geht dich einen ScheiÃdreck an , wollte Rodraeg krächzen, doch Naenn kam ihm zuvor. »Wir wollen zum
Wohle des gesamten Kontinents arbeiten.«
Zum
Wohle des gesamten Kontinents . Wie hohl diese Phrase jetzt in Rodraegs Ohren dröhnte â jetzt, wo er
hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken lag und dulden muÃte, daà dieser Lump die
Bedingungen diktierte.
»Wie macht man sowas?
Ich meine: Wie arbeitet man für etwas anderes als sich selbst?«
»Indem man mit anderen
zusammenarbeitet, denen das Wohl des gesamten Kontinents am Herzen liegt. Auch
du könntest mit uns zusammenarbeiten, Ryot Melron von der Roten Wand. Ich
denke, tief unter Zorn und Schutt verborgen ruht in dir ein guter Kern.«
»Das ist lächerlich.«
Ryots Stimme klang verächtlich, aber da war auch Selbsthaà in seinem Tonfall.
»Ich fürchte, ich kann jetzt nur noch eines für euch tun.« Er erhob sich von Rodraeg.
Dieser konnte jetzt, von Ryots Gewicht befreit, erstmals wieder richtig atmen,
hustete und wälzte sich auf die Seite. »Tenkar, Barri â ihr paÃt mit euren
Waffen auf, daà die Dame nicht wieder irgendwelchen Schabernack treibt. Und du
â wie war nochmal dein Name?«
»Rodraeg.«
»Du steht auf und
zeigst mir, wie du für den Kontinent kämpfst, wenn sich jemand zwischen dich
und dein hehres Ziel stellt.«
»Ich habe keine Lust zu
kämpfen.«
»Du hast die Wahl.
Kämpfst du nicht, dann bringen wir euch beide um. Vorher haben Tenkar und Barri
noch ihren Spaà mit dem Mädchen. Kämpfst du und gewinnst, verziehen wir uns und
schlagen woanders unser Nachtlager auf. Kämpfst du und verlierst, dann nehmen
wir dein Geld. Das Mädchen und ihr Geld bleiben unbehelligt, weil sie bereits
bewiesen hat, daà sie kein Schwächling ist.«
Rodraeg rappelte sich
hoch. Noch immer zitterten ihm die Knie. Ryot war ein wenig gröÃer als er,
deutlich kräftiger, etwa zehn Jahre jünger. Und er hatte gewià nicht die
letzten fünf Jahre hinter einem Schreibtisch gesessen.
»Das ist barbarisch«,
protestierte Rodraeg.
Ryot lächelte wieder.
»Wach auf! Dies ist eine barbarische Welt.«
»Also gut. Wie kämpfen
wir?«
»Ohne Waffen, nur mit
den Fäusten. Ganz einfach. Bis einer nicht mehr aufsteht.«
»Und ich soll dir
vertrauen, daà Naenn nichts geschieht, falls ich bewuÃtlos am Boden liege.«
»Du willst Sicherheit?
Dann muÃt du mich besiegen.«
Rodraeg seufzte.
»Bringen wir es hinter uns.«
Sie suchten sich einen
Kampfplatz, der einigermaÃen gleichmäÃig vom Feuer beschienen war. Tenkar und
Barri hatten sich beide bewaffnet und überwachten Naenn, während Rodraeg und
Ryot den Boden von Ãsten säuberten. Rodraeg zog seine Jacke aus und lockerte
seine Arme.
Naenns Augen glitzerten
im Spiel der Flammen. »Du brauchst das nicht zu tun, Rodraeg. Ich habe keine
Angst vor ihnen. Wenn sie uns töten wollen, können wir uns gemeinsam wehren.«
»Aber vielleicht ist es
am einfachsten so«, antwortete Rodraeg. »Ich haue ihn um und SchluÃ. Kein
BlutvergieÃen.« Er versuchte ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, aber
sie brauchte seine Gedanken gar nicht zu lesen, um mitzubekommen, wie mulmig
ihm war. Rodraeg war kein guter Faustkämpfer. In seiner Jugend hatte er einige
Geschicklichkeit im Umgang mit dem Säbel und im Ringkampf erworben, aber
Ringkampf taugte nichts im wirklichen Leben, weil ein echter Gegner sich nicht
an die Regeln hielt. Für den Faustkampf hatte Rodraeg immer zu empfindliche
Finger gehabt. Ohne schützende Umwicklung, fürchtete er, könnten sie ihm
brechen, falls er Ryot ins Gesicht schlug. Er würde sich also auf Körpertreffer
beschränken müssen.
Der Kampf begann, ohne
daà jemand ein Signal gab. Ryot bewegte sich einfach vorwärts und schlug
Rodraeg krachend auf die Nase. Rodraeg ging nicht zu Boden, aber er sah weiÃe
Funken blitzen und muÃte Tränen wegblinzeln, die unwillkürlich seine Augen
fluteten. Er nahm die Arme hoch, schuf Kopfdeckung mit seinen Unterarmen.
Soviel immerhin hatte er aus seiner Jugend noch
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