Die dunkle Quelle
und wurden unversehens vom Bürgermeister höchstpersönlich willkommen
geheiÃen. Rodraeg traute seinen Augen und Ohren nicht. Der Bürgermeister von
Kuellen hätte sich niemals dazu herabgelassen, sich um solche niederen
Angelegenheiten zu kümmern. »Haltet mir bloà die Arbeit vom Leib« war seine
Lieblingsanweisung an seine Mitarbeiter gewesen.
Bürgermeister Tommsen
pflegte offensichtlich einen anderen Stil. Obwohl mindestens zehn Schreiber
Dienst taten, lieà er es sich nicht nehmen, die Neubürger mit Händedruck zu
begrüÃen. Rodraeg trug seinen und Cajins Namen als Haushaltsvorstände im
Grundstücksbuch ein, und Das Haus des Mammuts unter
»Gewerbe«.
»Darf man fragen, was
für eine Art von Gewerbe das ist?« fragte Tommsen fröhlich. Er war korpulent,
mit halblangem Haarkranz, hatte eine rötliche, weinselige Nase und wirkte im
groÃen und ganzen dermaÃen harmlos und ulkig, daà Rodraeg in ihm eine
Marionette des Stadtrats vermutete, mit einem finsteren Baron Figelius â bei
dem die Ummauerung seines SchloÃparks schon andeutete, was er vom gemeinen Volk
hielt â als Hauptstrippenzieher.
»Nun, wir bearbeiten
Aufträge, die mit ungewöhnlichen Naturereignissen zusammenhängen. Sehr
spezielle Arbeit.«
»Aber natürlich immer
auf der Suche nach neuen Auftraggebern, nehme ich an?«
»Ãhhm, prinzipiell
steht unser Haus jedermann offen, das ist richtig, aber wir haben Stammkunden,
unter anderem in der Hauptstadt. Die meiste Zeit über sind wir also vollständig
ausgelastet, und es kann auch passieren, daà wir einen Auftrag ablehnen müssen,
weil er nicht in unser Vorgehensmuster paÃt.«
»Verstehe«, behauptete
Tommsen mit angestrengt zusammengekniffenen Augen. »Jedenfalls klingt das ja
alles so, als wäre das Unternehmen gut im Geschäft. Freut mich, daà Ihr Euch
für Warchaim entschieden habt. Dürfte ich nun noch um einen kleinen
persönlichen Eintrag ins Stadtbuch bitten?«
Aha, dachte Rodraeg.
Hier kommen die Verssammlungen also ganz zu Anfang. Fragend blickte er Naenn
und Cajin an, doch die traten einen Schritt zurück. Rodraeg nahm den vom
Bürgermeister dargebotenen Federkiel und schrieb in das goldlaminierte Bürgerbuch:
Â
»Irgendwo zwischen den
zehn Tempeln und dem SchloÃ
zwischen dem Hafen und
der Marktplatzlinde
den Hallen der Siechen
und den Häusern der Händler
dem Gefängnis und den
Stadtmauertrümmern
und den StraÃen nach
Westen, Osten, Norden und Süden
wurde heute, am 4. Tag
des Regenmondes
im Jahre 682 nach der
Königskrone
in dieser Stadt namens
Warchaim
ein Mammut geboren.«
An seinen Traum
erinnert, widerstand Rodraeg der Versuchung, den Satz »Möge es seinen Jägern
entkommen und in Frieden aufwachsen« darunterzusetzen. Statt dessen
unterzeichnete er schwungvoll mit »Rodraeg T. Delbane« und gab dem
Bürgermeister die Feder zurück. Der las und strahlte über das ganze Gesicht.
»Für einen
Neuankömmling kennt Ihr Euch schon recht gut aus in der Stadt.«
»Ich hätte noch mehr
Einzelheiten genannt, wenn ich meinen Stadtrundgang schon hätte vollenden
können, aber unser Weg führte uns zuerst zum Rathaus.«
»Dann will ich Euch
noch dies hier zum Geschenk machen, mein lieber Delbane.« Tommsen eilte zu
einem Schrank und holte einen vierfach gefalteten Druck heraus. »Eine Karte von
Warchaim. Etwa zehn Jahre alt, also nicht in allen Kleinigkeiten auf dem
neuesten Stand, aber allemal ausreichend, um sich hier zurechtzufinden.«
»Das ist ausgesprochen
groÃzügig, Bürgermeister. Vielen Dank.« Rodraeg nahm die Karte an sich und
drückte die Hand Tommsens. »Bekommt jeder Neubürger so einen Stadtplan geschenkt?«
»Solange der Vorrat
reicht, sage ich immer. Solange der Vorrat reicht.« Tommsen zwinkerte, sie
verbeugten sich zu dritt vor ihm und verlieÃen dann die Räumlichkeiten.
»Netter Bursche«,
befand Cajin, als sie auf die Rathausvortreppe ins Freie traten.
»Ja«, bestätigte
Rodraeg. »Kaum zu glauben, für was für einen Mistkerl ich im Vergleich dazu die
letzten sechs Jahre geschuftet habe.«
»Warum hast du erzählt,
daà die Warchaimer jederzeit zu uns kommen können?« fragte Naenn. »Wir können
keine Aufträge annehmen, die nicht vom Kreis stammen.«
»Aber wir können
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