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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Ich fürchte, es wird gefährlich sein.«
    »Auch nicht gefährlicher als das, was wir schon erlebt haben!«, schnaubte Tania. »Okay, dann geh ich jetzt zu Edric und Cordelia zurück und erzähle ihnen alles. Und dann suchen wir die Bernsteinmine und retten den König.« Sie streckte ihre Hand nach der Wasserpfütze aus. »Danke«, sagte sie leise. »Ich bin so froh.«
    Titania reichte ihr ebenfalls die Hand. »Hätte ich es euch doch nur früher erzählen können, mein Kind!«
    »Nein, nei n – ist schon gut.« Einen Augenblick berührten sich ihre Fingerspitzen an der Wasseroberfläche und das Spiegelbild löste sich in tausend kleine Kräuselwellen auf. Die Königin war verschwunden.
    Tania sprang auf und lief in die Höhle zurück.
    Edric und Tania lagen am Rand des Kraters im Herzen der Insel. Es war ein mühsamer Aufstieg durch den schwarzen Geröllsplitt gewesen, aber nun waren sie endlich oben und blickten auf die berühmte Bernsteinmine von Tasha Dhul hinab.
    Cordelia war bei Oberon geblieben, obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte, die anderen allein der Gefahr auszusetzen, doch Edric und Tania hatten sie überzeugt, dass es so besser war. Edrics Worte hatten den Ausschlag gegeben.
    »Der König kann uns sehen«, hatte er eingewandt. »Ich weiß es, ich war ja selbst im Bernsteingefängnis. Bleibt bei ihm, Mylady. Das wird ihn trösten.«
    Die Kraterhänge fielen zu einer ovalen Vertiefung ab, die mit Löchern und gähnenden Höhlenschlünden übersät war. Zu ihrer Linken waren die Überreste eines alten Pfads zu sehen. Er schlängelte sich an einer Steilwand bis auf den Grund der Schlucht hinunter und endete in einem großen, abfallenden Höhleneingang.
    »Bin mal gespannt, wer der Wächter ist«, murmelte Edric. »Ein Tier oder ein Elfenwesen?«
    »Ich glaube, Titania wusste es auch nicht. Er wurde vor langer, langer Zeit dorthin befohlen. Vielleicht ist er längst tot.«
    »Du glaubst doch nicht, dass der König einen sterblichen Wächter berufen würde?«
    »Wohl kaum«, gab Tania stirnrunzelnd zu. »Kannst du sehen, ob sich dort unten etwas bewegt?«
    »Nein, ich sehe nichts. Was aber nicht heißt, dass nichts da ist.«
    Schließlich standen sie auf und kletterten über den Kraterrand, um den Abstieg zu beginnen. Loses Geröll rutschte unter ihren Füßen weg. Hand in Hand schlitterten sie nach unten. Dann überquerten sie vorsichtig auf einem Trampelpfad den Talboden. Über ihnen zogen dicke Wolken auf und verdeckten die Sonne. Eine unnatürliche Dunkelheit senkte sich auf sie herab, wie Dämmerlicht am hellen Mittag.
    »Wenn wir doch nur Schwerter hätten«, wisperte Tania.
    »Oder einen Raketenwerfer«, zischte Edric zurück.
    Sie wechselten einen bangen Blick und fassten einander noch fester bei den Händen.
    Als sie den hohen Eingang der Mine erreichten, begann es zu regnen. Das Bergwerk reichte tief in den klaffenden Schlund hinab. Schwarze Wasserlachen sammelten sich in den Löchern und Furchen am Boden. Weiter innen bemerkte Tania, dass die Wände über ihnen von schwarzen Adern durchzogen waren, die im schwachen Lichtschein glitzerten. Hinter ihnen rauschte der Regen stetig herab.
    Edric ließ jetzt Tanias Hand los. Er bog zur Seite ab und balancierte vorsichtig zwischen den immer größer werdenden Wasserlachen hindurch. Tania folgte ihm und sah ihn im Dunkeln kauern, ein paar kleine schwarze Bernsteinstücke in der hohlen Hand.
    »Das ist alles, was wir brauchen«, sagte er und blickte zu ihr auf. »Kommt mir fast zu einfach vor, dir nicht?«
    »Ach, weißt du, ich hab’s gern einfach«, antwortete Tania und hockte sich neben ihn. »Ich hab solchen Durst, Edri c – meinst, das Wasser hier drin ist trinkbar?«
    »Warum nicht? Ist doch nur Regenwasser.«
    Tania probierte eine Handvoll von dem eisigen Nass. Es schmeckte ein wenig bitter, vielleicht wegen der Minerale, die darin enthalten waren, aber es war erfrischend und nicht unangenehm. Sie schöpfte noch ein paar Handvoll und füllte anschließend ihren Wasserschlauch.
    Da stand Edric plötzlich auf und spähte angestrengt in den großen schwarzen Höhlenschlund.
    »Was ist?«, fragte Tania.
    »Ich dachte, ich hätte was gehört.«
    Tania stand auch auf und band ihre Wasserflasche am Gürtel fest. »Nichts wie weg hier!«, sagte sie, denn jetzt hörte sie es auch. Ängstlich spähte sie in die undurchdringliche Schwärze.
    Am anderen Ende der Höhle zeichnete sich eine Gestalt ab, rote Augen funkelten sie an.
    »Lauf!«, schrie

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