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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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ein weiblicher.
    »Vielleicht haben sie etwas gefunden«, sagte Tania und schöpfte wieder Hoffnung.
    »Oder vielleicht geben sie auf«, brummte Edric.
    Hastig kletterten sie über die Felsen zu einem hohen Überhang. Die drei geflügelten Wesen schwebten näher. Das Weibchen war Clorimel.
    »Hört, Fid Foltaigg!«, rief sie ihnen zu. »Die Sonne ruht in einer Höhle im Norden der Insel. Ithacar und Uriban haben sie gesehen. Sie liegt in einem gelben Lichtschein und schläft mit offenen Augen.«
    »Oberon!«, stieß Tania aufgeregt hervor. »Sie haben ihn gefunden.« Dann rief sie den Lios Foltaigg zu: »Könnt ihr uns den Weg dorthin zeigen?«
    »Ja!«, rief Clorimel. »Kommt mit, es ist nicht weit!«
    Die Lios Foltaigg führten sie um die Westküste der Insel zu einem höhlenübersäten Tal, das in einem Ring zerklüfteter Berge lag.
    »Barmherzige Geister!«, rief Cordelia. »Seht ihr das Licht dort?«
    Ein bernsteinfarbener Glanz drang aus einer der Höhlen. Tania ließ den Lichtschein nicht aus den Augen, als sie den Hang hinunterschlitterten, und betete, dass sie den König lebend in der Höhle finden würden. Die Höhle war nicht viel mehr als eine Vertiefung in den Klippen, das Dach niedrig und zerklüftet, der Boden aus grauem Schiefer. Aber der Bernsteinglanz erleuchtete die Wände, sodass der Raum wie vergoldet war.
    Das Bernsteingefängnis hing in der Luft, eine Handbreit vom Boden entfernt und mit einem Netz von grauen Eisenbändern umhüllt, durch dessen Maschen Licht sickerte. Eine reglose Gestalt war in der Kugel eingeschlossen. Cordelia schluchzte und schlug die Hände vors Gesicht. Tania trat vor und dachte schaudernd an den Tag, an dem sie Edric in einer solchen Kugel gefunden hatte.
    Oberon lag auf der Seite, in ein dunkles, weiß verbrämtes Pelzgewand gehüllt. Die blauen Augen in seinem schönen, bärtigen Gesicht waren geöffnet, doch leer und ohne Leben. Er hatte einen Arm erhoben, als sei er mitten in der Bewegung erstarrt.
    Tania trat noch näher heran. Eine Träne rollte ihr über die Wange, als sie hinter dem tödlichen Eisengitter das Gesicht ihres Elfenvaters erblickte. Sein leerer Blick raubte ihr jede Hoffnung. Hinter ihr schluchzte Cordelia und sie biss sich verzweifelt auf die Lippen.
    Edric trat stumm neben sie.
    So verharrten sie einen Moment lang und starrten auf die Bernsteinkugel. Schließlich streckte Tania die Hand danach aus. Ein blauer Funke schoss aus den Eisenbändern und brannte wie Feuer auf ihrer Haut. Der Schmerz schoss durch ihren Arm, sodass sie schreiend die Hand wegzog.
    »Ich kann die Kugel ja noch nicht mal anfassen«, schluchzte sie. »Jetzt sind wir so weit gekommen und trotzdem war alles umsonst!« Verzweifelt sank sie zu Boden. »Aus, vorbei!«, rief sie. »Es ist hoffnungslos! Total hoffnungslos!«

XX
    D ie Nacht legte sich über Ynis Maw wie eine schwere schwarze Decke. Es gab keine Sterne, keinen noch so winzigen Lichtschimmer, außer dem traurigen Bernsteinglanz, der wie eingeschlossenes Mondlicht aus Oberons Gefängnis drang.
    Sie brachten es nicht übers Herz, Oberon eine weitere Nacht in seinem Gefängnis allein zu lassen, und so hatten sie sich schlecht und recht in der Höhle eingerichtet. Tania hatte die erste Wache übernommen, Edric und Cordelia schliefen auf dem harten Schieferboden, Tania hatte die erste Wache übernommen. In ihren Mantel gehüllt, kauerte sie in der Höhlenöffnung, den Rücken an den kalten Fels gelehnt, und spähte ins Dunkel, das jenseits des Bernsteinschimmers lag. Finstere Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie hatten keinen schwarzen Bernstein, um die Isenmortfesseln zu schmelzen und das Gefängnis aufzubrechen. Und wie sollten sie Oberon befreien, wenn sie die Bernsteinkugel nicht einmal anfassen konnten?
    Das Geräusch gedämpfter Schritte riss sie aus ihren Gedanken. Tania dachte an die düsteren Gestalten, die Cordelia gesehen hatt e – die Verbannten. Waren sie mitten in der Nacht hier draußen, um die Gefährten zu überfallen?
    Das tappende Geräusch wurde lauter und ein schwerer Regentropfen klatschte auf Tanias Hand. Dunkle Punkte erschienen auf dem grauen Stein vor der Höhlenöffnung. Der Regen wurde heftiger, im Licht der Bernsteinkugel blitzten die Tropfen wie Juwelen. Tania zog sich tiefer in die Höhle zurück. Bald war der Fels klatschnass, der Regen peitschte herunter, das Wasser zischte und fauchte wie ein Nest voller Schlangen und Eidechsen.
    Donner grollte und Blitze zuckten, sodass sekundenlang

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